Pressemitteilung: Tibet: Zwei Selbstverbrennungen innerhalb von zwei Tagen / Zahl der Selbstverbrennungen in Tibet steigt auf 80
Berlin, 23. November 2012. Die Zahl der Selbstverbrennungen in Tibet ist auf 80 gestiegen. Der etwa 20-jährige Tibeter Tamdrin Kyab setzte sich heute im nordosttibetischen Luchu (chin. Luqu) in der chinesischen Provinz Gansu selbst in Brand. Bereits gestern hatte sich der 18-jährige Tibeter Lubhum Gyal in der Ortschaft Dowa in Rebkong (chin. Tongren) in der chinesischen Provinz Qinghai selbst angezündet. Damit haben sich seit dem 4. November 2012 zehn Tibeter allein in der Region Rebkong selbst angezündet.
Die Behörden in der Region Rebkong haben unterdessen davor gewarnt, die Familien der Tibeter zu besuchen, die sich selbst verbrannt haben, und ihnen zu kondolieren. Darüber hinaus wurde Mönchen, die für die Verstorbenen beten wollten, gedroht, dass ihre Klöster geschlossen und die Familien der Verstorbenen bestraft werden würden. (siehe ICT-Bericht: www.savetibet.org/media-center/ict-news-reports/young-tibetan-father-self-immolates-tsekhog-officials-warn-tibetans-not-gather-cremations)
Die International Campaign for Tibet (ICT) äußert sich zutiefst besorgt über die Reaktion der Behörden: “Selbstverbrennungen in Tibet geschehen mittlerweile fast täglich. Die Reaktion der Behörden verschärft die Situation und die Region Rebkong ist hierfür beispielhaft: Die Behörden haben nach Selbstverbrennungen das Tragen von Fotos des Dalai Lama verboten. Die 23-jährige Tamdrin Tso, die sich am 7. November selbst verbrannte, hinterließ ein bedrückendes Abschiedsschreiben an ihren Vater, in dem es heißt: ‚Vater, Tibeter zu sein ist so schwierig. Wir können nicht einmal das Bild des Dalai Lama anbeten. Wir haben überhaupt keine Freiheit.‘ (vgl. Weblog der tibetischen Autorin Woeser). Die erhöhte Militär- und Sicherheitspräsenz und Strafmaßnahmen gegen Familien, deren Angehörige sich selbst verbrannt haben, verstärken nur die Unterdrückung und schaffen einen Teufelskreis, in dem immer mehr Tibeter bereit sind, sich selbst zu verbrennen.“
Pressekontakt:
Kai Müller
Geschäftsführer
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
D-10435 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 27879086
Fax: +49 (0) 30 27879087
Mobil: +49 (0) 162 1364917
E-Mail: presse(at)savetibet.de
Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel, London und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal.
Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

Kontakt:

Kai Müller
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