Berlin, 17. Oktober 2017. Vor dem morgen beginnenden Parteitag der chinesischen Kommunistischen Partei ist in Tibet eine dramatische Verschärfung der staatlichen Kontrolle zu beobachten. In Lhasa und anderen tibetischen Städten der sogenannten Autonomen Region Tibet wurden groß angelegte Truppenübungen veranstaltet, bei denen die Soldaten öffentlich gelobten, „den 19. Parteitag zu beschützen“. Ungeachtet des ohnehin schon hohen Maßes an Unterdrückung in Tibet kündigte die politische Führung noch strengere „Korrektur“-Maßnahmen an und verpflichtet die unteren Parteiebenen darauf, „schlagkräftige Festungen“ darzustellen. Ein neuer Bericht der International Campaign for Tibet (ICT) belegt zum einen die große strategische Bedeutung, die die KP-Führung Tibet beimisst, zum anderen aber auch die Bedeutung der Region für die wirtschaftliche Expansionsstrategie Pekings und die Legitimität der KP-Herrschaft insgesamt. Während des KP-Parteitags wird die „Autonome Region Tibet“ für Ausländer geschlossen. Die Isolation von der Außenwelt wird insbesondere durch die systematische Blockade und Überwachung von Telefon und Internet weiter verstärkt, selbst banale Kommunikation innerhalb der Familien kann so die Menschen in große Gefahr bringen. Zudem ist die Bevölkerung Tibets massiven ideologischen Kampagnen ausgesetzt. ICT hat für diesen Bericht eine große Zahl offizieller und inoffizieller Quellen ausgewertet. Er belegt das Entstehen eines umfassenden „Kontrollstaats“, der es der KP erlaubt, immer tiefer in den Alltag der Menschen einzudringen.
ICT-Geschäftsführer Kai Müller sagte dazu: „In den ersten fünf Jahren Xi Jinpings an der Spitze von Staat und KP mussten wir in Tibet eine beunruhigende Entwicklung zur Kenntnis nehmen. Die Unterdrückung hat sich in dieser Zeit deutlich verschärft, der Staat dringt in einem Maße in den Alltag der Bürger ein, dass die Unterscheidung zwischen öffentlichem und privatem Leben in Tibet zunehmend verwischt wird“, so Müller. Der ICT-Geschäftsführer weiter: „Die chinesische Führung muss ihre Tibetpolitik grundsätzlich überdenken und einen Dialog mit dem Dalai Lama und seinen Vertretern aufnehmen, um gemeinsam eine langfristig tragfähige Lösung für Tibet zu finden.“ Der Dalai Lama hatte vor kurzem auf einer Konferenz der tibetischen Exilregierung im nordindischen Dharamsala gesagt, China habe versucht, „die tibetische Identität durch Gehirnwäsche, Bestechung und selbst Gewalt“ auszulöschen, sei aber daran gescheitert. Die chinesische Führung habe nicht damit gerechnet, dass die Tibetfrage auch nach mehr als 50 Jahren noch offen sei, so der Dalai Lama. Tatsächlich aber sei die tibetische Identität lebendig und gewinne an Stärke.
Der neue ICT-Bericht zeichnet einige der Entwicklungen in der chinesischen Tibetpolitik unter Xi Jinpings Führung nach. Dieser legte zuletzt einen Schwerpunkt auf die sogenannte „ökologische Zivilisation“, worin sich die Bedeutung der großen Wasserreserven Tibets gerade auch angesichts der zunehmenden Wasserknappheit im Norden und Nordosten Chinas spiegelt. Zugleich macht der Begriff deutlich, wie unklar und verschleiernd die KP-Terminologie genutzt wird, ist doch die tatsächliche Politik Pekings angesichts massiver Staudamm- und Bergbauprojekte in Tibet offensichtlich nach wie vor keineswegs auf die Erhaltung des fragilen Ökosystems auf dem Hochland gerichtet.
Weitere Einzelheiten entnehmen Sie bitte unserem Bericht „New developments in China’s Tibet policy as Communist Party’s 19th Congress begins“.
Pressekontakt:
Geschäftsführer
Tel.: +49 (0) 30 27879086
Mobil: +49 162 1364917
E-Mail: presse(at)savetibet.de
Twitter: @savetibet
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
D-10435 Berlin www.savetibet.de
Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien. ICT ist Mitglied der International Federation for Human Rights (FIDH) und des Deutschen Instituts für Menschenrechte.
