Tibet-Politik
19. Februar 2007
Berlin, 20.2.2007. Als „unerträgliche Ausblendung historischer Wahrheit“ haben heute deutsche Tibetorganisationen die in Berlin eröffnete Ausstellung „Tibet-Klöster öffnen ihre Schatzkammern“ kritisiert. In einer gemeinsamen Erklärung fordern der Verein der Tibeter in Deutschland, die International Campaign for Tibet Deutschland und die Tibet Initiative Deutschland e.V. die Ausstellungsmacher auf, ihr Schweigen über Gewalt und Zerstörung in Tibet nach 1949 zu brechen: „In fast jeder tibetischen Familie finden sich Opfer von Kulturrevolution und chinesischer Besatzung. Es ist entwürdigend, wenn nun so getan wird, als sei all dies nicht geschehen, “ erklärte Dalha Agyitsang vom Verein der Tibeter in Deutschland. „Deshalb muss Bundespräsident Köhler als Schirmherr der Ausstellung öffentlich zu Religionsunterdrückung, politischer Verfolgung und systematischer Benachteiligung in Tibet Stellung beziehen“, so Agyitsang weiter. Aus Anlass der Ausstellungseröffnung finde eine Protestaktion vor dem Ostasiatischen Museum statt.
Die Organisationen begrüßten grundsätzlich, dass die tibetische Kultur durch die Ausstellung einem breiten Publikum in Deutschland näher gebracht werde. Sie ziehe sich aber leider inhaltlich völlig auf den kunsthistorischen Anspruch zurück. Die politische Geschichte Tibets wie auch die aktuelle Menschenrechtslage auf dem Dach der Welt werden konsequent ausgeklammert. Die Tibetunterstützergruppen seien daher in großer Sorge, dass Besucher der Ausstellung einen falschen Eindruck der Realität Tibets erhalten könnten, die bis heute durch Menschenrechtsverletzungen, sowie politische und religiöse Unterdrückung gekennzeichnet ist.
An keiner Stelle werde in der Ausstellung darauf hingewiesen, dass ein Großteil der tibetischen Kunstschätze in den 60er und 70er Jahren von den chinesischen Invasoren systematisch zerstört worden ist. Damit, so die Organisationen, sei unwiederbringlich verloren gegangen, was zum Kulturerbe der Menschheit gehörte. Hinzu komme, dass der chinesische Staatspräsident Hu Jintao, der 1989 in Lhasa Aufstände mit Waffengewalt niederschlug, die Schirmherrschaft der Ausstellung übernommen hat. Hierdurch werde die Tibet-Ausstellung zum Politikum.
„Das Mindeste, was die Ausstellungsmacher jetzt tun müssen, ist durch zusätzliche Ausstellungselemente auf die Zerstörung nach 1949 hinzuweisen“, verlangten die Organisationen abschließend.
Der Verein der Tibeter in Deutschland ist die Interessenvertretung der in Deutschland lebenden Tibeter.
Die Tibet Initiative Deutschland e.V. setzt seit 1989 für das Selbstbestimmungsrecht der Tibeter und die Wahrung der Menschenrechte ein.
Die International Campaign for Tibet ist die weltweit größte Tibet-Unterstützerorganisation mit mehr als 100.000 Förderern.