Berlin, 11. Juli 2014. Ein aktueller Bericht der International Campaign for Tibet (ICT) belegt den Versuch der chinesischen Politik, auch über die Pflege der Geburtsstätten mehrerer Inkarnationen des Dalai Lama Kontrolle über den tibetischen Buddhismus zu erlangen. So wurde das Geburtshaus des gegenwärtigen 14. Dalai Lama im nordosttibetischen Takster für nach offiziellen Angaben mehr als 2,5 Millionen Yuan (300.000 €) aufwändig renoviert. Das Gebäude hat nicht mehr viel Ähnlichkeit mit dem ursprünglichen Bauerngehöft aus den 1930er Jahren. Es ist nun von einer hohen Mauer umgeben und mit Überwachungskameras ausgestattet. Daneben wurden auch mehrere Geburtsstätten seiner Vorgänger ausgebaut, insbesondere diejenigen des 13., des 11. und des 7. Dalai Lama. Sie werden gerne von Pilgern besucht, teilweise zeigen große Hinweistafeln den Besuchern den Weg. Mittels der Pflege der Geburtsstätten der Dalai Lamas untermauert die Führung in Peking ihren Anspruch auf Kontrolle des tibetischen Buddhismus, wie er auch in der Frage der Anerkennung neuer Inkarnationen bedeutender Lamas zu Tage tritt. Zugleich präsentiert sie sich als Bewahrerin des tibetischen Erbes, ungeachtet der Tatsache, dass die chinesischen Invasionstruppen und die Roten Garden während der Kulturrevolution in Tibet zahlreiche unwiederbringliche Kulturschätze zerstört haben.
Für Touristen, insbesondere ausländische, scheint es zuweilen schwierig, Zugang zu den Geburtsstätten zu erlangen. So ist das Geburtshaus des gegenwärtigen Dalai Lama zwar in den chinesischsprachigen Touristenführern aufgelistet, dennoch kann es Besuchswilligen offenbar passieren, dass sie am Eingang abgewiesen werden. Für die britische Journalistin Isabel Hilton, die Takster zu Recherchen besuchte, spiegelt sich darin die Ambivalenz der chinesischen Politik, die den Dalai Lama auf der einen Seite verteufelt, auf der anderen jedoch sein Geburtshaus in ein Museum verwandelt und dabei in Kauf nimmt, dass es sich in eine Pilgerstätte seiner Anhänger verwandelt. So berichteten Besucher von Khatags, traditionellen tibetischen Glücks- und Segensschals, die sie an der Eingangstür befestigt fanden.
Inzwischen bedient sich die chinesische Politik der vorgeblichen Sorge um die Pflege und den Erhalt der Dalai Lama-Geburtsstätten auch im Streit um die indische Nordostprovinz Arunachal Pradesh, die Peking als Teil Tibets für sich beansprucht. So sprach ein Kommentator der in Hongkong erscheinenden KP-eigenen Zeitung „Wen Wei Po“ davon, China können nie darauf verzichten, wenn nicht schon ganz Arunachal Pradesh, so doch zumindest Tawang seinem Territorium einzuverleiben. Zur Begründung verwies er dabei ausdrücklich auf Tawangs Bedeutung als Geburtsort des sechsten Dalai Lama.
Einen englischsprachigen ICT-Bericht können Sie hier herunterladen: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_10072014.pdf.
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel, London und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.
Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.
Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.
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