Tibet-Politik

Seine Heiligkeit der Dalai Lama zum sino-tibetischen Konflikt und die weltpolitische Lage seit dem 11. September 2001

15. September 2003
Der folgende Text ist das aus dem Englischen übersetzte Interviews, das der Dalai Lama (SHDL) dem Voice of America – China Service am 11. September 2003 während seines Besuchs in Washington DC gab. Das Interview mit Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama (SHDL) wurde von Zhang Jing (ZJ) des VOA China Service geleitet.
(Original hier)
ZJ: Ihre Heiligkeit, Ihre Sondergesandten haben in den letzten zwei Jahren zweimal China besucht und sie haben dies als den Anfang eines langen Prozesses des Dialogs mit China beschrieben. Haben Sie einen Fahrplan oder einen Zeitplan für diesen Prozess? Haben Sie eine Vorstellung davon, wann Sie sehen möchten, dass etwas passiert?
SHDL: Offensichtlich ist unser endgültiges Ziel, dass Tibet sinnvolle Selbstverwaltung haben sollte. Das ist wirklich die beste Garantie für die Erhaltung der tibetischen Kultur und Umwelt. Eigentlich glaube ich, dass dies auch die beste Garantie dafür ist, dass Tibet immer innerhalb der Volksrepublik China bleibt. Das ist also unser endgültiges Ziel. Natürlich ist es nicht einfach, dies zu erreichen. Ich denke, dass wir mehr Geduld, mehr Entschlusskraft brauchen. Dennoch benötigen unsere chinesischen Brüder und Schwestern mehr Bewusstsein für die Wirklichkeit. Der Slogan Deng Xiaopings, "die Wahrheit in den Tatsachen suchen" ist sehr wissenschaftlich, sehr gut. Aber dann sollten Tatsachen echte Tatsachen sein. Leider werden in einer kommunistischen Gesellschaft oder Herrschaft unwahre Tatsachen geschaffen. Dann wird eine bestimmte Politik entsprechend unwahrer Tatsachen angenommen. Ich denke, im Fall Tibets schafft die Regierung seit den fünfziger Jahren eine neue Realität, etwas nicht Wahres. Also, dementsprechend führen sie Politik durch. Das ist das Problem.
ZJ: Gibt es irgendeine besondere Sache, von der Sie möchten, dass sie in Tibet passiert? Als eine schrittweise Annäherung haben Sie eine Vorstellung davon, was wann passieren soll?
SHDL: Das ist schwierig. Es hängt von vielen anderen Umständen ab. Hauptsächlich davon, wie groß die Bereitschaft der chinesischen Regierung ist, uns zu geben.
ZJ: Sie haben gesagt, dass Sie nur nach Tibet zurückkehren, wenn sich die Bedingungen in Tibet verbessern. Was sind die spezifischen Sachen, über die Sie reden? Was ist die chinesische Politik, die Sie vor Ihrer Rückkehr nach Tibet geändert sehen möchten?
SHDL: Mehr Freiheit, zweifellos. Die Meinungsfreiheit, die Redefreiheit. Meine Gesandten haben neulich zwei Gebiete in Tibet besucht, eine in der Autonomen Region Tibet in Lhasa und eine außerhalb der Autonomen Region, in der Provinz Yunnan. In einem Teil gibt es tibetische Ethnien, also besuchten sie auch diesen Teil. Während ihres Besuchs in Lhasa hatten sie keine Gelegenheit, Tibeter zu treffen. (Lacht). So möchte ich nicht dort hinfahren. Selbstverständlich muss es mehr Freiheit geben, um Leute überhaupt treffen zu können. Sicherlich, vor einigen Jahren, kann man meine ehemalige Aussage anschauen. Ich sagte, dass ich meine moralische Autorität einsetzen kann, um jene Tibeter zu überreden, die Unabhängigkeit suchen oder wirklich fühlen, dass wir Unabhängigkeit bekommen sollten. Ich kann diese Leute überzeugen. Langfristig sollten wir uns mehr über gegenseitige Vorteile nachdenken, nicht nur einseitig. Schließlich ändert sich die Welt. In der modernen Wirtschaft ist eine Abspaltung nicht in unserem Interesse. Mehr Einigkeit, mehr Zusammenarbeit sind in unserem Interesse. In der Tat, als ich zum ersten Mal war in Taiwan, drückte ich aus, dass Taiwan im wirtschaftlichen Bereich, als Verteidigung, ein sehr einzigartige, enge Verbindung zum Festland Chinas haben sollte. So, das ist meine Grundüberzeugung. (Pause) Wenn es mehr Freiheit gibt, dann denke ich, dass ich helfen kann, die Stabilität und Einheit zu erzielen und unterdessen die tibetische Kultur, die tibetische Umwelt, diese Sachen zu erhalten.
