Berlin, 14. August 2014. Chinesische Polizisten haben am Dienstag, 12. August, im osttibetischen Landkreis Sershul (chin.: Shiqu) das Feuer auf protestierende Tibeter eröffnet und dabei circa zehn Menschen verletzt, wie tibetische Quellen berichten. Bei den Beamten handelte es sich um Angehörige der paramilitärischen Bewaffneten Volkspolizei. In den sozialen Medien zirkulierende Fotos erwecken den Eindruck, erhebliche Schussverletzungen in Kopf und Körper zu zeigen.
Grund für die Proteste sei die Verhaftung eines angesehenen Dorfvorstehers mit Namen Wangdak gewesen, den die Behörden in der Nacht von Montag auf Dienstag in seinem Haus festgenommen hatten. Wie aus der Region stammende Exiltibeter mitteilten, solI Wangdak sich dafür eingesetzt haben, vor Beginn eines lokalen Reiterfests eine traditionelle Zeremonie mit dem Opfern von Räucherwerk und Gebeten abzuhalten, obwohl ein behördliches Verbot erwartet worden war. Nach Auskunft der Quellen könnten auch weitere Konflikte um einen geplanten Empfang für Behördenvertreter und die angebliche Belästigung tibetischer Frauen durch diese eine Rolle gespielt haben. Schauplatz des Geschehens war die Ortschaft Loshu (chin.: Luoxu) in der verwaltungsmäßig zur Provinz Sichuan zählenden Tibetisch Autonomen Präfektur Kardze (chin.: Ganzi).
Als die Nachricht von Wangdaks Verhaftung bekannt wurde, habe sich eine Menschenmenge versammelt, um dagegen zu protestieren. Hinzugerufene Angehörige der Bewaffneten Volkspolizei hätten dann Tränengas eingesetzt und das Feuer auf die Demonstranten eröffnet, so mehrere Exilquellen. Die genauen Begleitumstände der Schüsse auf die Menschenmenge sind nicht vollständig bekannt. Es wird vermutet, dass die Verletzten in das Krankenhaus von Dartsedo (chin.: Kangding) gebracht worden sind. Über ihre Identität und ihren gegenwärtigen Zustand ist nichts Näheres bekannt. Den Quellen zufolge sollen sich Wangdaks Sohn und ein weiterer Verwandter unter den Angeschossenen befinden.
In der Präfektur Kardze hatten Polizisten bereits im Juli 2013 das Feuer auf eine Menschenmenge eröffnet und dabei mindestens zwei Personen durch Kopfschüsse schwer verletzt. Im Jahr 2008 wurden in Kardze mindestens acht Tibeter getötet, als die Polizei auf protestierende Tibeter schoss, die sich wegen der Verhaftung mehrerer Mönche versammelt hatte.
Einen englischsprachigen ICT-Bericht können Sie hier herunterladen: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_13082014.pdf.
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel, London und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.
Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.
Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.
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