Pressemitteilung: Verhaftungen in Lhasa: Situation angespannt nach Selbstverbrennung / Tibeter versammeln sich nach Selbstverbrennung in Osttibet
Berlin, 4. Juni 2012. Die Sicherheitsbehörden in Lhasa haben ihr Vorgehen infolge der zwei Selbstverbrennungen am 27. Mai 2012 verschärft und im Rahmen von umfassenden Polizeieinsätzen eine unbekannte Zahl von Tibetern in der Stadt verhaftet, die in Haftzentren in der Gegend von Lhasa festgehalten werden. Berichten zufolge richten sich die Verhaftungen gegen Tibeter in Lhasa, die in Verbindung standen mit den beiden Tibetern Dargye und Dorje Tseten, die sich am 27. Mai 2012 vor dem Jokhang Tempel in Lhasas Innenstadt selbst verbrannt hatten. So ist der Restaurantbesitzer, der Dargye als Mitarbeiter angestellt hatte, und mit ihm seine gesamte Familie festgenommen worden. Die Familie stammt wie Dargye aus Ngaba in der Provinz Sichuan. Verhaftet wurden ferner Tibeter aus anderen Regionen Tibets, die nicht im Besitz einer Aufenthaltsgenehmigung für Lhasa sind. Andere wurden aus der Stadt ausgewiesen, hieß es weiter. Manche Berichte sprechen von Hunderten von Tibetern, die in Haft genommen worden seien.
Unterdessen haben Berichten zufolge tausende Tibeter in Dzamthang (chin.: Rangtang) in Ngaba in der Provinz Sichuan mit Gebeten der Bestattung der Tibeterin Rikyo beigewohnt. Rikyo, Mutter von drei Kindern, hatte sich am 30. Mai 2012 selbst angezündet und war in der Folge verstorben.
Die International Campaign for Tibet (ICT) ist in großer Sorge um die Sicherheit der in Lhasa lebenden Tibeter, die infolge der Selbstverbrennungen am 27. Mai in das Visier der Behörden geraten sind. ICT-Geschäftsführer Kai Müller: „Die chinesischen Behörden müssen all jene, die allein aufgrund ihrer Herkunft aus anderen Regionen Tibets oder aufgrund ihrer Bekanntschaft zu den beiden Tibetern Dargye und Dorje Tseten inhaftiert worden sind, unverzüglich freilassen.“
Ein detaillierter ICT-Bericht über die Situation in Lhasa kann im Anhang zu dieser Nachricht oder hier heruntergeladen werden.
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Kai Müller
Geschäftsführer / Executive Director
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel, London und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal.
Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.
Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.
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