Berlin, 14.2.2020. Die International Campaign for Tibet (ICT) kritisiert die Reaktion der chinesischen Behörden auf die auch in Tibet steigende Zahl von mit dem neuartigen Coronavirus Infizierten. Generell im Visier der Behörden sind aktuell Menschen, die Informationen über die potenziell tödliche Krankheit teilen. So wurde beispielsweise ein Mann verhaftet, weil er seine Kontakte in den sozialen Medien aufgefordert hatte, gegen die weitere Ausbreitung des Virus Gebete zu sprechen. Stattdessen hat die chinesische Führung ihre Kader aktiviert, um Propaganda über die Aufrechterhaltung von „Stabilität“ zu verbreiten, ein in der Volksrepublik China häufig genutzter Euphemismus für die Unterdrückung der freien Meinungsäußerung und die erzwungene Übereinstimmung mit der Linie der herrschenden Kommunistischen Partei. Offiziellen Angaben zufolge waren in Tibet am 13. Februar insgesamt 63 Menschen infiziert. Unter ihnen befanden sich auch Tibeter, jedoch ist deren genaue Zahl unbekannt.

Die chinesischen Behörden haben wegen der Coronavirus-Krise alle großen Feiern zum tibetischen Neujahrsfest Losar untersagt. Dieses beginnt am 24. Februar und wird normalerweise mit religiösen Feierlichkeiten und öffentlichen Gebetszeremonien begangen, zu denen die Tibeter zu Tausenden zusammenkommen. Zusätzlich wurden die meisten religiösen Stätten in Tibet aufgefordert, alle größeren Zusammenkünfte abzusagen. In den tibetischen Gebieten, die von Peking verwaltungsmäßig der chinesischen Provinz Qinghai zugeschlagen worden sind, verlangen die Behörden von den Religionsgemeinschaften, „Gerüchten keinen Glauben zu schenken und keine Gerüchte zu verbreiten“.

So nachvollziehbar die Maßnahmen der Behörden im Grundsatz erscheinen mögen, so groß ist unter Tibetern zugleich die Sorge, dass deren Ausmaß von politischen Erwägungen überlagert wird. Denn seit vielen Jahren bereits versucht die chinesische Regierung, die Menschen in Tibet davon abzuhalten, ihre traditionellen religiösen und kulturellen Feste zu feiern. Zudem naht mit dem 10. März der politisch sensible Jahrestag des tibetischen Volksaufstands von 1959 und der Massenproteste des Jahres 2008. Inzwischen bleibt die sogenannte „Autonome Region Tibet“ (TAR) mit der Hauptstadt Lhasa in den Monaten Februar und März regelmäßig für ausländische Touristen gesperrt, weil die Behörden keine Augenzeugen für eventuelle Proteste im Land haben wollen. Am 1. Februar meldeten sich in den chinesischen Staatsmedien „Experten“ zu Wort, die unter Verweis auf die in der Höhenluft Tibets angeblich höhere Mortalitätsrate Reisewillige aufforderten, erst dann wieder nach Tibet zu kommen, wenn die Epidemie „unter völliger Kontrolle“ sei.

In deutlichem Kontrast zu den chinesischen Behörden reagieren die Tibeter mit einer Welle des Mitgefühls auf die Coronavirus-Krise. So stellten Klöster Mittel zu Ankauf von Gesichtsmasken und Schutzbrillen zur Verfügung, das bedeutende Kloster Kumbum etwa spendete 1 Million Yuan (ca. 132.000 Euro) für die am stärksten betroffene Stadt Wuhan. Und in den sozialen Netzwerken posteten viele Tibeter Bilder von Butterlampen zu Ehren des mittlerweile an der Krankheit gestorbenen chinesischen Arztes Li Wenliang, der als Erster über das neuartige Virus berichtet hatte und daraufhin von den Behörden zum Schweigen gebracht worden war.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte unserem englischsprachigen Bericht „Coronavirus response in Tibet: arrests, crackdown, religious repression“.


Pressekontakt:

Kai Müller
Geschäftsführer
Tel.: +49 (0) 30 27 87 90 86
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International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
10435 Berlin
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

 

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