Pressemitteilung: Nepal unsicherer für tibetische Flüchtlinge / Chinesische Grenzpolizei verfolgt Tibeter auf nepalesischem Territorium / Zwei neue ICT-Berichte
Berlin, 19. Juni 2010 – Zwei neue Berichte der International Campaign for Tibet (ICT) belegen die zunehmende Gefahr für tibetische Flüchtlinge in Nepal. Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni veröffentlicht, dokumentieren sie eine deutliche Verschlechterung der Lage der Tibeter. Barg die Flucht über die von chinesischen Grenztruppen bewachten Himalajapässe schon immer große Risiken, so entwickeln die nepalesischen Behörden in jüngster Zeit eine zunehmend flüchtlingsfeindliche Haltung.
Ein Vorfall aus der vergangenen Woche beleuchtet dies auf drastische Weise. Eine Gruppe tibetischer Flüchtlinge entging in Nepal nur knapp ihrer Abschiebung nach Tibet. Die sieben Tibeter, unter ihnen zwei Kinder, waren zunächst von der nepalesischen Polizei aufgegriffen und in die Grenzregion zurückgebracht worden. Es gelang ihnen, sich mehrere Tage lang im Wald zu verstecken und anschließend Kontakt zu Mitarbeitern des Aufnahmezentrums für tibetische Flüchtlinge herzustellen, die sich ihrer annahmen. Quellen in Kathmandu zufolge sollen auf der nepalesischen Seite der Grenze mindestens sechs bewaffnete chinesische Sicherheitskräfte beobachtet worden sein, die offenbar auf der Suche nach den tibetischen Flüchtlingen waren. Für ICT-Geschäftsführer Kai Müller markiert der Vorfall einen besorgniserregenden Trend. „Die drohende Abschiebung der Tibeter war kein Einzelfall. Der Einfluss Pekings auf die nepalesische Regierung hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Die tibetischen Flüchtlinge bekommen dies immer stärker zu spüren.“
Doch auch wer es nach Kathmandu geschafft hat, ist keineswegs in Sicherheit. Besonders gravierend für die Flüchtlinge aus Tibet ist die zunehmende Unsicherheit über ihre Behandlung durch nepalesische Regierungsstellen. „Das ‚Gentleman’s Agreement’, das Nepal mit dem UNHCR verabredet hat, wird von den nepalesischen Behörden zunehmend untergraben“, kritisiert ICT-Geschäftsführer Kai Müller. Der Vereinbarung zufolge soll allen tibetischen Flüchtlingen eine sichere Weiterreise nach Indien ermöglicht werden, wenn sie nepalesischen Boden betreten haben. Insgesamt 838 Tibeter schafften im Jahr 2009 die gefährliche Flucht über den Himalaja nach Nepal und von dort weiter nach Indien. Dies bedeutet eine leichte Steigerung gegenüber den 652 Menschen, denen dies im Jahr 2008 gelungen war. In den Jahren davor hatte die Zahl der Tibeter, denen die Flucht geglückt war, noch jeweils zwischen 2.500 und 3.500 gelegen.
Jahresbericht der International Campaign for Tibet über die Situation tibetischer Flüchtlinge (engl.): "Dangerous Crossing: Conditions Impacting the Flight of Tibetan Refugees, 2009”
Über aktuelle Entwicklungen in Nepal (engl.): “A fragile welcome: China’s influence on Nepal and its impact on Tibetans”
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