ZJ: Sie möchten wirklich nach Tibet zurückkehren:
SHDL: Zweifellos. Ich denke, dass mir fast das gesamte tibetische Volk vertraut, also kann ich helfen. Aber in der Eigenschaft als nur ein buddhistischer Mönch. Möglicherweise ein unter Tibetern beliebter buddhistischer Mönch. (Lacht) Ich habe kein Interesse an einem politischen Status oder solche Sachen. Nein. Ich denke, dass ich 1992 sehr klargestellt habe, dass, wenn die Zeit für unsere Rückkehr mit einem bestimmten Freiheitsgrad kommt, ich meine ganze gesetzmäßige Autorität der Regierung vor Ort übergeben werde. Hoffentlich wird diese Regierung eine gewählte demokratische Regierung sein, da wir im Exil seit 2000 eine gewählte politische Führung haben. Jetzt haben wir bereits eine gewählte politische Führung dort und seither ist meine Position fast wie halb-pensioniert. Er trägt die wesentlichen politischen Entscheidungen.
ZJ: Die chinesische Regierung hat mehrmals drei Bedingungen für Ihre Rückkehr nach Tibet angegeben. Eine ist, wie sie es nennen, aufzuhören, Unabhängigkeit zu verfolgen und was sie "separatistische Aktivitäten" nennen, auf die sie sich hauptsächlich bei Ihren Besuchen ins Ausland und Ihren Treffen mit politischen Führern in der ganzen Welt beziehen. Sie wünschen auch, dass Sie erklären, Tibet sei ein integraler Teil von China. Drittens, dass Taiwan eine Provinz von China sei. Welche dieser Bedingungen können Sie oder können Sie nicht annehmen?
SHDL: Grundsätzlich stimme ich allen diesen Bedingungen zu. Die erste, wir versuchen immer, die Tibeter außerhalb Tibets zu überzeugen, dass wir nach einer gegenseitig annehmbaren Lösung suchen sollten, statt nach Unabhängigkeit. Und dann, hinsichtlich unserer eigenen Interesse was wirtschaftliche Entwicklung betrifft, wenn wir innerhalb der Volksrepublik China bleiben, erhalten wir größere Vorteile, vorausgesetzt, die chinesische Zentralregierung respektiert die tibetische Kultur, die tibetische Umwelt und diese Sachen. Deswegen denke ich, bei diesen zwei Bedingungen sind wir fast am Ziel.
ZJ: Sind Sie bereit zu sagen, dass Tibet ein integraler Teil von China ist?
SHDL: Nicht genau dieser Satz. Seit 1950-51 insoweit die zentrale autonome Region von Tibet betroffen ist, nachdem der 17-Punkte-Abkommen geschlossen wurde, wurde Tibet Teil der Volksrepublik China, eine autonome Region der Volksrepublik China. Die indische Regierung betrachtet Tibet als eine autonome Region der Volksrepublik China. Aber in der Vergangenheit, das ist Geschichte. Selbstverständlich gibt es unterschiedliche Meinungen. So, dass Geschichte Vergangenheit ist. Niemand kann die Geschichte ändern. Manchmal versuchen Kommunisten die Geschichte zu ändern, aber schließlich misslingt es ihnen. Schauen Sie die Sowjetunion an. Deshalb ist die Geschichte nicht eine politische Entscheidung. Das liegt in der Hand von Historikern und rechtlichen Experten. Aber mein Glaube ist, dass sich wirkliche politische Entscheidung um die Zukunft handelt. Was die Zukunft betrifft, bin ich völlig verpflichtet, keine Unabhängigkeit zu suchen.
