Tibet: Chinesische Regierung verordnet Besuch ihres Panchen Lama in osttibetischem Kloster – erhöhte Sicherheitspräsenz – ICT befürchtet Spannungen in der Region

Berlin, 11. August 2011. Die International Campaign for Tibet (ICT) ist in Sorge über die Situation in der osttibetischen Region um das Kloster von Labrang in der chinesischen Provinz Gansu. Berichten zufolge haben bewaffnete Sicherheitskräfte um das Kloster Stellung bezogen, offenbar um einen bevorstehenden Besuch des von der chinesischen Regierung ernannten Panchen Lama Gyaltsen Norbu abzusichern. Quellen in der Region berichten gegenüber ICT, dass die örtliche Bevölkerung dem „chinesischen“ Panchen Lama „keinen Respekt zollen“ werde. Viele Tibeter anerkennen nach wie vor den 1995 von den Behörden im Alter von sechs Jahren verschleppten Gendun Choekyi Nyima als Panchen Lama und nicht den von den Behörden auserwählten Gyaltsen Norbu. Unterdessen haben die Behörden, so heißt es weiter, Ausländer aufgefordert, die Region zu verlassen.

Der Besuch Gyaltsen Norbus in Tibet war ursprünglich bereits für Ende Juli geplant, wurde jedoch verschoben, offenbar aufgrund von Unmutsbekundungen von Tibetern in der Region. Offiziell ist die Aufenthaltsdauer Gyaltsen Norbus im Labrang-Kloster nicht bekannt, allerdings wird damit gerechnet, dass er nach seiner Ankunft in den nächsten Tagen über einen längeren Zeitraum in Tibet bleiben wird. Das Kloster in der Tibetisch Autonomen Präfektur Kanlho (chin.: Gannan) ist überdies ein ungewöhnlicher Aufenthaltsort für einen Panchen Lama. Traditionell hält sich der Panchen Lama in den Klöstern von Tashilhunpo (Tibetisch Autonome Region) oder Kumbum (Provinz Qinghai) auf. Auszuschließen ist nicht, dass die chinesische Regierung ihren Einfluss in Osttibet durch den Besuch ausweiten möchte. Mönche des Labrang-Klosters hatten im März 2008 an Protesten teilgenommen, wobei Berichten zufolge zwei Mönche gestorben sind.

Die International Campaign for Tibet ist in Sorge, dass es im Rahmen des Besuchs von Gyaltsen Norbu in der Region zu Spannungen kommt. Für viele Tibeter ist der „chinesische“ Panchen Lama ein Symbol für mangelnde Religionsfreiheit in Tibet. Seit geraumer Zeit versucht China, auf die Bestimmung der „Tulkus“ (reinkarnierten Lamas) einzuwirken. 2007 traten Vorschriften in Kraft, wonach alle Reinkarnationen tibetischer Tulkus von chinesischen Behörden bestätigt werden müssen.

Der Panchen Lama ist einer der wichtigsten religiösen Führer Tibets, der mitunter bei der Auswahl des Dalai Lama mitgewirkt hat. Im Alter von sechs Jahren wurde der 11. Panchen Lama von der chinesischen Polizei in Arrest genommen und seitdem nicht mehr gesehen. Selbst internationalen Organisationen, darunter auch dem UN-Komitee für die Rechte des Kindes, wurde von Seiten der chinesischen Regierung der Zugang zu ihm verwehrt. Stattdessen bestimmte China einen anderen Panchen Lama, Gyaltsen Norbu, der in Peking lebt.

Der aktuelle ICT-Bericht vom 10. August kann hier heruntergeladen werden: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_10082011.pdf

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Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

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