Berlin, 5. November 2012. Erneut hat sich gestern ein Tibeter in Tibet selbst verbrannt. Der etwa 25-jährige Bauer Dorjee Lhundrup setzte sich in Rebkong (chin.: Tongren), Provinz Qinghai, am Morgen des 4. November in Brand und starb unmittelbar darauf. Dorjee Lhundrup ist der dritte Tibeter aus Rebkong, der sich selbst verbrannt hat. Zuvor hatten sich ein Bauer, Sonam Dorgye, und ein Mönch, Jamyang Palden, im März 2012 hier selbst verbrannt. In Tibet haben sich damit seit Februar 2009 63 Tibeter selbst verbrannt.
Ein im Exil lebender Tibeter mit Kontakten in die Region sagte zu dem Vorfall: „Viele Menschen versammelten sich am Ort der Selbstverbrennung, darunter eine Anzahl von Mönchen. Sie schützten den Leichnam vor der chinesischen Polizei und vor Einsatzkräften und brachten ihn ins Kloster, wo Mönche und einfache Tibeter für ihn beteten. Sein Vater sprach und viele Menschen weinten. Dorjee Lhundrup wurde an einem Hügel hinter dem Kloster feuerbestattet. Der Tradition nach werden dort nur hohe Lamas bestattet. Sonam Dargye, der sich im März selbst verbrannt hatte, wurde ebenfalls hier bestattet.“ Dorjee Lhudrup stammte aus dem Dorf Chuma und war Vater einer zweijährigen Tochter und eines vier Jahre alten Sohnes.
Am 2. November 2012 hatte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, in einer Erklärung von der chinesischen Regierung gefordert („Pillay: China must urgently address deep-rooted frustrations with human rights in Tibetan areas“, http://www.ohchr.org/EN/NewsEvents/Pages/DisplayNews.aspx?NewsID=12729&LangID=E): „Soziale Stabilität in Tibet wird niemals erreicht werden durch starke Sicherheitsmaßnahmen und die Unterdrückung von Menschenrechten. Tief zugrunde liegende Missstände müssen aufgelöst werden, und ich rufe die Regierung dazu auf, die Empfehlungen verschiedener internationaler Menschenrechtsgremien ernsthaft in Betracht zu ziehen und den Rat der unabhängigen UN-Menschenrechtsexperten zu nutzen.“
Der aktuelle ICT-Bericht (engl., pdf) kann hier heruntergeladen werden.
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Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.
Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.
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