Tibet-Politik
11. September 2004
Berlin/Washington D.C./Amsterdam – Das Büro Seiner Heiligkeit des Dalai Lama und die tibetische Regierung im Exil haben heute mitgeteilt, dass der Sondergesandte des Dalai Lama, Lodi Gyari, und sein Kollege, Kelsang Gyaltsen, sowie zwei Begleiter morgen, am 12. September 2004, zu einem dritten Besuch von Indien nach China reisen werden.
„Das Potential dieses dritten Besuchs ist groß. Wer den Prozess genau verfolgt, wird auf Anzeichen der chinesischen Regierung warten, ihre harte Linie zu ändern und substantielle Themen in einem Dialog ernsthaft anzusprechen“, sagte Dr. Gudrun Henne, Geschäftsführerin der International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Nach neun Jahren war der Kontakt zwischen der tibetischen und der chinesischen Regierung im September 2002 und Mai/Juni 2003 wieder aufgenommen worden. Tibeter haben diese beiden Besuche als Gelegenheiten zur Vertrauensbildung charakterisiert.
Die deutsche Regierung hat wiederholt einen substantiellen Dialog zwischen der chinesischen Regierung und dem Dalai Lama bzw. seinen Vertretern gefordert, zuletzt Aussenminister Joschka Fischer bei seinen Gesprächen mit dem chinesischen Aussenminister Li am 15. Juli 2004 in Peking.
Auch die Europäische Union ruft seit Jahren zu einem direkten Dialog zwischen dem Dalai Lama und der chinesischen Regierung als einzig realistischen Weg auf, eine dauerhafte Lösung der Tibetfrage zu finden.
Der Dalai Lama beschreibt die von ihm für die Lösung des Konflikts eingeschlagene Politik als „Mittleren Weg“. Er sucht wirkliche Autonomie für das tibetische Volk innerhalb der Volksrepublik China.
„Chinas Sorge um Einheit und Stabilität und die Verpflichtung des Dalai Lama zu friedlichem Zusammenleben bilden gemeinsam ein Fundament, auf dem eine Lösung für das Tibetproblem gefunden werden kann“ sagte Henne.
Der Dalai Lama ist 1959 nach Indien geflohen, nachdem ein ungünstiges Abkommen zwischen der chinesischen und der tibetischen Regierung zusammengebrochen war und in einem Volksaufstand in Lhasa gipfelte.
Peking verletzt weiterhin in grobem Maße die Menschenrechte der Tibeter und enthält ihnen ihr Recht vor, gemäß ihrer Vorstellungen und Traditionen zu leben.
„Nach dieser langen Zeit gibt es nun eine Möglichkeit des Fortschritts. Entsprechend Pekings Wunsch, sich bei den olympischen Spielen 2008 als eine führende Nation in der Welt darzustellen, müssen nun erste Schritte erfolgen, um eine Lösung für Tibet zu finden“ schloss Henne.
Die International Campaign for Tibet bittet die deutsche Regierung und die Europäische Union nachdrücklich, weiterhin den in der tibetischen Gemeinschaft weit verbreiteten Wunsch der Tibeter nach einer Verhandlungslösung zu unterstützen.