Berlin, 25.07.2013. Diskussionen über eine mögliche neue Linie gegenüber dem Dalai Lama in der Tibetisch Autonomen Präfektur Tsolho (chin.: Hainan) in der Provinz Qinghai wurden offenbar eingestellt, während nach einem Besuch des Pekinger Spitzenfunktionärs Yu Zhengsheng in der Region die Repression in Osttibet wieder zugenommen hat. In den nicht-öffentlich geführten Gesprächen war eine differenzierte Betrachtung der Rolle des Dalai Lama vorgeschlagen worden, da die aggressive Kampagne gegen das geistliche Oberhaupt der Tibeter in der Bevölkerung als besonders negativ empfunden wurde. Das Verhalten der Behörden scheint so die eigenen Ängste vor dem Verlust ihrer Autorität angesichts der anhaltenden Serie von Selbstverbrennungen und einer Zunahme von öffentlichen Bekundungen tibetischer Religion und Kultur zu spiegeln. Bemerkenswert erscheint der Umstand, dass mit Yu Zhengsheng einer der höchsten KP-Funktionäre nach Tibet gereist war. Er ist Mitglied im nur sieben Personen umfassenden Ständigen Komitee des Politbüros und gilt als die Nummer vier in der chinesischen Führung.
In mindestens zwei tibetischen Regionen wurde in offiziellen Bekanntmachungen die harte Linie der chinesischen Regierung gegenüber dem Dalai Lama bekräftigt. Ausdrücklich hieß es darin, dass Abbildungen des Dalai Lama in Klöstern verboten seien. Radio Free Asia meldete, in der Tibetisch Autonomen Präfektur Yushu in der Provinz Qinghai seien private Fahrzeuge nach Dalai Lama-Bildern durchsucht worden.
Am 20. Juli wurde im Landkreis Gepasumdo (chin.: Tongde) in der Präfektur Tsolho ein Kalachakra, eine bedeutende buddhistische Feier, die sich normalerweise über zehn Tage erstreckt, von den Behörden nach drei Tagen abgebrochen. Die lokale Bevölkerung hatte dafür mehrere Hunderttausend Yuan an Spenden gesammelt und einen angesehenen hochbetagten Lama gewinnen können. Fünf größere Klöster waren an der Organisation beteiligt. Auch eine Anzahl chinesischer Buddhisten war eigens für das Ereignis in die abgelegene osttibetische Region gefahren. Ein anderes Kalachakra im Landkreis Dzoege (chin.: Ruo’ergai) in der Präfektur Ngaba der Provinz Sichuan konnte währenddessen stattfinden. Es soll Berichten zufolge viele Tausend Tibeter angezogen haben, Bilder aus Dzoege zeigen eine unübersehbare Menschenmenge.
In der Provinz Gansu war die lokale tibetische Bevölkerung von den Feierlichkeiten aus Anlass des 60. Jahrestags der Gründung der Tibetisch Autonomen Präfektur Kanlho (chin.: Gannan) ausgeschlossen. Stattdessen riegelten Truppen das Festgelände hermetisch ab, so dass selbst in den Übertragungen der Staatsmedien das angestrebte Bild eines “friedlichen” Kanlho den Eindruck einer Manöverübung uniformierter Sicherheitskräfte zu vermitteln schien. Diesen Ereignissen vorausgegangen war ein Zwischenfall im südosttibetischen Tawu (chin.: Dafu) in der Provinz Sichuan, bei dem die Polizei das Feuer auf eine friedliche Menschenmenge eröffnete, die sich am 6. Juli versammelt hatte, um den 78. Geburtstag des Dalai Lama zu feiern. Mindestens zehn Tibeter wurden dabei schwer verletzt, zwei Mönchen wurde in den Kopf geschossen, es kam zu zahlreichen Verhaftungen.
Weitere Einzelheiten samt einer Reihe aktueller Fotos aus Tibet können Sie dem aktuellen ICT-Bericht "Discussions on anti-Dalai lama policy shut down in Qinghai; Kalachakra in Tsolho cancelled" entnehmen, den Sie hier auf unserer Webseite finden.
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Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.
Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.
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