ZJ: Und die chinesische Regierung sagte dass Ihr Taiwan Besuch…
SHDL: Ja, die dritte. Selbstverständlich hatten ursprünglich beide Seiten mehr oder weniger darin übereingestimmt, dass es ‚Ein China’ gibt. Heutzutage scheint das ein wenig umstritten zu sein. Was die Zukunft von Taiwan betrifft, hängt das hauptsächlich von den Menschen in Taiwan ab. Das geht mich nichts an! (Lacht)
ZJ: Haben Sie dann vor, Taiwan weiterhin zu besuchen?
SHDL: Oh ja. Erstens sind meine Taiwanbesuche rein spirituell. Tatsächlich, einmal besuchte ich Taiwan und habe wirklich eine mündliche Einladung ausgesprochen, dass einige chinesische Beamte aus Peking mich begleiten sollten, wenn ich in Taiwan bin. Vierundzwanzig Stunden meine Aktivitäten beobachten. Ob ich mit der Unabhängigkeitsbewegung Taiwans zusammenarbeite oder nicht. Im Allgemeinen denke ich, meine Botschaft überall, einschließlich Taiwan, überall, mein Hauptinteresse und Einsatz ist die Förderung des menschlichen Wertes und die Förderung der religiösen Übereinstimmung. Diese zwei Sachen sind meine Schwerpunkte, mein Hauptinteresse, meine Hauptverpflichtung. Eine andere Bedeutung meines Taiwan Besuchs ist – ob die Leute sich Chinesen oder Taiwanesen nennen, das ist eine andere Frage – aber jedenfalls die chinesische Gemeinschaft, die in freien Situationen leben, in denen ich freier sprechen kann, ist nur Taiwan. Sobald es eine Gelegenheit auf dem chinesischen Festland gibt, bevorzuge ich das Festland, weil das die Hauptsache ist. Aber bis jetzt gibt es keine Möglichkeit, also besteht die einzige Möglichkeit freien Meinungsaustauschs mit chinesischen Brüdern und Schwestern nur in Taiwan. Suchte ich Unabhängigkeit, wenn ich völlig auf Unabhängigkeit festgelegt wärde, dann könnte ich nicht nach Taiwan fahren, weil Taiwan Tibet als einen Teil von China betrachtet. (Lacht) Aber um zu zeigen, dass ich nicht Unabhängigkeit suche, nehme ich die Einladung von Taiwan herzlich an. Ich bin schon zweimal dort gewesen. In der Zukunft gibt es auch viele Buddhisten, die mich gerne sehen wollen, nicht als Führer oder so was, aber als ein buddhistischer Mönch der ihnen helfen kann, buddhistisches Verständnis zu fördern, buddhistische Philosophie, buddhistische Praxis.
ZJ: Planen Sie, taiwanesische politische Führer zu treffen oder würden Sie vermeiden, sie zu treffen.
SHDL: Mein Ziel ist, die buddhistische Gemeinschaft dort zu treffen, nicht Politiker. Aber wenn mich Politiker treffen wollen, ist das sehr schwer abzulehnen. Aber für meinen Teil gibt es keinen Grund, eine Audienz mit Politikern zu suchen, weil es keine Diskussion über Politik gibt (lacht).
ZJ: China ist nun in einer Übergangsphase. Präsident Hu Jintao übernimmt die Macht. Haben Sie eine besondere Botschaft für ihn? Wenn Sie direkt mit ihm sprechen könnten, was würden Sie ihm sagen?
SHDL: Zuerst, Glückwunsch. Ein „tongzhimen", ein Kamerad, der zumindest einige Zeit in Tibet verbracht hat, ist nun der oberste Führer der Volksrepublik China. Ich würde gerne meine Glückwünsche aussprechen. Dann zweitens, ich denke als eine neue Generation zwischen der Führung ist da eine neue Realität, auf globaler Ebene und auf nationaler Ebene. Deshalb möchte ich eine neue Art von Denken überbringen, entsprechend der neuen Wirklichkeit. Das möchte ich sagen (lacht). Und eine Sache, Ich möchte wissen, wie viele tibetische Wörter er kennt. Ich bin ziemlich sicher, „Tashi delek" (Willkommen), kennt er womöglich. „Tochjiche" (Danke schön), kennt er womöglich (lacht).
