Pressemitteilung: Tibet: 18-jähriger Mönch stirbt nach Selbstanzündung / Zahl der Selbstverbrennungen seit Februar 2009 steigt auf 44
Berlin, 18. Juli 2012. Gestern hat sich in Osttibet ein 18-jähriger Mönch selbst angezündet und ist kurz darauf an den Folgen verstorben. Die Selbstverbrennung ereignete sich in dem Dorf Tsodun im Landkreis Barkham (chin.: Ma’erkang) in der zur Provinz Sichuan zählenden Autonomen Tibetischen Präfektur Ngaba. Losang Lozin soll sich vor der Haupthalle des Klosters Gyalrong Tsodun Kirti selbst in Brand gesetzt haben und anschließend, bereits in Flammen stehend, in Richtung des lokalen Verwaltungssitzes gegangen sein, wie Mönche des Klosters Kirti im nordindischen Dharamsala berichteten. In einer E-Mail, die ihnen vom Ort des Geschehens zugesandt wurde, hieß es: „Nachdem er eine kurze Wegstrecke zurückgelegt hatte, loderten die Flammen heftiger auf und er fiel zu Boden. Er starb an Ort und Stelle.“ Offenbar stieß Losang Lozin währenddessen Rufe aus, die jedoch nicht klar verständlich waren. Dem Bericht zufolge nahmen die Mönche des Klosters Tsodun seinen Leichnam mit, um die obligatorischen Bestattungsrituale vorzunehmen. Für den Abend war die Kremierung vorgesehen.
Angesichts in der Nähe des Klosters Tsodun stationierter chinesischer Truppen und Sicherheitskräfte wurde befürchtet, dass es zu Spannungen kommen könnte, wenn sich die lokale Bevölkerung zur Bestattung Losang Lozins versammeln würde. Das Kloster liegt im Norden des Landkreises Barkham, etwa 85 km von der Kreisstadt entfernt, die auch gleichzeitig Hauptort der Präfektur Ngaba ist. Losang Lozin ist der dritte Mönch des Klosters Tsodun, der sich selbst angezündet hat. Bereits am 30. März hatten sich in Barkham die Mönche Chimey Palden und Tenpa Darjey in Brand gesetzt und waren daran gestorben. Seit Februar 2009 haben sich insgesamt 44 Tibeterinnen und Tibeter aus Protest gegen die chinesische Tibetpolitik selbst in Brand gesetzt. 33 von ihnen verloren dabei ihr Leben.
Den ICT-Bericht mit ausführlichen Informationen finden Sie hier zum Herunterladen (PDF, Englisch).
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Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.
Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.
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