Pressemitteilung: Tibetischer Schriftsteller zu fünf Jahren Haft verurteilt / Mönch hatte in Büchern Selbstverbrennungen thematisiert / Verschärfter Kurs gegen tibetischen Protest
Berlin, 24. Mai 2013. Berichten tibetischer Exilquellen zufolge wurde der tibetische Schriftsteller und Mönch Jigme Gyatso am 14. Mai von einem chinesischen Gericht zu fünf Jahren Haft verurteilt. Welche konkreten Vorwürfe gegen ihn erhoben wurden, ist nicht bekannt. Es steht jedoch zu vermuten, dass die Verurteilung in Zusammenhang mit seiner schriftstellerischen Tätigkeit steht. Jigme Gyatso, auch bekannt unter dem Namen "Gartse Jigme" nach seinem Heimatkloster in Osttibet, hatte im Jahr 1999 zu schreiben begonnen. Seit der Veröffentlichung seines zweiten Buchs „Der Mut des tibetischen Königs“ (Tibetischer Originaltitel: „Tsanpoe Nyingtop“) im Jahre 2008 stand er unter andauernder Überwachung durch die Behörden, mehrfach wurde er in dieser Zeit auch festgenommen. Bei diesem Buch handelte es sich um eine Sammlung von Essays über die politische Lage in Tibet seit dem Volksaufstand im Jahr 1959 und die Protestwelle des Jahres 2008. Offenbar stand sein neuestes Buch kurz vor der Veröffentlichung, es wurde von der Polizei noch vor seiner Drucklegung beim Verlag beschlagnahmt. Den Quellen zufolge soll es auch eine Diskussion über die Selbstverbrennungen in Tibet und die chinesische Politik enthalten haben. Trotz der Beschlagnahmeaktion der Behörden kursieren Exemplare des Buchs im Exil.
Jigme Gyatso war am 3. Januar 2013 von der Polizei in seinem Raum im Kloster Gartse im Landkreis Tsekhog (chin.: Zeke Xian) in der Tibetisch Autonomen Präfektur Malho (chin.: Huangnan) festgenommen und in die Hauptstadt der Provinz Qinghai, Xining, verbracht worden. Ungeachtet der ihm drohenden Verfolgung hatte er seine schriftstellerische Arbeit nicht eingestellt. Seit der Niederschlagung des tibetischen Protests im Jahr 2008 sind tibetische Autoren, Intellektuelle und Künstler besonders ins Fadenkreuz der Behörden geraten, es kam zu zahlreichen Fällen von „Verschwindenlassen“, Folter und Inhaftierung. Jigme Gyatso schrieb in einem von der ICT ins Englische übertragenen Aufsatz über die fast ganz Tibet erfassenden Proteste gegen Pekings Politik, diese seien „der unvermeidliche Ausdruck des Schmerzes“ gewesen, der sich lange in den Köpfen der Tibeter angesammelt habe.
Jigme Gyatsos Verurteilung vorausgegangen war die Ausstrahlung einer TV-Dokumentation im chinesischen Staatsfernsehen, in der der Versuch unternommen wird, Exiltibeter für die mindestens 116 Selbstanzündungen in Tibet und China seit 2009 verantwortlich zu machen. Der Propagandafilm ist Teil einer aggressiven und systematischen Politik im Zusammenhang mit den Selbstverbrennungen. So wurden in mehreren Fällen lange Haftstrafen wegen angeblicher „Anstiftung“ zur Selbstanzündung verhängt.
Einen detaillierten englischsprachigen Bericht der International Campaign for Tibet finden Sie hier: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_23052013.pdf.
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Kai Müller
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Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

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