ZJ: Einer unserer Hörer möchte uns eine Frage stellen: Möchten Sie eine „Ein-Land/Zwei-Systeme" Lösung für Tibet, ähnlich derjenigen von Hong Kong. Ist es das, was Sie wollen?
SHDL: In der Tat, 1951 wurde das 17-Punkte-Abkommen unterzeichnet. Ich denke, dieses Abkommen entsprach dem Geist von „ein Land, zwei Systeme". Also, 1956, als ich in Indien bei der Buddha Jayanti Feier war, hat Premierminister Zhou Enlai zusammen mit Vizepremierminister He Long Indien besucht und Premierminister Jawaharlal Nehru besucht, und hat mich auch zu einigen Gelegenheiten getroffen. Gleichzeitig hat der chinesische Premierminister Nehru gesagt, und auch mir, dass die chinesische Zentralregierung den Fall Tibet als etwas sehr einzigartiges, betrachtet, eine sehr besondere Sache. Nicht als irgendeine andere gewöhnliche chinesische Provinz zu betrachten. „ein Land, zwei Systeme" war sehr lebendig in ihrem Denken. Danach hat Deng Xiaoping „ein Land, zwei Systeme" öffentlich gemacht und ich denke das war sehr weise. China, ein riesiges Land mit vielen Ethnien, wie Indien. Einige Staaten in Südindien und Nordindien haben verschiedene Sprachen, verschiedene Gebräuche, verschiedene Gewohnheiten, wie Unterschiede in den Ernährungsgewohnheiten oder Lebensweisen. Aber alle sind unter der indischen Republik, föderalen Republik. Ich denke, ob jemand von Südindien oder von Nordindien ist, sie werden alle als Inder betrachtet. Keine Schwierigkeiten. Ich denke das ist weil da Freiheit ist und Recht, obwohl es einige Meinungsverschiedenheiten gibt, einige verschiedene Ansichten, oder verschiedene Interessen hier und dort ausbrechen. Aber im Grundsatz, sehr vereint. Wie in China, ein riesiges Land, und ich denke in den letzten Jahrzehnten mit viel Aufruhr, viel hoch und runter. Das Konzept „ein Land, zwei Systeme" ist wirklich weise. Aber nun ist die Frage, wie viel wird umgesetzt? (lacht). Das ist die Frage. Angenommen die Menschen in Hong Kong kommen in den Genuss von „ein Land, zwei Systeme", aber kürzlich gab es Unruhen? Aber ich denke ich würde gerne die Haltung der Zentralregierung gegenüber dem kürzlichen Groll einer großen Zahl von Menschen in Hong Kong erwähnen. Es scheint, denke ich, dass die Haltung der Zentralregierung ganz realistisch scheint. Ich denke sie zeigen wirkliche Geduld. Das ist gut. Sie haben nicht die „Tiananmen Politik" eingesetzt. (lacht) Ich denke, dass ist ein gutes Zeichen.
ZJ: Sie wollen wirkliche Autonomie für Tibet. Aber das Tibet das Sie erwähnen ist ein anderes Konzept als das, das die Chinesen akzeptieren können. Die chinesische Regierung akzeptiert Tibet als die Autonome Region Tibet. Und das Konzept von Tibet in Ihrer Auffassung schließt andere Gebiete ein, wie Qinghai, Gansu, Yunnan, Sichuan. Ist das Ihre Grundhaltung? Sind Sie bereit, Konzessionen dazu zu machen, wenn Sie wirkliche Autonomie für Tibet wollen? Wollen Sie alle der 6,6 Millionen Menschen in dieser Autonomie haben?
