Tibet-Politik

Exklusivbericht der ICT: Widerstand in Kandze geht weiter

14. November 2003
Die Autonome Präfektur Tibet Kandze (Chinesisch: Garzi) widersetzt sich weiterhin offen den Maßnahmen gegen Rede- und Religionsfreiheit, die dort von den chinesischen Behörden eingesetzt werden.
Berichten von Einwohnern aus Kandze zufolge finden beinahe wöchentlich Protestaktionen statt. Unter anderem werden Wandposter angebracht, Flugpapiere für die Unabhängigkeit auf Hauptstraßen verteilt und die tibetische Fahne gehisst.
Der bekannteste Zwischenfall offenen Widerstands in den letzten Monaten fand am 19. August 2003 statt, als eine 1,5 m² große tibetische Nationalflagge, in Brokatseide gefasst, vom Radioturm der Stadt Kandze aufgehängt wurde Der Radioturm, von dem vermutet wird, dass er auch eingesetzt wird, um die Signale von Voice of America, Radio Free Asia und Voice of Tibet zu stören, befindet sich gegenüber der bekannten Kandze-TAP-Regierungsgebäude, welche den lokalen Parteisekretär und die Büros der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) beherbergen.
Das Hissen der Flagge am 19. August fiel zusammen mit dem Besuch von über hundert chinesischen Buddhisten in Kandze anlässlich der Einsegnung eines großen buddhistischen Monuments (Tibetisch: Chörten), das von Natsok Rinpoche errichtet wurde. Armeeoffiziere versuchten über 2 Stunden lang, den Turm zu erklimmen, ehe die Flagge herabgelassen werden konnte, berichtet ein Augenzeuge.
"Als sie [die Flagge] schließlich herunternahmen, hatten hunderte von Einwohnern sie bereits gesehen. Alle chinesischen Touristen und Natsok erblickten sie, als sie von [der Einsegnung] zurückkehrten", erfährt die International Campaign for Tibet (ICT) von einem Hotelmitarbeiter.
"Sie haben unsere Flagge genau dort gehisst, weil der kommunistische Lama und seine Anhänger in unsere Stadt kamen", berichtet ein Einwohner von Kandze, der kürzlich ins Exil geflohen ist. "Das staatliche Fernsehen pries [Natsok Rinpoche] als einen der vertrauenswürdigsten Buddhistischen religiösen Persönlichkeiten in China, aber in Kandze traut ihm fast niemand."
Natsok Rinpoche genießt weitreichenden Einfluss unter den Mitgliedern der Kommunistischen Partei und hat eine beträchtliche Anzahl von han-chinesischen Anhängern. Einwohner von Kandze berichteten, dass chinesischen Buddhisten das Geld zum Bau des Chörten aufgebracht hatten. Letzten Sommer, am 1. Juli, dem Jahrestag der Gründung der KPC, zeigte das chinesische Staatsfernsehen die Ehrung Natsok Rinpoches als patriotischen Direktor des aus Beijing stammenden chinesisch-tibetischsprachigen Höheren Instituts für Buddhismus.
Andauerndes Verbots der Abbildungen des Dalai Lama
Während der zweiten Augustwoche leitete der Parteisekretär der Kommunistischen Partei von Kandze, Li Qichang-Präfektur, ein Treffen für die Dorf- und Gebietsleiter sowie für die Regierungsangestellten, einschließlich der Schullehrer, in der Stadt Kandze. Ein Teilnehmer berichtete der ICT, im Mittelpunkt des Treffens habe die Umsetzung des bereits lange bestehenden Verbots der Abbildungen des Dalai Lama gestanden. Es sei verkündet worden, dass der Besitz von Abbildungen des Dalai Lama, seiner Bücher oder seiner Aufnahmen wie Kassetten und VCS strengstens untersagt sei und dass Routinedurchsuchungen in Häusern und Geschäften der Stadt Kandze, TAP, stattfinden würden. Eine Strafe von 4000 Yuan (ca. 410 €) sei auf jeden Regierungsangestellen erhoben worden, bei dem ein Bild des Dalai Lama gefunden würde, fuhr der Teilnehmer der Zusammenkunft fort.
Innerhalb von wenigen Tagen begannen Durchsuchungen zahlreicher Geschäfte nach Abbildungen des Dalai Lama in der Stadt Kandze. Viele Bilder wurden konfisziert, wobei den Geschäftsinhabern Berichten zufolge jedoch keine Strafe auferlegt wurde. Sowohl tibetische als auch chinesische Polizisten führten diese Kontrollen durch.
"Ich habe dem tibetischen Polizisten gesagt, dass wir beide Tibeter seien und er nicht das Foto des Oberhauptes aller Tibeter entfernen solle", berichtete ein Geschäftsbesitzer der ICT. „Er riss jedoch das kleine Foto aus dem Rahmen und stopfte es respektlos in seine Tasche."
Ein ähnlicher Vorfall fand Mitte September statt, als Beamte Häuser in Randgemeinden von Kandze, TAP, als Teil eines Regierungsprogrammes durchsuchten. Das Programm sollte finanzielle Hilfe für die Ausbesserung der Häuser armer Familien bereitstellen. Während einer solchen Durchsuchung im Dorf Rongbatsa wurden in mehreren Häusern Bilder des Dalai Lama gefunden. Die Bilder wurden konfisziert und den Hauseigentümern wurde mitgeteilt, dass sie für die Zuschüsse der Regierung disqualifiziert seien.
"Der Inspektor sagte uns ‘Wir werden euch nicht unterstützen. Wir helfen keinen Anhängern des Dalai’", erfuhr die ICT von einem Einwohner von Rongbatsa, der kürzlich im Exil angekommen ist. "Er fragte mich, weshalb Seine Heiligkeit keine Häuser für uns baue und fuhr fort, ‘Wir bauen euch Häuser – der Dalai tut das nicht.´" zurück zur Übersicht

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