ICT-Geschäftsführer Kai Müller sagte dazu: „In den ersten fünf Jahren Xi Jinpings an der Spitze von Staat und KP mussten wir in Tibet eine beunruhigende Entwicklung zur Kenntnis nehmen. Die Unterdrückung hat sich in dieser Zeit deutlich verschärft, der Staat dringt in einem Maße in den Alltag der Bürger ein, dass die Unterscheidung zwischen öffentlichem und privatem Leben in Tibet zunehmend verwischt wird“, so Müller. Der ICT-Geschäftsführer weiter: „Die chinesische Führung muss ihre Tibetpolitik grundsätzlich überdenken und einen Dialog mit dem Dalai Lama und seinen Vertretern aufnehmen, um gemeinsam eine langfristig tragfähige Lösung für Tibet zu finden.“ Der Dalai Lama hatte vor kurzem auf einer Konferenz der tibetischen Exilregierung im nordindischen Dharamsala gesagt, China habe versucht, „die tibetische Identität durch Gehirnwäsche, Bestechung und selbst Gewalt“ auszulöschen, sei aber daran gescheitert. Die chinesische Führung habe nicht damit gerechnet, dass die Tibetfrage auch nach mehr als 50 Jahren noch offen sei, so der Dalai Lama. Tatsächlich aber sei die tibetische Identität lebendig und gewinne an Stärke.
Der neue ICT-Bericht zeichnet einige der Entwicklungen in der chinesischen Tibetpolitik unter Xi Jinpings Führung nach. Dieser legte zuletzt einen Schwerpunkt auf die sogenannte „ökologische Zivilisation“, worin sich die Bedeutung der großen Wasserreserven Tibets gerade auch angesichts der zunehmenden Wasserknappheit im Norden und Nordosten Chinas spiegelt. Zugleich macht der Begriff deutlich, wie unklar und verschleiernd die KP-Terminologie genutzt wird, ist doch die tatsächliche Politik Pekings angesichts massiver Staudamm- und Bergbauprojekte in Tibet offensichtlich nach wie vor keineswegs auf die Erhaltung des fragilen Ökosystems auf dem Hochland gerichtet.
Weitere Einzelheiten entnehmen Sie bitte unserem Bericht „New developments in China’s Tibet policy as Communist Party’s 19th Congress begins“.
Pressekontakt:
Geschäftsführer
Tel.: +49 (0) 30 27879086
Mobil: +49 162 1364917
E-Mail: presse(at)savetibet.de
Twitter: @savetibet
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
D-10435 Berlin www.savetibet.de
Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien. ICT ist Mitglied der International Federation for Human Rights (FIDH) und des Deutschen Instituts für Menschenrechte.
In der Zwischenzeit haben die chinesischen Behörden Fakten geschaffen. Auch wenn die Informationslage aufgrund der Zugangsbeschränkungen für unabhängige Journalisten schwierig ist, gehen sowohl die Anzahl der zerstörten Unterkünfte als auch die der zwangsweise aus Larung Gar vertriebenen Mönche und Nonnen in die Tausende. Einem Bericht von „Radio Free Asia“ (RFA) aus dem vergangenen Monat zufolge sollen bis dahin 4.725 Behausungen abgerissen worden sein. Mehr als 4.800 Mönche und Nonnen seien vertrieben worden, heißt es darin unter Berufung auf einen hochrangigen Abt des Studienzentrums. In vielen Fällen wurden die zwangsweise Vertriebenen von den Behörden massiv in ihren Grundrechten beschnitten. Wie "Human Rights Watch“ (HRW) berichtete, wurden sie teilweise gezwungen, sich sogenannten „politischen Umerziehungsmaßnahmen“ zu unterziehen und öffentlich demütigen zu lassen.
Ein Bericht der ICT (PDF) vom März 2017 belegt die Strategie der chinesischen Regierung, zeitgleich mit den groß angelegten Abrissaktionen massiv in den Ausbau der touristischen Infrastruktur in Larung Gar zu investieren. So wurde im Tal unterhalb des Zugangs zu dem Studienzentrum ein völlig neues Touristendorf errichtet. ICT wertet dies als Beleg für den Versuch der chinesischen Behörden, den Tourismus als Mittel einzusetzen, um das wachsende Interesse an der Wiederbelebung der tibetischen Religion und Kultur einzudämmen. Ein vor kurzem erschienener Artikel der Nachrichtenagentur AFP scheint dies zu untermauern. Auf den begleitenden Fotos sind Gruppen von Touristen zu sehen, die in Larung Gar für Selfie-Aufnahmen posieren. Im Hintergrund erkennt man das buddhistische Studienzentrum, in das die Bulldozer Schneisen der Verwüstung geschlagen haben.