SHDL: Eine sehr gute Frage. Wenn mein letztendliches Ziel Unabhängigkeit wäre, dann müsste ich natürlich nur von Zentraltibet oder der autonomen Region von Tibet sprechen. Ich kann nicht von den anderen tibetischen Ethnien sprechen. Aber da ich ein bestimmtes Recht verlange, welches die Verfassung der Volksrepublik China vorsieht, innerhalb dessen, werden sie (bekommt das Wort aus dem Tibetischen vom Übersetzer) aus kleinen Teilen zusammengefügt, wie autonome Regionen, autonome Distrikte, autonome Präfekturen, so etwa. Also anstatt vieler kleiner kleiner Autonomien, die Selbstverwaltung, insoweit Arbeit betroffen ist, oder Effektivität, ist schwieriger. Eine breitere Verwaltung könnte effektiver sein. Mein Hauptanliegen ist die Bewahrung der tibetischen Kultur, des tibetischen Buddhismus. Deshalb ist es meine moralische Verantwortung, für alle Tibeter zu sprechen, die von derselben Kultur stammen, derselben buddhistischen Spiritualität und grundsätzlich derselben Sprache, die ähnliche Arten von Gefahren ausgesetzt sind, einer gleich gelagerten Situation. Große Hoffnung von ihnen ruht auf mir, großes Vertrauen in mich. Ich muß für diese Menschen sprechen. Immer wenn ich sage „tibetisch, tibetisch" meine ich alle Tibeter die die gleichen in der Vergangenheit vor 1950 waren; politisch sind einige nun unter chinesischer Verwaltung. Zentraltibet ist unter der Zuständigkeit tibetischer Verwaltung. Aber das ist nur politisch, aufgrund bestimmter Faktoren. Meine Besorgnis gilt der Kultur, und der Spiritualität, und der Umwelt. (lacht) Klar?
ZJ: Ja. Letztes Jahr hat die tibetische Exilregierung alle Tibeter im Ausland aufgefordert, nicht gegen chinesische Führer zu demonstrieren, die die Vereinigten Staaten oder andere Staaten besuchen, als eine Geste des guten Willens. Rufen Sie immer noch dazu auf, nicht zu demonstrieren, wenn chinesische Führungspersonen die Vereinigten Staaten oder andere Orte besuchen? Zum Beispiel wird gesagt, Premier Wen Jiabao wird die Vereinigten Staaten später dieses Jahr besuchen. Wollen Sie, dass das Moratorium für Proteste bestehen bleibt? Rufen Sie Tibeter im Ausland auf, damit fort zufahren, von Demonstrationen gegen chinesische Führer abzusehen?
SHDL: Sicher. Weil wir uns völlig für den direkten Kontakt mit der chinesischen Regierung engagieren. Seit letzten September haben wir erneuten direkten positiven Kontakt. Das ist sehr gut. Ein guter Anfang. Es gibt keinen Grund, diese Haltung zu ändern. Natürlich, diese Entscheidungen werden hauptsächlich von unserer gewählten politischen Führung getroffen, nicht von mir. Indirekt ja, ich habe ein gewisses Recht, Vorschläge zu machen, aber tatsächliche Entscheidungen werden von der gewählten politischen Führung getroffen.
ZJ: Einige Leute beschreiben die gegenwärtige Situation in den sino-tibetischen Beziehungen als eine Schwelle. Stimmen Sie dem zu? Was ist Ihre Botschaft für die chinesischen Menschen wenn Sie denken dass dies ein kritischer Augenblick in den chinesisch-tibetischen Beziehungen ist?
