Pressemitteilung: Tibet: Neue Details über Selbstverbrennung eines Mönchs / „Freiheit für Tibeter“ und „Rückkehr des Dalai Lama“ gefordert / Kloster abgeriegelt

Berlin, 17. August 2011. Neue Details sind bekannt geworden über die Selbstverbrennung eines tibetischen Mönchs am 15. August in der Tibetisch Autonomen Präfektur Kardze der Provinz Sichuan. Der 29-jährige Tsewang Norbu lebte dort als Mönch im buddhistischen Kloster Nyitso in Tawu (auch „Dawu“, chin.: „Daofu“). Bevor er sich aus Protest gegen die chinesische Politik in Tibet selbst anzündete, hatte er offenbar bereits Benzin getrunken. Tibetischen Quellen in Indien mit direktem Kontakt in die Region zufolge stieß der in Flammen stehende Tsewang Norbu laute Forderungen nach „Freiheit für die Tibeter“ und der Rückkehr des Dalai Lama aus. Wenig später sei er gestorben, woraufhin seine Leiche ins Kloster Nyitso gebracht wurde.

Berichten zufolge haben Sicherheitskräfte am 16. August begonnen, das Kloster Nyitso abzuriegeln. Das im indischen Dharamsala ansässige “Tibetan Center for Human Rights and Democracy” (TCHRD) berichtete gestern, dass sich zuvor tausende Tibeter aus der Region zum Kloster begeben hatten. Mittlerweile sei der Zugang zum Kloster jedoch unterbunden. TCHRD berichtete ferner, dass der Parteisekretär der Region Kardze religiöse Rituale für den verstorbenen Tsewang Norbu untersagt hat. Unüblich schnell bestätigten die staatlichen chinesischen Medien bereits am vergangenen Montag (15. August 2011) den Tod des Mönchs. Der Nachrichtenagentur Xinhua zufolge sei allerdings unklar gewesen, weshalb der Mönch sich in Brand gesetzt hatte. Die Behörden hätten dazu eine Untersuchung eingeleitet, hieß es weiter. Anfang Juli schon hatten Bewohner der Gegend von Tawu für Aufsehen gesorgt, als sie sich über ein behördliches Verbot hinwegsetzten und in großer Zahl den Geburtstag des Dalai Lama feierten.

Beobachter befürchten nun eine Wiederholung der Ereignisse vom Frühjahr 2011. Nachdem sich am 16. März der tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti ebenfalls aus Protest gegen die Politik der Behörden in Tibet angezündet hatte und in der Folge daran verstorben war, hatten die Behörden mit einer massiven Repressionswelle darauf reagiert. Für mehrere Monate wurde das Kloster Kirti komplett abgeriegelt, mehrere Hundert Mönche verschleppt und eine groß angelegte „patriotische Erziehungskampagne“ gestartet. Dies hatte zu weltweiten Protesten geführt. Kai Müller, Geschäftsführer der International Campaign for Tibet: „Es ist zu befürchten, dass sich nun auch in Nyitso Ähnliches abspielen wird. Dieser Vorfall zeigt deutlich, dass die chinesische Politik in Tibet keine Akzeptanz bei der Bevölkerung hat. Anstatt mit Repressionen auf die legitimen Anliegen der Tibeter zu reagieren, muss sich Peking in Gesprächen mit Vertretern des Dalai Lama ernsthaft um eine gerechte und dauerhafte Lösung der Tibetfrage bemühen“, so Müller.

Der aktuelle ICT-Bericht „Troops surround monastery as Tibetan monk dies after setting himself on fire & calling for the return of the Dalai Lama to Tibet” vom 16. August 2011 kann hier heruntergeladen werden: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_16082011.pdf.

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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal.

Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

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