Berlin, 15. Januar 2015. Im nordosttibetischen Landkreis Luchu (chin.: Luqu) protestierten in den vergangenen Wochen Hunderte tibetische Schüler und ihre Eltern gegen angeblich manipulierte Schulabgangszeugnisse. Sie werfen den lokalen Behörden vor, die Ergebnisse der Abschlussprüfungen im Dezember gegen Geldzahlungen zu ihren Ungunsten gefälscht zu haben, wie tibetische Exilquellen mit Kontakten in die Region berichten. Die Schüler und ihre Familien fühlten sich dadurch um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt betrogen, die ohnedies nicht besonders gut seien. So hätten die Behörden des Landkreises Luchu entgegen der bisherigen Praxis darauf verzichtet, tibetische Schulabgänger einzustellen. Bilder und Videos der Protestaktionen zirkulieren in den sozialen Medien. Während einige Gruppen von Protestierenden vor den lokalen Verwaltungen ausharren, versuchten andere, ihren Protest in der Präfekturhauptstadt Tsoe auf die übergeordnete Ebene zu verlagern. Der Landkreis Luchu ist Teil der verwaltungsmäßig zur Provinz Gansu gehörenden Tibetisch Autonomen Präfektur Kanlho (chin.: Gannan).
Die Proteste in Luchu begannen am 28. Dezember 2014. In einem Video, das am 7. Januar aufgenommen wurde, erklärt ein Tibeter, die Aktionen würden so lange fortgesetzt, bis es zu direkten Gesprächen mit hochrangigen Behördenvertretern komme. Laut den Exilquellen sollen sich unter den Demonstranten auch ältere und kranke Menschen befinden. Diese seien fest entschlossen, sich für die Zukunft der Kinder einzusetzen, selbst wenn es „ihren Tod bedeuten“ sollte, hieß es. Angesichts des Umgangs der Behörden in Tibet mit Protesten aus der Bevölkerung seien viele Menschen in Sorge um die Sicherheit der Schüler. Vor dem Hintergrund der groß angelegten so genannten Anti-Korruptionskampagne von Staats- und Parteichef Xi Jinping, erhofften sich viele, der Schülerprotest könne zu einer umfassenden Untersuchung in der Präfektur Kanlho führen, wie ein aus der Region stammender und nun im Exil lebender Tibeter berichtete.
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Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.
Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.
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