Tibet-Politik

Tibet rücksichtslos vom eisernen Drachen überrollt
12. Mai 2005
KATHMANDU – Tibetische Bauern entlang der chinesischen Eisenbahnstrecke Qinghai-Tibet erheben Einspruch gegen die Vertreibung aus ihren Häusern und die dürftige Entschädigung, die ihnen vom 3,1 Mrd. US$ schweren Infrastrukturprojekt aufgezwungen werden.
Ein Beamter im Bezirk Toliung Dechen in der Nähe der Landshauptstadt Lhasa bestätigte dem tibetischen Sender von Radio Free Asia (RFA), dass es aufgrund der 1.142 kilometerlangen Eisenbahnstrecke, die Golmud in der westlichen Provinz Qinghai mit der abgeschiedenen Himalajaregion verbinden wird, Konflikte gäbe.
„Es liegen verschiedene Situationen vor”, wurde RFA von dem Beamten erklärt. „Es gibt auch einige tibetische Bauern, deren Häuser sich in keinem guten Zustand befinden oder deren Felder dem Eisenbahnbau nicht wirklich im Wege liegen, die jedoch umziehen möchten und Entschädigungen verlangen“, sagte er.
Nichts hilft wirklich
Ein Bewohner von Dongkar, das in demselben Bezirk liegt, sagte, dass Vertreter ortsansässiger Familien bereits versucht hätten, die Behörden wegen der geplanten Umsiedlungen zu ersuchen. Die Umsiedlungen sollen laut der Beamten Platz für die Schienenverlegung schaffen, die voraussichtlich Ende dieses Jahres Lhasa erreichen wird.
"Die tibetischen Bauern gingen zu verschiedenen Abteilungen, auch der Regierung der Autonomen Region Tibet, um Einspruch zu erheben. Doch nichts hat wirklich geholfen“, wurde RFA von einer älteren Dame aus der betroffenen Region berichtet.
Sie sagte, dass ein Sekretär der Kommunistischen Partei aus der Region, der versucht hatte, sich für seine Gemeinde einzusetzen, seines Amtes entledigt wurde. „Keiner wagt, seine Stimme zu erheben“, erklärte sie.
Ortsansässige sagten, dass sie trotz des Versprechens der Behörden, ihre Umsiedlung vorzunehmen, keinerlei Mittel besäßen, um am neuen Ort zu leben. “All dies nennen sie den Großen Entwicklungsplan für den Westen. Wir sind Opfer dieser Entwicklung. Die Eisenbahnstrecke, die wie von den Chinesen erklärt einen Großteil der Entwicklung ausmacht, führt durch mein Haus und mein Ackerland“, klagt die Frau.
Sie erzählte, dass die Behörden versprochen haben, an einer anderen Stelle neue Backsteinhäuser für die Bauern zu bauen, doch nur wenige wurden fertig gestellt. Die Bauarbeiten hätten am 4. Mai beginnen sollen, berichtete sie.
Die chinesischen Beamten waren schon vor Ort vorbeigekommen, um ihr Haus und ihr Land auszumessen. Sie boten den Ortsansässigen, von denen nur wenige Mandarin sprechen, nur sehr knappe Erklärungen in tibetischer Sprache, erzählte sie.
Die Beamten begrüßen das Projekt
"Es ist sehr traurig, umzuziehen. Ich wurde hier geboren und viele aus meiner Generation lebten in demselben Haus und bestellten dasselbe Land. Ich wünsche mir, an demselben Ort zu sterben, an dem ich geboren wurde. In der Tat teilen die meisten der älteren Tibeter diesen Wunsch“, sagte die Frau.
"Das Land ist unsere einzige Einnahmequelle. Diejenigen, die in Büros oder in anderen Berufen arbeiten, haben ein regelmäßiges monatliches Einkommen, wir nicht. Wenn uns jetzt unser Land zum Bau der Eisenbahnstrecke genommen wird, haben wir nichts mehr, von dem wir uns ernähren können. Man sagt, dass wir mit etwa 3.500 Yuan [ca. 337 €] entschädigt werden und ein Darlehen in Höhe von 50.000 Yuan [ca. 4.800 €] erhalten sollen. Doch das ist noch nicht sicher.”
Es gibt auch einige tibetische Bauern, deren Häuser sich in keinem guten Zustand befinden oder deren Felder dem Eisenbahnbau nicht wirklich im Wege liegen, die jedoch umziehen möchten und Entschädigungen verlangen. Einige behaupten, ihre Bewässerung sei betroffen und wollen auch umgesiedelt und entschädigt werden.
Treffen mit den Bezirksbeamten
Der chinesische Premierminister Wen Jiabao besuchte Musterarbeiter an der Eisenbahnstrecke, um den internationalen Tag der Arbeit am 1. Mai zu würdigen. Die Höheneisenbahnstrecke wurde in den offiziellen Medien als ein bahnbrechendes technisches Projekt gepriesen, das ein schnelleres wirtschaftliches Wachstum in der abgeschiedenen Region ermögliche.
Doch Kritiker sagen, dass es den Schutz brechen wird, den die Isolation den Tibetern und ihrer Kultur gegönnt hat. Es wird durch ein stärkeres Wirtschaftswachstum in der Region die Einwanderung von Han-Chinesen fördern und Chinas Militärpräsenz dort festigen.
"Chinas Entwicklungsstrategie für den Westen hat der Regionen großen Wandel beschert und sollte fortgeführt werden”, zitierte die offizielle Nachrichtenagentur Xinhua Wen auf seiner Reise, die ihn auch in die Provinz Qinghai führte.
"Wie sich gezeigt hat, lag die Zentralregierung mit ihrer Betonung von Umweltschutz, Infrastrukturaufbau, Energiequellen, Wissenschaft und Technik, Ausbildung und gesundheitlichen Verbesserungen im Rahmen ihrer Entwicklungsstrategie für den Westen richtig“, sagte Wen.
Die probeweise Eröffnung der Eisenbahnstrecke soll am 1. Juli 2006 beginnen. Die Eisenbahnstrecke hat bereits Gulu erreicht, eine Stadt im Bezirk Nagqu in Nordtibet, die letzte Station vor Lhasa. Nach ihrer Eröffnung im Jahre 2007 wird die Eisenbahnstrecke Lhasa mit der Provinzhauptstadt von Qinghai und anderen großen chinesischen Städten verbinden.
Copyright (c) 2005, RFE/RL Inc. Abgedruckt mit der Erlaubnis von Radio Free Europe/Radio Liberty, 1201 Connecticut Ave NW, Washington D.C. 20036, USA.
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