Berlin, 10. Dezember 2012. Zum heutigen Internationalen Tag der Menschenrechte veröffentlicht die International Campaign for Tibet (ICT) ihren ersten umfassenden Bericht zu der anhaltenden Serie von Selbstverbrennungen in Tibet als Ausdruck des Protests gegen die chinesische Politik. Auf 266 Seiten dokumentiert die Menschenrechtsorganisation detailliert 58 Fälle von Tibeterinnen und Tibetern, die sich selbst in Brand gesetzt haben – inklusive Übersetzungen ihrer letzten schriftlichen und mündlichen Äußerungen. Die Zahl der Selbstverbrennungen in Tibet seit Februar 2009 liegt aktuell bei 94. Ihre Frequenz erlebte in den zurückliegenden Wochen einen dramatischen Anstieg, alleine im November wurden 28 Selbstverbrennungen bekannt, im Durchschnitt somit knapp eine pro Tag.
Der ICT-Bericht dokumentiert auch die staatliche chinesische Reaktion auf die Selbstverbrennungen und Proteste in Tibet. In erster Linie bestand diese in einer weiteren Verschärfung des seit dem Frühjahr 2008 ohnehin schon stark ausgeprägten Einsatzes von Polizei und Militär. Damit einhergehend verstärkten die Behörden ihre Kampagnen gegen die ungebrochene Loyalität der Tibeter zum Dalai Lama, beispielsweise in Form von so genannter „patriotischer“ oder „Rechts-Erziehung“. In jüngster Zeit verhängte die staatliche Führung zudem kollektive Strafmaßnahmen gegen jegliche Bekundung von Sympathie mit den Selbstverbrennungen wie zum Beispiel der Teilnahme an Trauerfeiern oder Kondolenzbesuchen bei Familienangehörigen. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet setzt die staatliche Seite jedoch gerade mit dieser Politik einen Teufelskreis in Gang und trägt wesentlich dazu bei, die Bereitschaft zur Selbstverbrennung bei den Tibetern zu stärken.
Während die Selbstverbrennungen selbst auch unter Tibetern kontrovers diskutiert würden, so der Bericht, werde den Menschen, die zu dieser drastischen Form des Protests griffen, von der Bevölkerung großer Respekt entgegengebracht. Zu Tausenden strömten die Menschen in den dünn besiedelten tibetischen Landstrichen herbei, um Gebete für die Verstorbenen zu sprechen und ihrer zu gedenken. Die Versuche der Behörden, die Loyalität der Bevölkerung gegen die Selbstverbrennungen zu mobilisieren, erwiesen sich als Fehlschlag. Stattdessen wurde durch deutlich, dass die Menschen in Tibet entschlossen sind, sich gegen Angriffe auf ihre Kultur und Identität zur Wehr zu setzen. Neben den erwähnten Fallschilderungen enthält der Bericht auch eine große Anzahl von seltenen Fotografien, die wenig bekannte Aspekte der chinesischen Tibetpolitik beleuchten.
Den englischsprachigen Bericht „Storm in the Grassland: Self-immolations in Tibet and Chinese policy“ können Sie hier als pdf-Datei herunterladen. In Kürze wird auch eine gedruckte Fassung vorliegen, die Sie über unsere Geschäftsstelle bestellen können.
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel, London und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal.
Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.
Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.
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