Tibet-Politik
Stellungnahme vom Sonderabgesandten Lodi Gyari, dem Leiter der von Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama nach China entsandten Delegation
11. Juni 2003
Dharamsala – Infolge der Bemühungen Seiner Heiligkeit des Dalai Lama ist es uns im September 2002 gelungen, den direkten Kontakt mit der chinesischen Führung wieder aufzunehmen. Im Zuge dieser Entwicklung reisten mein Kollege Kelsang Gyaltsen und ich in Begleitung zweier Mitarbeiter, Sonam N. Dagpo und Bhuchung K. Tsering, vom 25. Mai bis zum 8. Juni 2003 nach China.
Dieser Besuch fand nach den Veränderungen in der Führung der Kommunistischen Partei Chinas und der chinesischen Regierung statt und hat uns die Möglichkeit gegeben, uns eingehend mit unserer Beziehung zu der neuen chinesischen Führung und den für Tibet verantwortlichen Beamten zu befassen.
Zusätzlich zu unserem Hauptanliegen, den im September 2002 begonnenen Prozess weiterzuführen, indem wir chinesische Führungsbeamte treffen, die für tibetische Anliegen zuständig sind, hatte unser Besuch die drei spezifischen Ziele: i) unser grundlegendes Verständnis der Situation in China durch den Besuch verschiedener Regionen und die Treffen mit Beamten auszuweiten, ii) chinesische buddhistische Führer zu treffen und heilige buddhistische Orte zu besuchen und iii) vor allem tibetische Regionen zu besuchen und tibetische Beamte zu treffen.
In Beijing trafen wir Frau Liu Yandong, die Leiterin der Abteilung der Vereinigten Arbeiterfront der Kommunistischen Partei Chinas, Herrn Zhu Weiqun, den stellvertretenden Leiter, Herrn Chang Rongjung, den stellvertretenden Generalsekretär und andere führende Beamte. Wir waren beeindruckt von der Aufmerksamkeit und der Offenheit, die uns während unserer Treffen von der chinesischen Führung entgegengebracht wurde. Beide Seiten stimmen darin überein, dass unsere Beziehung in der Vergangenheit viele Hoch- und Tiefs hatte und dass noch immer über viele Themen Uneinigkeit herrscht. Es wurde der Wunsch geäußert, weitere Anstrengungen zu unternehmen, um die existierenden Probleme zu bewältigen und gegenseitiges Verständnis und Vertrauen aufzubauen.
Wir sind sehr ermutigt von unserer ersten Begegnung und unserem ersten Meinungsaustausch mit unseren neuen chinesischen Verhandlungspartnern. Sie haben explizit die positiven Anstrengungen anerkannt, die von der tibetischen Führung unternommen wurden, um eine förderliche Umgebung für die Fortführung der derzeitigen Entwicklungen zu schaffen. Wir schlagen vor, dass von beiden Seiten weitere Schritte unternommen werden.
Der zweite Besuch gab uns die Möglichkeit, Gebiete der Provinzen Jiangsu, Zhejiang und Yunnan zu bereisen. Wir waren von den wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen in den besuchten Gegenden sehr beeindruckt.
Ein Höhepunkt unserer Reise war der kurze Besuch in Gyalthang, einschließlich des Klosters Gaden Sumtsenling (das vom Großen V. Dalai Lama gegründet worden war), in der heutigen Tibetischen Autonomen Präfektur der Provinz Yunnan. In Yunnan hatten wir die Gelegenheit, tibetische Beamte sowohl der Provinz- als auch der Präfekturverwaltung zu treffen. Wir waren von den Bemühungen beeindruckt, die wundervolle Landschaft von Gyalthang zu bewahren und von den Lebensbedingungen einiger Familien, die wir besuchten. Wir hoben in unseren Gesprächen mit Beamten jedoch die Bedeutung des Erhalts von Tibets religiöser, kultureller und sprachlicher Identität neben dem materiellen Fortschritt hervor. Unser Besuch war für uns zu kurz, um auf angemessene Weise zu beurteilen, wie effektiv die tibetische Sprache, Kultur, Religion und Identität in dieser tibetischen Region bewahrt, beschützt und gefördert werden.
In Yunnan hatten wir zu unserer Freude die Gelegenheit, einige von ethnischen Minderheiten der Nationalitäten der Yi, Naxi (Jang) und Bai besiedelten Regionen zu besuchen. Diese Völker haben enge historische, kulturelle und religiöse Verbindungen zum tibetischen Volk. Es war uns eine großes Vergnügen, verschiedene Beamte dieser Völker zu treffen und sie zu unseren Freunden zu zählen.