Die chinesischen Behörden ließen sich in ihrem Vorgehen auch nicht von massiver internationaler Kritik abhalten. Sowohl auf Ebene der Vereinten Nationen als auch im Europaparlament und von zahlreichen Regierungen wurden die Zerstörungen und Vertreibungen in Larung Gar deutlich verurteilt. Beispielsweise bezeichneten sechs UN-Menschenrechtsexperten im Februar das Vorgehen der chinesischen Behörden als Verletzungen der Menschenrechte, die offenbar „gezielte Angriffe auf das materielle und immaterielle kulturelle Erbe“ seien und „schwere Verletzungen der kulturellen Rechte der heutigen wie künftiger Generationen“ darstellten.
ICT-Geschäftsführer Kai Müller begrüßte die Kritik der UN-Experten wie auch ähnliche Äußerungen von Seiten der deutschen Bundesregierung, Mitgliedern des deutschen Bundestages sowie weiterer Parlamente und Regierungen: „Heute ist ein trauriger Jahrestag. Die Zerstörungen und Vertreibungen in Larung Gar stellen eine gravierende Verletzung des Rechts auf freie Religionsausübung dar. Sie bringen Leid über tausende Menschen und ihre Angehörigen und sind absolut inakzeptabel“, so Müller. Der ICT-Geschäftsführer weiter: „ Es ist eine Schande, wenn nun auf den Trümmern eines lebendigen religiösen Zentrums eine touristische Scheinwelt errichtet werden soll. Damit trifft die chinesische Regierung nicht nur die Tibeter, sondern auch die zahlreichen Chinesen, die sich in den vergangenen Jahren in steigender Zahl dem tibetischen Buddhismus zugewandt haben.“
Pressekontakt:
Kai Müller
Geschäftsführer
Tel.: +49 (0) 30 27879086
E-Mail: presse(at)savetibet.de
Twitter: @savetibet
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
10435 Berlin www.savetibet.de
Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.
Die chinesischen Behörden ließen sich in ihrem Vorgehen auch nicht von massiver internationaler Kritik abhalten. Sowohl auf Ebene der Vereinten Nationen als auch im Europaparlament und von zahlreichen Regierungen wurden die Zerstörungen und Vertreibungen in Larung Gar deutlich verurteilt. Beispielsweise bezeichneten sechs UN-Menschenrechtsexperten im Februar das Vorgehen der chinesischen Behörden als Verletzungen der Menschenrechte, die offenbar „gezielte Angriffe auf das materielle und immaterielle kulturelle Erbe“ seien und „schwere Verletzungen der kulturellen Rechte der heutigen wie künftiger Generationen“ darstellten.
ICT-Geschäftsführer Kai Müller begrüßte die Kritik der UN-Experten wie auch ähnliche Äußerungen von Seiten der deutschen Bundesregierung, Mitgliedern des deutschen Bundestages sowie weiterer Parlamente und Regierungen: „Heute ist ein trauriger Jahrestag. Die Zerstörungen und Vertreibungen in Larung Gar stellen eine gravierende Verletzung des Rechts auf freie Religionsausübung dar. Sie bringen Leid über tausende Menschen und ihre Angehörigen und sind absolut inakzeptabel“, so Müller. Der ICT-Geschäftsführer weiter: „ Es ist eine Schande, wenn nun auf den Trümmern eines lebendigen religiösen Zentrums eine touristische Scheinwelt errichtet werden soll. Damit trifft die chinesische Regierung nicht nur die Tibeter, sondern auch die zahlreichen Chinesen, die sich in den vergangenen Jahren in steigender Zahl dem tibetischen Buddhismus zugewandt haben.“
Pressekontakt:
Kai Müller
Geschäftsführer
Tel.: +49 (0) 30 27879086
E-Mail: presse(at)savetibet.de
Twitter: @savetibet
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
10435 Berlin www.savetibet.de
Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.
(Kopie 1)
Tibet: Schule verbietet Kindern religiöse Aktivitäten / Eltern sollen sich gleichfalls von „Aberglauben und religiösen Handlungen“ fernhalten (Kopie 4)
Tibet: Schule verbietet Kindern religiöse Aktivitäten / Eltern sollen sich gleichfalls von „Aberglauben und religiösen Handlungen“ fernhalten (Kopie 3)
Tibet: Schule verbietet Kindern religiöse Aktivitäten / Eltern sollen sich gleichfalls von „Aberglauben und religiösen Handlungen“ fernhalten (Kopie 2)
Tibet: Schule verbietet Kindern religiöse Aktivitäten / Eltern sollen sich gleichfalls von „Aberglauben und religiösen Handlungen“ fernhalten (Kopie 1)
zurück zur Übersicht