Tibet-Politik
8. August 2007
Berlin. Neue Repressionen in Religions- und Meinungsfreiheit, ein allgemein verschärftes politisches Klima in Tibet und eine anhaltend hohe Zahl von Flüchtlingen nach Nepal, das ist laut der International Campaign for Tibet Deutschland (ICT) die besorgniserregende Bilanz der Situation in Tibet ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Peking 2008. „Die Vergabe der Spiele an Peking hat nicht dazu geführt, dass sich die Menschenrechtslage in Tibet verbessert hat. Stattdessen müssen immer mehr Tibeter nach wie vor Verfolgung und Repressionen befürchten, wenn sie ihre politische Meinung friedlich äußern oder ihre Religion frei ausüben wollen,“ erklärte Kai Müller, Geschäftsführer von ICT-Deutschland. „Der Slogan der Spiele ‚One world, one dream’ ist damit für Tibeter das zynische Motto einer Großveranstaltung, die eine heile Welt und ein friedliches Zusammenleben in China vorgaukeln will, das es in Tibet nachweislich nicht gibt,“ fügte Müller hinzu.
„IOC-Präsident Rogge muss sich daher deutlich gegenüber der chinesischen Führung für Verbesserungen in Tibet einsetzen und diese auch öffentlich anmahnen,“ forderte ICT weiter. Die Spiele dürften nicht zu einer Propagandaveranstaltung verkommen, von der allein Sponsoren oder das politische Establishment in China profitieren, so die Organisation. Gerade aus Deutschland könne ein wichtiger Beitrag kommen, um dies zu verhindern. „Deutsche Firmen wie Adidas und Volkswagen stehen als Hauptsponsoren und kommerzielle Partner der Spiele in einer besonderen Verantwortung“, betonte Müller. „Sie müssen daher offen auf Defizite im Menschenrechtsbereich hinweisen“, so Müller. Daneben seien Politik und Sportverbände, aber etwa auch die Sportberichterstattung in den kommenden zwölf Monaten gefordert. ICT werde daher seine Kampagne zu den Olympischen Spielen verstärken, um auf die schlechte Menschenrechtssituation in Tibet hinzuweisen.