Berlin, 10.01.2020. Während der gut zwei Monate dauernden Winterschulferien, die in Tibet am 31. Dezember begonnen haben, ist den Schülern die Teilnahme an religiösen Aktivitäten untersagt. Dies geht aus einem Schreiben der chinesischen Behörden an Eltern von Schulkindern hervor, das von der InternationaI Campaign for Tibet (ICT) ins Englische übersetzt wurde. Die behördliche Anordnung, die an der Haicheng-Grundschule in Lhasas Innenstadtbezirk Chengguan ausgegeben wurde, umfasst insgesamt sieben Punkte. Neben der religiösen Betätigung ist den Schülern beispielsweise auch die Aufnahme von weiten Reisen untersagt. Bei Zuwiderhandlung werden den Eltern Konsequenzen angedroht. Besondere Bedeutung dürfte dem Religionsverbot auch deshalb zukommen, weil in den Zeitraum der Winterferien auch das tibetische Neujahrsfest Losar fällt, das traditionell mit zahlreichen religiösen Ritualen begangen wird.
Bereits in den Jahren 2018 und 2019 hatten die chinesischen Behörden in Tibet sowohl während der Sommer- als auch der Winterschulferien ähnliche Verbote ausgesprochen. Die International Campaign for Tibet verurteilt das Vorgehen der Behörden als massiven Eingriff in die freie Religionsausübung, wie sie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte garantiert ist, der auch China zugestimmt hat.
ICT-Geschäftsführer Kai Müller sagte dazu: „Zusätzlich bedeutet das Verbot der religiösen Betätigung auch eine Verletzung der Kinderrechtskonvention, die China im Jahr 1992 ratifiziert hat. Ein Staat hat schlicht nicht das Recht, Kindern die religiöse Betätigung zu untersagen“, so Müller. Der ICT-Geschäftsführer erkennt im Religionsverbot für tibetische Kinder Parallelen zur Lage in der Uigurenregion Xinjiang (Ost-Turkestan): „Anscheinend wiederholt sich in Tibet gerade eine Entwicklung, die wir aus Xinjiang kennen. Dort wurde schon 2017 ein Gesetz erlassen, das neben anderen Repressalien auch eine Vorschrift enthält, die Minderjährigen generell den Besuch von Moscheen untersagt“, so ICT-Geschäftsführer Kai Müller.
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte unserem englischsprachigen Bericht „Tibetan students ordered not to take part in religious activities during winter break“.
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.