Berlin, 5. November 2014. Unabhängig voneinander und trotz einer angespannten Sicherheitslage fanden am 1. und 3. November in zwei osttibetischen Regionen Demonstrationen von Tibetern statt. Eine richtete sich gegen Landenteignungen, die andere gegen die staatliche Schulpolitik. Aufnahmen aus dem Landkreis Sangchu (chin.: Xiahe) zeigen das Vorgehen größerer Einheiten bewaffneter Polizisten gegen eine Gruppe von Tibetern, die gegen eine als ungerecht empfundene Entschädigung für enteignete Grundstücke protestierte, wie tibetische Quellen berichten. Unter den Demonstranten befanden sich möglicherweise auch gleichfalls betroffene Chinesen. Auf den Bildern zu sehen sind mit Helmen, Schilden und Schlagstöcken ausgerüstete Polizisten, die versuchen, den Protestierern ein langes Transparent zu entreißen. Die Konfrontation habe den Quellen zufolge vor dem Gebäude der Verkehrspolizei stattgefunden. Dort hätten die Polizisten den geplanten Protestmarsch in Richtung des Sitzes der Landkreisverwaltung gestoppt. Zu diesem Zweck ließen die Behörden auch große Mengen übermannshoher Absperrgitter aufstellen. Die Demonstration ereignete sich am 3. November, Sangchu liegt in der verwaltungsmäßig zur Provinz Gansu zählenden Tibetisch Autonomen Präfektur Kanlho (chin.: Gannan).
Bereits am 1. November hatte eine Gruppe tibetischer Oberschüler im Landkreis Dzoege (chin.: Ruo’ergai) in der Tibetisch Autonomen Präfektur Ngaba für Gleichberechtigung im Erziehungswesen demonstriert. Auf einem auf youtube hochgeladenen Video, das zum Schutz der Beteiligten keine Gesichter erkennen lässt, sind Slogans wie “Gleichheit in der Erziehung” und “besser hundert helfen als nur einem” zu hören. Hintergrund des Protests war offenbar eine Konferenz zum Thema Nationalität und zweisprachige Erziehung, die am 29. Oktober in der verwaltungsmäßig zur Provinz Sichuan zählenden Präfektur Ngaba stattgefunden hatte und deren Ergebnisse auf einer Webseite des Landkreises Dzoege veröffentlicht worden waren. Wie tibetische Quellen berichten, seien dort Vorschläge laut geworden, die zu einer Zwei-Klassen-Ausbildung im staatlichen Schulwesen führen könnten, so die Befürchtung. Demnach dürften begabte Schüler auf eine bessere Förderung rechnen, weniger begabte hingegen dürften das Nachsehen haben.
Laut der offiziellen chinesischen Definition von “zweisprachiger Erziehung” in den als “tibetisch autonom” definierten Gebieten solle dort der Fachunterricht auf Chinesisch erteilt werden, das Tibetische hingegen lediglich als Sprachunterricht stattfinden. Bereits im Jahr 2010 war es zu größeren Protestaktionen gegen diese Politik gekommen.
Einen englischsprachigen ICT-Bericht können Sie hier herunterladen: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_04112014.pdf.
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel, London und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.
Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.
Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.
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