SHDL: Ob die chinesische Regierung es zugibt oder nicht, es gibt ein Problem. Wegen des Problems ist die chinesische Regierung so empfindlich, was Tibet betrifft. Wäre Tibet wirklich normal und die Menschen wären wirklich glücklich und zufrieden, dann gäbe es keinen Grund, so empfindlich zu sein. Denn die Volksrepublik China, die bevölkerungsreichste Nation, ist eine sehr alte Nation mit einer langen Zivilisationsgeschiche und einer hoch entwickelten Kultur, und China ist sicherlich ein sehr wichtiges Mitglied der Weltgemeinschaft. Mehr Wohlstand, ein positiveres Bild von China sind wichtig. Und dann, innerhalb des chinesischen Verfassungsrahmens sehe ich einen weg um diese unglückliche Situation zu lösen. Wenn das Tibetproblem einmal auf Basis einer gegenseitigen einverständigen Lösung gelöst ist, behutsam und realistisch, denke ich, dass die Auswirkungen in Hong Kong immens sein werden. Durch diesen Weg ist auch die Wiedervereinigung mit Taiwan da. Ich denke, dies wird eine gewaltige Auswirkung haben. Und dann andere ethnische Gruppen wie in Xinjiang, die Ostturkmenen. Wenn sich jemand wirklich objektiv die derzeitige tibetische Frage anschaut, wird er feststellen, dass mein Ansatz hilft, echte Stabilität und Einheit der Volksrepublik China zu erreichen. Ich bemerke mehr und mehr chinesische Intellektuelle, einige Denker und Künstler, die ein Muster von Bewusstsein beweisen, ihre Sympathie zeigen, ihren Sinn von Solidarität und Unterstützung. Dies nimmt zu. Das ist eine sehr ermutigende Situation. Die chinesischen Menschen sind sehr praktisch. Wenn sie die Wirklichkeit kennen, ist die Stimme der Volkes, die Vision des Volkes sehr sehr wichtig.
ZJ: Heute ist der zweite Jahrestag des 11.September. Seit den Terroranschlägen vor zwei Jahren hat sich die Welt dramatisch verändert, bezüglich der Beziehungen zwischen Staaten, Religionen und Menschen. Was ist der Rat des Dalai Lama an die politischen Führer der Welt und die Menschen der Welt?
SHDL: (lacht) Ich habe keinen bestimmten Vorschlag. Ich bin der Meinung, dass man diese terroristischen Aktivitäten auf zwei Ebenen angehen sollte. Eine Ebene ist im Wesentlichen direkt; das ist, was verschiedene Regierungen, verschiedene Länder tun. Diesbezüglich habe ich keinen Vorschlag. Auf der anderen Ebene, der langfristigen: Terrorismus, die schlimmste Form von Gewalt, kommt nicht vom Himmel oder von den Maschinen selbst, sondern vom Herzen. Hass, Missstimmung, ein Wunsch nach Rache. Das ist die letztendliche Quelle des Terrorismus. Wir müssen diese letztendliche Quelle des Terrorismus ansprechen. Wie jede andere Gewalt kommt Gewalt nicht automatisch. Gewalt kommt von Motivation. Deshalb versuche ist, Gewaltlosigkeit auf der Ebene der Motivation zu fördern. Ebenso, Gegenmaßnahmen gegen Terrorismus muss ernsthaft die Veränderung der menschlichen Gefühle, des menschlichen Herzens in Betracht ziehen. Hier, neben verschiedenen Arten von Menschen haben Eltern eine besondere Rolle, im Verstand und im Herzen ihrer Kinder Mitgefühl zu kultivieren. Daneben haben religiöse Führer, Menschen in den Medien, alle Mitglieder der menschlichen Gemeinschaft, alle haben Verantwortung. Dieses Ereignis ist natürlich undenkbar, unglaublich. Sehr schlecht, sehr traurig. Tausende unschuldiger Menschen getötet. Als ich das hohe Gebäude zusammenstürzen sah, einige Menschen zeigten aus den Fenstern ihre Hände und dann, innerhalb von Sekunden, kommen sie um. Das war so traurig, wirklich schockierend. Aber ich denke wir können von diesem Ereignis lernen, dass moderne Technologie aus dem ausgeklügelten menschlichen Geist oder Intelligenz, die von menschlichem Hass geleitet wird, solche Katastrophen produziert. Moderne Technologie, menschliche Intelligenz, sollte nicht für negative Gefühle zur Verfügung stehen. Deshalb, aufgrund dieser traurigen Erfahrung, müssen wir nach Innen schauen und versuchen, Lösungen oder Antworten zu finden. Ich denke, auf diese Weise kann eine unglückliche Tragödie in eine positive Quelle innerer Stärke umgewandelt werden. zurück zur Übersicht

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