Auf unserer Reise hatten wir die Gelegenheit, Beamte verschiedener Verwaltungsebenen der von uns besuchten Provinzen zu treffen und unsere Ansichten in einer warmen Atmosphäre auszutauschen. Während dieses Besuchs reisten wir zum Berg Putuo (Riwo Potala) in der Provinz Zhejiang und zum Berg Jizu (Riwo Jakang) in der Province Yunnan. Diese beiden Orte sind sowohl in der buddhistischen Tradition der Tibeter als auch der Chinesen heilig und es war uns eine Ehre, sie besuchen zu können. In Beijing waren wir besonders erfreut, Meister Yicheng, den Präsident und Meister Sheng Hui, den Vizepräsident der Buddhistenvereinigung Chinas zu treffen. Die Treffen mit verschiedenen weltlichen und religiösen Oberhäuptern hat uns die Möglichkeit gegeben, einige Gedanken Seiner Heiligkeit des Dalai Lama mit ihnen zu teilen.
Heute haben wir Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama über unseren Besuch Bericht erstattet. Seine Heiligkeit ist besonders erfreut, dass die chinesische Regierung unseren derzeitigen direkten Kontakt positiv bewertet. Er ist ermutigt von den Entwicklungen und wiederholte, wie wichtig es für uns sei, weiterhin alle Anstrengungen zu unternehmen, um diesen Prozess weiterzuführen. Unsere Aufgabe ist es, diese Entwicklungen in ernsthafte Verhandlungen münden zu lassen, um eine für beide Seiten akzeptable Lösung für das tibetische Volk zu finden.
Professor Samdhong Rinpoche, Vorsitzender des Kashag (des tibetischen Kabinetts), der uns fortwährende, enge und unerschütterliche Unterstützung für unsere Mission zukommen ließ, hat seinen Entschluss bekräftigt, seinen derzeitigen Kurs fortzuführen, um eine förderliche Atmosphäre für die Fortführung des Annäherungsprozesses zu schaffen.
Gastgeber unseres Besuches war die Abteilung der Vereinigten Arbeiterfront der Kommunistischen Partei Chinas. Viele weitere Behörden, einschließlich der Regierungen von Shanghai, Jiangsu, Zhejiang und Yunnan und deren Autonomen Präfekturen, Städten und Bezirken waren daran beteiligt, unsere Reise zu organisieren. Wir möchten den Beamten aller Ebenen für ihre Gastfreundschaft und Hilfe unsere große Wertschätzung ausdrücken. zurück zur Übersicht
11. Juni 2003
Dharamsala – Infolge der Bemühungen Seiner Heiligkeit des Dalai Lama ist es uns im September 2002 gelungen, den direkten Kontakt mit der chinesischen Führung wieder aufzunehmen. Im Zuge dieser Entwicklung reisten mein Kollege Kelsang Gyaltsen und ich in Begleitung zweier Mitarbeiter, Sonam N. Dagpo und Bhuchung K. Tsering, vom 25. Mai bis zum 8. Juni 2003 nach China.
Dieser Besuch fand nach den Veränderungen in der Führung der Kommunistischen Partei Chinas und der chinesischen Regierung statt und hat uns die Möglichkeit gegeben, uns eingehend mit unserer Beziehung zu der neuen chinesischen Führung und den für Tibet verantwortlichen Beamten zu befassen.
Zusätzlich zu unserem Hauptanliegen, den im September 2002 begonnenen Prozess weiterzuführen, indem wir chinesische Führungsbeamte treffen, die für tibetische Anliegen zuständig sind, hatte unser Besuch die drei spezifischen Ziele: i) unser grundlegendes Verständnis der Situation in China durch den Besuch verschiedener Regionen und die Treffen mit Beamten auszuweiten, ii) chinesische buddhistische Führer zu treffen und heilige buddhistische Orte zu besuchen und iii) vor allem tibetische Regionen zu besuchen und tibetische Beamte zu treffen.
In Beijing trafen wir Frau Liu Yandong, die Leiterin der Abteilung der Vereinigten Arbeiterfront der Kommunistischen Partei Chinas, Herrn Zhu Weiqun, den stellvertretenden Leiter, Herrn Chang Rongjung, den stellvertretenden Generalsekretär und andere führende Beamte. Wir waren beeindruckt von der Aufmerksamkeit und der Offenheit, die uns während unserer Treffen von der chinesischen Führung entgegengebracht wurde. Beide Seiten stimmen darin überein, dass unsere Beziehung in der Vergangenheit viele Hoch- und Tiefs hatte und dass noch immer über viele Themen Uneinigkeit herrscht. Es wurde der Wunsch geäußert, weitere Anstrengungen zu unternehmen, um die existierenden Probleme zu bewältigen und gegenseitiges Verständnis und Vertrauen aufzubauen.
