Pressemitteilung: Tibetischer Publizist nach kritischem Artikel über Erdbebenhilfe festgenommen / Zahlreiche weitere tibetische Publizisten und Blogger in Haft

Berlin, 3. Mai 2010 – Anlässlich des heutigen Welttags der Pressefreiheit erinnert die International Campaign for Tibet (ICT) an die anhaltend starke Unterdrückung der freien Berichterstattung in Tibet. Das jüngste Beispiel dafür liefert der Fall des tibetischen Publizisten Shogdung (auch „Zhogs Dung“). Gemeinsam mit weiteren führenden tibetischen Intellektuellen hatte er drei Tage nach dem verheerenden Erdbeben in der Region Yushu, dem mehr als 2000 Menschen zum Opfer fielen, öffentlich Kritik geübt an der gesteuerten Berichterstattung in den chinesischen Medien. Zudem wurde in dem über mehrere Internet-Blogs veröffentlichten Artikel dazu aufgefordert, für die Erdbebenopfer zu spenden, dies jedoch nicht über die offiziellen Hilfsorganisationen zu tun. Wenige Tage nach dieser Veröffentlichung wurde der 45-jährige Shogdung von der Polizei in Xining, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Qinghai, verhaftet.

Offenbar existiert bislang keine Begründung für die Verhaftung. Zwar steht zu vermuten, dass Shogdungs Unterschrift unter den Aufruf der tibetischen intellektuellen den Anlass lieferte. ICT-Geschäftsführer Kai Müller verweist allerdings darauf, dass er bereits seit längerem ins Visier der chinesischen Behörden geraten war. „Shogdung galt lange als ein Befürworter einer radikalen ‚Modernisierung’ der tibetischen Gesellschaft und war in dieser Rolle bei den KP-Oberen wohlgelitten. Die massiven Unruhen in Tibet im Frühjahr 2008 brachten ihn offenbar zum Umdenken. Er veröffentlichte in der Folge das Buch „Zwischen Himmel und Erde unterscheiden“, das sich im publizistischen Untergrund zu einem Bestseller entwickelte: 10.000 heimlich gedruckte Exemplare waren in kurzer Zeit vergriffen. Shogdungs Kritik der chinesischen Tibet-Politik in diesem Buch ist fundamental. Anscheinend hatte er seine Verhaftung schon länger erwartet“, so ICT-Geschäftsführer Kai Müller.

Neben Shogdung sitzen derzeit zahlreiche weitere tibetische Blogger und Publizisten in chinesischer Haft. Alleine im Frühjahr 2010 erhielt die International Campaign for Tibet Nachricht über eine ganze Reihe neuer Verhaftungen. So zum Beispiel Tashi Rabten, der Herausgeber eines inzwischen verbotenen Literaturmagazins. Bekannter und bereits länger in Haft sind zum Beispiel der Dokumentarfilmer Dhondup Wangchen oder der Internetblogger Kunchok Tsephel. Allen ist gemeinsam, dass sie sich nicht über offizielle Medienkanäle der Öffentlichkeit mitteilen. Sie nutzen das Internet als Informationskanal oder veröffentlichen heimlich. „Freies Publizieren oder eine unabhängige Presse sind in Tibet nicht existent. Trotzdem publizieren zahlreiche Tibeter über die Lage in ihrem Land. Die chinesischen Behörden müssen diese Stimmen zu Wort kommen lassen, anstatt sie zu verfolgen“, sagte Kai Müller abschließend.

Über ICT

Als weltweit größte Tibet-Organisation setzt sich die International Campaign for Tibet (ICT) für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein und unterstützt damit die Politik des 14. Dalai Lama. ICT wurde 1988 gegründet und unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin. Mehr als 100.000 Förderer unterstützen ICT weltweit, darunter rund 14.000 in Deutschland.

Kontakt:

Kai Müller
Geschäftsführer / Executive Director
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
D-10435 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 27879086
Fax: +49 (0) 30 27879087
E-Mail: presse@savetibet.de

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