Pressemitteilung: Umfassende Repressionswelle nach Selbstverbrennung eines tibetischen Mönchs / Kloster besetzt und abgeriegelt, Tibeter „verschwunden“ / Neuer ICT-Bericht
Berlin, 12. April 2011. Knapp vier Wochen nach der Selbstverbrennung des tibetischen Mönchs Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan ist die gesamte Region von einer umfassenden Repressionswelle durch die chinesischen Sicherheitskräfte erfasst worden. Die Aktivität der Behörden konzentriert sich dabei auf das von mehr als 2.000 buddhistischen Mönchen bewohnte Kloster Kirti, wie die International Campaign for Tibet (ICT) von tibetischen Quellen mit direktem Kontakt nach Ngaba in Erfahrung bringen konnte. Betroffen sind allerdings auch die Dörfer in der dünn besiedelten Region. Nach Auskunft der Quellen vor Ort ist das Kloster Kirti inzwischen komplett abgeriegelt und auf allen Seiten von bewaffneten Armeeeinheiten umstellt. Die einzige bislang noch nicht von einer Mauer umgebene Seite des Klosters wurde mit einem Stacheldrahtverhau abgesperrt; chinesische Bauarbeiter haben indessen damit begonnen, eine massive Betonwand neben dem Stacheldrahtzaun zu errichten.
Im Kloster selbst hat die Armee an allen höher gelegenen Punkten bewaffnete Posten eingerichtet, die das gesamte Geschehen im Kloster unter Kontrolle halten. Der Zugang zum Kloster ist völlig unterbunden, ebenso werden die Mönche am Verlassen des Klosters gehindert. Derweil wird das Essen für die Klosterbewohner knapp. Offenbar ist es das Ziel der Behörden, die Bewegungsfreiheit der Mönche zum völligen Stillstand zu bringen. Bereits seit dem 19. März, drei Tage nach der Selbstverbrennung des Mönchs Phuntsog, ist es den Klosterbewohnern verboten, ihr üblichen religiösen Zeremonien abzuhalten, so die Berichte.
Im Kloster Kirti sowie an anderen Orten im Kreis Ngaba kam es in den letzten Wochen zu mehreren Fällen von „Verschwindenlassen“. Betroffen davon waren sowohl Mönche als auch einfache Tibeter, darunter auch der jüngere Bruder und ein Onkel von Phuntsog. Weder über ihren Aufenthaltsort noch über ihren Gesundheitszustand ist etwas bekannt. Die chinesischen Behörden führen in der gesamten Region zudem Kampagnen zur „patriotischen Umerziehung“ durch. Dorfkomitees im Kreis Ngaba beriefen öffentliche Versammlungen ein, bei denen die Teilnehmer gezwungen sind, die Kommunistische Partei und ihre Politik zu preisen.
Einen ausführlicheren englischsprachigen Bericht der ICT hier herunterladen. Die International Campaign for Tibet wird über die Situation in Ngaba voraussichtlich in Kürze erneut informieren.
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal.
Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.
Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.
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