Berlin, 16. Januar 2013. Auch im Jahr 2013 reißt die Serie der Selbstverbrennungen in Tibet nicht ab. Am 12. Januar setzte sich der 22-jährige Tsering Tashi im nordosttibetischen Amchok selbst in Brand und verstarb an Ort und Stelle. Ein im Internet verbreitetes Video zeigt ihn in traditioneller tibetischer Tracht wie er, bereits in Flammen gehüllt und auf der Erde liegend, seine Hände in Gebetsposition bringt und deutlich vernehmbar den Namen des Dalai Lama ausspricht. Nach Tsering Tashis Selbstverbrennung kamen mehrere Fahrzeuge mit chinesischen Polizisten und Offiziellen des Büros für öffentliche Sicherheit nach Amchok und hinderten die Mönche des örtlichen Klosters und die lokale tibetische Bevölkerung daran, öffentlich Gebete für den Verstorbenen zu sprechen. Als Tsering Tashis Familie bekannt gab, sie wolle die vorgeschriebenen religiösen Rituale für ihn vollziehen, wurden sie von den Behördenvertretern bedroht und gezwungen ihn in aller Hast mitten in der Nacht und im Beisein nur weniger Zeugen einäschern zu lassen. Wie exiltibetische Quellen mit direkten Kontakten in die Region berichteten, habe Tsering Tashis Mutter daraufhin einen Schock erlitten und ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen.
Ein Exiltibeter, der die Familie persönlich kennt, sagte gegenüber der International Campaign for Tibet, dass Tsering Tashi bis zur zehnten Klasse die Schule besucht habe. Seine Selbstverbrennung sei für seine Angehörigen völlig unerwartet gekommen, er hätte vorher nie etwas Derartiges angekündigt. Wie die Exilquelle weiter sagte, sei bekannt gewesen, dass Tsering Tashi sich für die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet ausgesprochen habe. Auch habe er von den vorangegangenen Selbstverbrennungen in Tibet gewusst. Alleine in Amchok selbst, das im Landkreis Sangch (chin.: Xiahe) in der verwaltungsmäßig der Provinz Gansu zugeschlagenen Tibetisch Autonomen Präfektur Gannan liegt, war es im Oktober und November des vergangenen Jahres zu drei Selbstverbrennungen gekommen.
Der Umgang der Behörden mit Tsering Tashis Selbstverbrennung liegt auf der unlängst verkündeten offiziellen Linie. Offenbar sollen alle öffentlichen Versammlungen und Trauerbekundungen verhindert werden. Im vergangenen Jahr war es dutzendfach zu solchen spontanen Versammlungen gekommen, teilweise hatten daran Hunderte Menschen teilgenommen. Im Dezember hatte die Kommunistische Partei daraufhin gedroht, die Unterstützung von Selbstverbrennungen mit Anklagen wegen Mordes zu ahnden.
Weitere Einzelheiten können Sie unserem englischsprachigen Bericht "Authorities bar customary religious rituals to enforce quick cremation of Tibetan who self-immolated in Amchok“ auf unserer Webseite unter https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_15_01_2013.pdf oder im Anhang dieser Nachricht entnehmen.
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel, London und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal.
Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.
Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.
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