Tibet-Politik

Anhörung von Geshe Lobsang Tenpa – Student von Tenzin Delek Rinpoche
12. Mai 2004
Kanadisches Parlament Unterausschuss für Menschenrechte und internationale Entwicklung des Ausschusses für Auswärtigen und Internationalen Handel
Ich heiße Geshe Lobsang Tenpa. Ich kam im Mai 2000 nach New York. Ich arbeite mit der tibetischen Gemeinde in New York.
Zuerst möchte ich mich für die Möglichkeit bedanken, einige Worte zu Tenzin Delek Rinpoche, der irgendwann diesen Dezember hingerichtet werden soll, sagen zu dürfen. Ich habe mit ihm studiert und werde nun kurz über ihn berichten.
In diesen wenigen Minuten möchte ich über Tenzin Delek Rinpoche sprechen, weshalb er angeklagt wurde und weshalb er kein rechtmäßiges Gerichtsverfahren erhielt. Da ich mit ihm studiert habe, weiß ich einige Details über Tenzin Delek Rinpoche, die der Öffentlichkeit nicht bekannt sind.
Tenzin Delek Rinpoche ging 1982 nach Indien, wo er fünf Jahre lang in einem tibetischen Kloster studierte. Anschließend, im Jahre 1987, kehrte er nach Tibet zurück. Während seines fünfjährigen Studiums im Kloster in Indien spürte er, wie wichtig es sei, dass er nach Tibet zurückkehre, um seiner Gemeinde und seinem Kloster zu helfen. Damals entschloss er sich, 1987 nach Osttibet zurückzukehren.
1987 wollte er zuallererst das Kloster wiederaufbauen. Als er dies versuchte, wurde ihm die Erlaubnis, das Kloster in dieser Stadt wiederaufzubauen, verweigert. Daraufhin ging er nach Beijing. Damals war der inzwischen verstorbene Panchen Lama noch am Leben. Er berichtete ihm von seinem Vorhaben, das Kloster wiederaufzubauen und von der verweigerten Erlaubnis. Er bat den Panchen Rinpoche um Hilfe. 1988 erhielt er mit Hilfe des Panchen Rinpoche die Erlaubnis aus Beijing. Daraufhin kehrte er zurück und begann mit dem Bau des Klosters.
Und dann begann er wirklich, die Klöster wiederaufzubauen. Zuerst baute er in seiner Stadt, dann baute er acht weitere Klöster. Anschließend begann er daran zu arbeiten, kleine Krankenhäuser, Seniorenheime und Kindergärten in der Gegend aufzubauen.
Er engagierte sich auch für den Umweltschutz und gegen die Abholzung in Regionen, in denen sich die Ortsansässigen hilflos vorkamen und das Gefühl hatten, nichts tun zu können. Er half der Gemeinde vor Ort und stellte Verbindungen zu Regierungsbeamten her. Er hat sich sehr dafür eingesetzt.
Er war äußerst hilfreich darin, die allgemeine Bevölkerung vor Ort über gesundheitliche Versorgung, Ausbildung und soziale Angelegenheiten aufzuklären. Er spielte in jeder Hinsicht eine wichtige Rolle und war in seiner Gemeinde äußerst hoch angesehen.
Leider wurde er nach alledem wegen einiger Aktivitäten angeklagt, die er nicht verschuldet hatte und er wollte in dieser Angelegenheiten Stellung nehmen.
Er legte der tibetischen Gemeinde immer nahe, dass der Respekt vor den Wünschen und Reden des Dalai Lama sehr wichtig sei. Den Anweisungen des Dalai Lama zu folgen sei wichtig für den Weltfrieden, für die Einheit des Volkes und für die Stabilität der Nation. Dies gefiel den Behörden offensichtlich nicht, denn jeder Tibeter, der den Dalai Lama respektieren und auf ihn hören würde, widersetzte sich vollkommen den Wünschen der Behörden. Sie sahen in ihm eine Gefahr für die Stabilität und Sicherheit des Landes.
Ein anderer Grund bestand in seiner Popularität und dem Respekt, der ihm gezollt wurde. Immer mehr Menschen folgten seinen buddhistischen Belehrungen, auch dies gefiel den Behörden nicht.
Die Bevölkerung umfasste 10.000 Menschen, was sie als direkte Bedrohung verstanden.
