Tibet-Politik

TIBET: Prostitution nimmt zu – Diskrepanz von Armut und Anspruch verantwortlich

Sanjay Suri, International Press Service
14. Januar 2004
London – In der autonomen Region Tibet hat nach einem neuen Bericht des in London ansässigen Tibet-Informationsnetzwerks (TIN) die Prostitution seit Anfang der 90er Jahre dramatisch zugenommen.
Als Grund für die wachsende Bereitschaft zur Arbeit in der Sexindustrie nennt die Studie den Zusammenprall von Armut und Bildungsdefiziten mit steigenden Ansprüchen an das Leben, gezüchtet durch urbane Entwicklungsideale.
Vor allem Frauen aus armen ländlichen Regionen entschieden sich mangels Alternativen zum Verkauf ihres Körpers, um sich ein einigermaßen stabiles Einkommen zu sichern und den ein oder anderen Wunsch erfüllen zu können, heißt es in dem auf sechs Monate Recherche basierenden TIN-Report.
"Die Diskrepanz zwischen hohen Erwartungen und der Einsicht in die Unmöglichkeit ihrer Erfüllung drängt junge Tibeterinnen in die Prostitution." Die Sexindustrie erscheine als der einzige realistische Weg zu einem besseren Leben. "Auch wenn Wirtschaftsexperten an der Bestandsfähigkeit des von Peking stark subventionierten Wachstums in Tibet zweifeln, so habe es doch die Einkommen in einigen wenigen urbanen Zentren steigen lassen", schreiben die TIN-Autoren.
Auf dem Lande herrsche weiterhin fatale Armut und ein desolates Bildungsniveau, womit bessere Stellen in der Stadt außer Reichweite gelangten. Zugleich aber seien unter anderem durch das Vordringen der Medien Wünsche geweckt worden, die nicht anders denn durch schnelles Geld zu stillen seien.
In Lhasa, Hauptstadt des von China annektierten und um seine Unabhängigkeit kämpfenden Tibet, verlangen Prostituierte im Schnitt umgerechnet zwölf US-Dollar für ihre Dienste. Etwa die Hälfte der Einnahmen müssen sie an ihren Arbeitgeber abgeben, meist Besitzer einer Bar, eines Karaoke-Clubs oder eines Schönheitssalons, weiter im Monat etwa 22 Dollar für Gesundheitsversorgung und Steuern.
Besser sollen sich die vornehmlich in Lhasa tätigen chinesischen Prostituierten stehen. Sie sind in der Hauptstadt, anders in ländlicheren Gegenden, wo die käufliche Liebe nur halb so teuer ist, in der Mehrheit.
Einige tibetische Prostituierte arbeiten laut TIN nur, solange schneefreie Straßen ein gutes Geschäft versprechen. Noch bevor der harte Winter einbricht, machen sie sich nach Nepal oder Indien auf, um nicht pausieren zu müssen. Allerdings scheinen auch indische Prostituierte nach Lhasa zu kommen, weil sie dort bessere Arbeitsbedingungen vorfinden und mehr verdienen.
"Frauen werden in die Prostitution getrieben", so Kesang Takla, Vertreter des politischen und geistigen Oberhaupts der Tibeter, des Dalai Lamas, in London, in einem Gespräch mit IPS. Er könne nur hoffen, dass sich Menschenrechts- und Frauengruppen dieses Problems verstärkt annehmen. Nach seiner Einschätzung brauchen die betroffenen tibetischen Frauen Hilfe von außen. Es sei sehr schwer, Informationen aus erster Hand über Tibet zu bekommen. Leugnen lasse sich die Zunahme der Prostitution allerdings nicht.
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