Tibet: Chinesische Behörden bieten hohe Geldsummen für Informationen über angebliche „Drahtzieher“ der Selbstverbrennungen / Regierung schließt eigene Politik als Ursache aus

Berlin, 25.10.2012. Chinesische Sicherheitsbehörden haben gestern in der nordosttibetischen Region rund um das Kloster Labrang in öffentlichen Aushängen hohe Geldsummen in Aussicht gestellt für Informationen über angebliche „Drahtzieher“ der jüngsten Selbstverbrennungen in der Tibetisch Autonomen Präfektur Kanlho (chin.: Gannan). Für die in Tibetisch verfassten Aushänge verantwortlich zeichnet die Abteilung für Öffentliche Sicherheit der zur Provinz Gansu zählenden Präfektur. Die International Campaign for Tibet (ICT) hat den Text ins Englische übertragen. Die Übersetzung ist in der ICT-Meldung „Chinese authorities offer large rewards for information on ‘black hand’ behind Tibetan self-immolations“ in voller Länge nachzulesen. Bemerkenswert ist insbesondere die Höhe der in Aussicht gestellten Belohnungen für die Spitzeldienste, die von 50.000 bis 200.000 Yuan (umgerechnet gut 6.000 bzw. knapp 25.000 Euro) reichen. In einer armen Region wie der Provinz Gansu entspricht bereits die niedrigere Summe mindestens dem Eineinhalbfachen des durchschnittlichen Jahreseinkommens, wer gar Hinweise auf die angeblichen Hintermänner liefert, soll mit gut sechs Jahresgehältern belohnt werden (laut öffentlichen Statistiken; viele Beobachter gehen jedoch speziell in den ländlichen Gebieten Gansus von weit geringeren realen Einkommen aus).
Die Behörden nehmen in ihrem Text konkret Bezug auf die vier letzten der insgesamt fünf Selbstverbrennungen von Tibetern in der Präfektur Kanlho, alleine im Oktober 2012. Seit dem Beginn der Serie im Februar 2009 kam es zu insgesamt 58 Selbstanzündungen, in den weitaus meisten Fällen (49) erlagen die Menschen ihren Verletzungen. Die Aktion der Behörden kommentiert ICT-Geschäftsführer Kai Müller wie folgt: „Der Aushang macht erneut deutlich, dass die Behörden ihrer harten Linie treu bleiben und eine mögliche eigene Verantwortung für die Serie von Selbstverbrennungen kategorisch ausschließen. In ihrer Vorstellungswelt kann scheinbar nicht sein, was nicht sein darf.“ Mit dieser Politik könnten jedoch die Probleme nicht gelöst werden, so Müller weiter. „Was wirklich gebraucht wird, ist ein komplettes Umdenken der Führung in Peking. Der einzig sinnvolle Weg zur Lösung der Tibetfrage liegt in der Aufnahme von ernsthaften Gesprächen mit den Tibetern.“

Anfang Oktober hat der Dalai Lama während seines Aufenthalts in Syracuse im US-Bundesstaat New York bekräftigt, dass die Selbstverbrennungen gewaltlose Kommentare zur Politik Pekings in Tibet seien. Der anhaltende Konflikt in Tibet finde statt zwischen "der Macht der Wahrheit und der Macht der Gewehre“, kurzfristig sei die „Macht der Gewehre“ stärker, langfristig jedoch werde die „Macht der Wahrheit“ die Oberhand gewinnen.

Den aktuellen ICT-Bericht inklusive einer englischen Übersetzung des Aushangtextes finden Sie hier.

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Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

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