Er gab in der Region viele Belehrungen sowohl für Tibeter als auch für Gläubige anderen ethnischen Ursprungs – sogar für chinesische Buddhisten. Dadurch wuchs seine Popularität, was die chinesischen Behörden als direkte Bedrohung empfanden. Dies ist einer der Gründe, weshalb sie über seine Aktivitäten nicht allzu erfreut waren.
Er äußerte sich auch immer sehr deutlich über die mangelhaften Ausbildungsmöglichkeiten für Tibeter und darüber, dass die ortsansässigen Tibeter ihre fundamentalen Rechte nicht wahrnehmen konnten. Daher wurde er in der Vergangenheit zweimal angeklagt … dass all seine Aktivitäten auf die Spaltung der Einheit des Landes ausgerichtet seien. Er wurde für diese Verbrechen angeklagt.
1997 wurde Tenzin Delek Rinpoche vor Gericht geladen. In den Vorladungen wurde behauptet, all seine Aktivitäten seien darauf ausgerichtet, Verwirrung und Instabilität in etwa 18 Ländern zu schaffen, in denen er aktiv sei. Die Behörden versuchten ihn 1997 festzunehmen.
Daher floh Tenzin Delek Rinpoche in die Berge. Etwa fünf Monate lang versteckte er sich in den Bergen und die gesamte Bevölkerung half bei dem Versuch, ihn versteckt zu halten. Die örtliche Bevölkerung begann, Unterschriften zu sammeln, mit denen sie bei den Behörden um Gnade ersuchte. Er hielt sich fünf Monate lang in den Bergen auf.
Im Jahr 2000 versuchten sie erneut, ihn festzunehmen, weil er ohne die Bewilligung der Behörden eine Schule für etwa 300 Kinder eingerichtet hatte. Wieder versuchten sie, ihn zu verhaften, und wieder musste er fliehen.
[Geshe Lobsang Tenpa floh nach Indien. Nach seiner Ankunft in Indien erfuhr er, dass Tenzin Delek Rinpoche wieder in die Berge hatte fliehen müssen. Nachdem er in New York ankam, erfuhr er, dass Tenzin Delek Rinpoche wieder entkommen war. ]
Am 3. April 2002 explodierte eine Bombe in Chengdu. Rinpoche und einer seiner Schüler wurden verhaftet. Rinpoche und Lobsang Dhondup wurden angeklagt, in dieses Bombenattentat verwickelt zu sein. Er wurde am 7. April 2002 verhaftet.
Sie haben immer versucht, Tenzin Delek Rinpoche zu verhaften, weil sie ihn in dieser Gegend als Bedrohung ansahen. Der Zwischenfall in Chengdu, die Bombenexplosion, bot ihnen einen guten Vorwand für die Verhaftung Tenzin Delek Rinpoches und seines Schülers Lobsang Dhondup.
[Über die Details sammelte Geshe Lobsang Tenpa gemeinsam mit Human Rights Watch Informationen. Ich bitte das Komitee, dieses Buch von Human Rights Watch offiziell anzunehmen. Es heisst "Trials of a Tibetan Monk: The Case of Tenzin Delek" („Der Prozess eines tibetischen Mönches: Der Fall von Tenzin Delek”)].
Die tibetische Gemeinde war generell äußerst betroffen, da Tenzin Delek Rinpoche für etwas angeklagt wurde, für das er nicht die Verantwortung trägt.
Am 2. Dezember 2002 wurde das Urteil verkündet, dass Lobsang Dhondup und Tenzin Delek Rinpoche hingerichtet werden würden. Bei der Anhörung waren etwa 100 regionale Führer und zwei enge Verwandte von Rinpoche zugegen. Da verkündeten sie das Urteil.
Tenzin Delek Rinpoche wurde von zwei Gefängniswächtern hereingebracht. Er wirkte sehr schwach. Zu allererst beschuldigten sie ihn, sich stark für die Spaltung des Landes einzusetzen und eine Gefahr für die Einheit des Landes darzustellen.
Frau Vorsitzende, ich bitte Sie, dieses Buch von Human Rights Watch offiziell anzunehmen.
Tenzin Delek Rinpoches Exekution wird höchstwahrscheinlich diesen Dezember stattfinden. Wenn es irgendetwas gibt, mit dem dieses Komitee helfen könnte, dann würde dies sein letzter Wunsch sein – alles zu unternehmen, um seine Exekution zu verhindern.
Danke.
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