Wir sind sehr ermutigt von unserer ersten Begegnung und unserem ersten Meinungsaustausch mit unseren neuen chinesischen Verhandlungspartnern. Sie haben explizit die positiven Anstrengungen anerkannt, die von der tibetischen Führung unternommen wurden, um eine förderliche Umgebung für die Fortführung der derzeitigen Entwicklungen zu schaffen. Wir schlagen vor, dass von beiden Seiten weitere Schritte unternommen werden.
Der zweite Besuch gab uns die Möglichkeit, Gebiete der Provinzen Jiangsu, Zhejiang und Yunnan zu bereisen. Wir waren von den wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen in den besuchten Gegenden sehr beeindruckt.
Ein Höhepunkt unserer Reise war der kurze Besuch in Gyalthang, einschließlich des Klosters Gaden Sumtsenling (das vom Großen V. Dalai Lama gegründet worden war), in der heutigen Tibetischen Autonomen Präfektur der Provinz Yunnan. In Yunnan hatten wir die Gelegenheit, tibetische Beamte sowohl der Provinz- als auch der Präfekturverwaltung zu treffen. Wir waren von den Bemühungen beeindruckt, die wundervolle Landschaft von Gyalthang zu bewahren und von den Lebensbedingungen einiger Familien, die wir besuchten. Wir hoben in unseren Gesprächen mit Beamten jedoch die Bedeutung des Erhalts von Tibets religiöser, kultureller und sprachlicher Identität neben dem materiellen Fortschritt hervor. Unser Besuch war für uns zu kurz, um auf angemessene Weise zu beurteilen, wie effektiv die tibetische Sprache, Kultur, Religion und Identität in dieser tibetischen Region bewahrt, beschützt und gefördert werden.
In Yunnan hatten wir zu unserer Freude die Gelegenheit, einige von ethnischen Minderheiten der Nationalitäten der Yi, Naxi (Jang) und Bai besiedelten Regionen zu besuchen. Diese Völker haben enge historische, kulturelle und religiöse Verbindungen zum tibetischen Volk. Es war uns eine großes Vergnügen, verschiedene Beamte dieser Völker zu treffen und sie zu unseren Freunden zu zählen.
Auf unserer Reise hatten wir die Gelegenheit, Beamte verschiedener Verwaltungsebenen der von uns besuchten Provinzen zu treffen und unsere Ansichten in einer warmen Atmosphäre auszutauschen. Während dieses Besuchs reisten wir zum Berg Putuo (Riwo Potala) in der Provinz Zhejiang und zum Berg Jizu (Riwo Jakang) in der Province Yunnan. Diese beiden Orte sind sowohl in der buddhistischen Tradition der Tibeter als auch der Chinesen heilig und es war uns eine Ehre, sie besuchen zu können. In Beijing waren wir besonders erfreut, Meister Yicheng, den Präsident und Meister Sheng Hui, den Vizepräsident der Buddhistenvereinigung Chinas zu treffen. Die Treffen mit verschiedenen weltlichen und religiösen Oberhäuptern hat uns die Möglichkeit gegeben, einige Gedanken Seiner Heiligkeit des Dalai Lama mit ihnen zu teilen.
Heute haben wir Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama über unseren Besuch Bericht erstattet. Seine Heiligkeit ist besonders erfreut, dass die chinesische Regierung unseren derzeitigen direkten Kontakt positiv bewertet. Er ist ermutigt von den Entwicklungen und wiederholte, wie wichtig es für uns sei, weiterhin alle Anstrengungen zu unternehmen, um diesen Prozess weiterzuführen. Unsere Aufgabe ist es, diese Entwicklungen in ernsthafte Verhandlungen münden zu lassen, um eine für beide Seiten akzeptable Lösung für das tibetische Volk zu finden.
Professor Samdhong Rinpoche, Vorsitzender des Kashag (des tibetischen Kabinetts), der uns fortwährende, enge und unerschütterliche Unterstützung für unsere Mission zukommen ließ, hat seinen Entschluss bekräftigt, seinen derzeitigen Kurs fortzuführen, um eine förderliche Atmosphäre für die Fortführung des Annäherungsprozesses zu schaffen.
Gastgeber unseres Besuches war die Abteilung der Vereinigten Arbeiterfront der Kommunistischen Partei Chinas. Viele weitere Behörden, einschließlich der Regierungen von Shanghai, Jiangsu, Zhejiang und Yunnan und deren Autonomen Präfekturen, Städten und Bezirken waren daran beteiligt, unsere Reise zu organisieren. Wir möchten den Beamten aller Ebenen für ihre Gastfreundschaft und Hilfe unsere große Wertschätzung ausdrücken. zurück zur Übersicht