Berlin, 13. August 2015. In Tibet finden derzeit massive Truppenbewegungen statt. Vor den Feierlichkeiten zum 50. Gründungstag der Autonomen Region Tibet (TAR) am 1. September, zu denen hochrangige Politiker aus Peking erwartet werden, wurden in verschiedenen Teilen Tibets Konvois von teils mehr als 200 Fahrzeugen gesichtet, darunter auch Panzer und schwere Artillerie. Die chinesische Volksbefreiungsarmee hält in dieser Woche großangelegte Manöver in der Region ab, bei denen auch scharfe Munition Verwendung findet. Die Bedeutung der Tibet-Frage für die chinesische Führung wurde unterdessen durch ein Treffen der Politbürospitze unter Führung von Parteichef Xi Jinping unterstrichen. Bei der Sitzung am 30. Juli sei es auch um die Reinkarnation des Dalai Lama gegangen, so die offiziellen Medien. Dieser komme entscheidende Bedeutung für die „Stabilität und die nationale Souveränität“ der Volksrepublik China zu, hieß es im Anschluss.
Die offenbar ebenfalls auf der Politbürositzung beschlossene Bildung einer einflussreichen neuen zentralen Arbeitsgruppe der „Einheitsfront“ – der KP-Abteilung, die bis zu deren Ende im Januar 2010 für die Gespräche mit Vertretern des Dalai Lama zuständig war – dürfte als Indiz für eine Aufwertung dieser Abteilung und eine Verstärkung der Kontrolle gelten. Weiterhin wurde im Juli 2015 eine formelle Vereinbarung über die Zusammenarbeit auf den Feldern von Sicherheit und „politischer Stabilität“ in den zur Volksrepublik China zählenden tibetischen Regionen verabschiedet. Die neuen Entwicklungen, in deren Kern ein verhärteter Kurs gegenüber dem Dalai Lama und dem Kampf gegen den sogenannten „Separatismus“ stehen, bestimmen die Tonlage für ein Gerüchten zufolge unmittelbar bevorstehendes hochrangiges Strategietreffen, ein sog. Arbeitsforum, bei dem die Tibetpolitik Pekings für das kommende Jahrzehnt festgelegt werden soll. In Verbindung damit dürften auch Spekulationen zu sehen sein, denen zufolge Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping in den nächsten Wochen Tibet besuchen werde.
Durch die Schaffung der Autonomen Region Tibet auf etwa der Hälfte des historischen Tibets und die verwaltungsmäßige Angliederung der restlichen Teile des Landes an vier chinesische Provinzen (Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan) schlug Peking 1965 per Federstrich auch etwa die Hälfte der tibetischen Bevölkerung diesen derart vergrößerten Provinzen zu.
Weitere Informationen entnehmen Sie unserem englischsprachigen Bericht „Major troop movements in Tibet; hardline approach to Dalai Lama in key policy talks“: http://www.savetibet.org/major-troop-movements-in-tibet-hardline-approach-to-dalai-lama-in-key-policy-talks/. Weiteres Videomaterial, das die genannten Truppenbewegungen zeigt, können Sie ebenfalls in diesem Bericht abrufen.
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Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.
Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.
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