Pressemitteilung: Tibetischer Mönch stirbt an den Folgen von Folter / Jamyang Jinpa hatte im April 2008 vor Journalistendelegation protestiert / Neuer ICT-Bericht

Berlin, 5. April 2011. Der 37-jährige tibetische Mönch Jamyang Jinpa ist am 3. April an den Folgen der schweren Folter gestorben, die er vor fast genau drei Jahren in chinesischer Haft erlitten hatte. Jamyang Jinpa war verhaftet worden, weil er am 9. April 2008 gemeinsam mit 14 weiteren Mönchen aus dem Kloster Labrang in der chinesischen Provinz Gansu vor einer internationalen Journalistendelegation offen gegen die Politik Pekings in Tibet protestiert hatte. Die chinesischen und ausländischen Journalisten hatten sich auf einer von den staatlichen Behörden organisierten Tour durch Tibet befunden. Ziel der Behörden war es offenbar, den Journalisten ein Bild von Normalität in Tibet zu vermitteln. Die Mönche nutzten die Gelegenheit, den Journalisten ihre Situation nahe zu bringen, beklagten Menschenrechtsverletzungen und forderten die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet. Auf diesem youtube-Video im Internet kann die Aktion der Mönche angeschaut werden, auf den Bildern ist auch Jamyang Jinpa zu sehen.

Während es einem Teil der protestierenden Mönche gelang, sich abzusetzen und in der Folge nach Indien zu fliehen, wurde Jamyang Jinpa in der folgenden Nacht von bewaffneter Militärpolizei verhaftet. Mitte Mai 2008 teilten die Behörden seiner Familie mit, er könne aus der Haft abgeholt werden. Einer tibetischen Quelle mit direktem Kontakt ins Kloster Labrang zufolge konnte Jamyang Jinpa nach offenbar wochenlanger Folter nicht mehr stehen oder gehen und hatte kein Gefühl mehr in den Beinen. Er hatte überdies sein Sehvermögen verloren. Offenbar hatte Jinpa auch jegliche Erinnerung an die Haft verloren. Seine Freilassung, so die Vermutung, war erfolgt, weil man ihn nicht im Gefängnis hatte sterben lassen wollen. Trotz aller Bemühungen seiner Familie, Jamyang Jinpas Gesundheit wiederherzustellen, verschlechterte sich sein Zustand zusehends. Jamyang Jinpa sprach gutes Englisch und arbeitete deshalb als offizieller Fremdenführer des Klosters für ausländische Touristengruppen. Den ausführlichen Bericht der International Campaign for Tibet (ICT) zu seinem Fall können Sie hier lesen.

Nur wenige Wochen vor Jamyang Jinpas Tod war mit Sangey Gyatso bereits ein weiterer Teilnehmer an der mutigen Protestaktion der Labrang-Mönche vom April 2008 gestorben. Auch zu diesem Fall finden Sie hier einen ICT-Bericht.

Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Katmandu, Nepal.

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Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

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