Tibet-Politik

Pressemitteilung: Chinas Behörden wollen tibetische Lamas selbst einsetzen
16. August 2007
Washington D.C./Berlin. Die chinesischen Behörden wollen zukünftig über die Anerkennung von reinkarnierten tibetischen Lamas selbst entscheiden. Dies geht aus neuen Vorschriften über die Religionsausübung in China hervor, wie die International Campaign for Tibet (ICT) in einem in Washington D.C. veröffentlichten Bericht hinweist. Die neuen Verwaltungsvorschriften sollen am 1. September in Kraft treten und regeln ausschließlich den landesweiten Umgang mit „lebenden Buddhas des tibetischen Buddhismus“. Mit den Vorschriften beanspruche die Zentralregierung jetzt auch außerhalb der Tibetischen Autonomen Region (TAR) das alleinige Recht, über die Einsetzung buddhistischer Würdenträger zu entscheiden und verschärfe zudem bereits bestehende repressive Gesetze über die Religionsausübung, die jetzt schon in der TAR gelten, heißt es in dem Bericht.
Die Vorschriften seien bemerkenswert, so ICT, weil sie im Detail das Prozedere der Anerkennung einer Reinkarnation regeln wollen, was über Jahrhunderte alleinige Praxis der verschiedenen Glaubensschulen des tibetischen Buddhismus ist. „Diese neuen Regelungen greifen den Kern tibetischer Identität an. Sie führen nur zu weiterem Unmut und können auch nicht den Mangel an Legitimität der KP Chinas verdecken, in Glaubensfragen zu handeln“, äußert sich der Sondergesandte des 14. Dalai Lama, Lodi G. Gyari, kritisch im ICT-Bericht. Mit diesen Maßnahmen strebe die chinesische Staatsführung gezielt eine weitere Schwächung der Autorität anerkannter Glaubensführer des tibetischen Buddhismus an, so ICT weiter.
Die Vorschriften waren bereits am 13. Juli 2007 von der „Staatlichen Verwaltung religiöser Angelegenheiten“ verabschiedet worden und knüpfen an Vorschriften an, die schon Anfang des Jahres in der TAR in Kraft getreten waren. Seit Ende 2006 sind daneben immer wieder Vorfälle bekannt geworden, bei denen die Behörden in Tibet durch Verbote massiv in die freie Religionsausübung eingegriffen haben. Im April jährte sich der Geburtstag des tibetischen Panchen Lama, der 1995 von den chinesischen Behörden entführt wurde, zum 18. Mal. Noch immer wird jeglicher unabhängiger Zugang zu ihm verweigert.
Der Bericht „New measures on reincarnation reveal Party’s objectives of political control“ vom 15. August 2007 kann auf folgender Internetseite eingesehen werden (darin auch eine englische Übersetzung der Vorschriften): http://www.savetibet.org/news/newsitem.php?id=1159.
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