Aktuell: Tibeter demonstrieren gegen Wiederaufbauplanung nach Erdbeben in Yushu / 40 Protestierer verhaftet / Behörden enteignen tibetischen Grundbesitz
Berlin, 11. April 2011 – Hunderte Tibeter demonstrierten in der Stadt Kyegu im Kreis Yushu drei Tage lang gegen die Wiederaufbauplanungen der staatlichen Behörden. Vor fast genau einem Jahr, am 14. April 2010, hatte ein Erdbeben der Stärke 6,9 auf der Richter-Skala das Gebiet der Tibetischen Autonomen Präfektur Yushu in der chinesischen Provinz Qinghai erschüttert, nach offiziellen Angaben forderte die Katastrophe mehr als 2.600 Menschenleben. Ein aktueller Bericht der International Campaign for Tibet (ICT) zeigt mehrere Fotos der Protestaktionen. Auf großformatigen Bannern sind die Forderungen der Demonstranten nach einer gerechten Planung des Wiederaufbaus zu erkennen. Ein Slogan lautet: „Unser Land gehört uns!“ Ein anderer: „Hilfe für die Katastrophenregion sollte die Interessen der einfachen Leute an die erste Stelle rücken.“
Tibetischen Exilquellen mit direktem Kontakt nach Kyegu zufolge dauerte der Protest der Tibeter vom 1. bis zum 3. April, bevor er von chinesischen Sicherheitskräften beendet wurde. Dabei sollen mehr als 40 der Demonstranten festgenommen worden sein. In einem Interview mit Radio Free Asia (RFA) berichtete ein Demonstrationsteilnehmer, viele von ihnen seien geschlagen und verletzt worden. Ein weiterer Tibeter sagte RFA, ein kleinerer Teil der Demonstranten sei nach zwei Tagen wieder freigelassen worden.
Der Protest der Tibeter entzündete sich an der Wiederaufbauplanung der staatlichen Behörden nach dem verheerenden Erdbeben, die dem Vernehmen nach fast vollständig ohne Beteiligung der mehrheitlich tibetischen Bevölkerung stattfand. Zudem sollen sie die besten Flächen für die staatlichen Institutionen beansprucht haben, was die faktische Enteignung der tibetischen Besitzer bedeuten würde. Die ICT hatte schon mehrfach von der schwierigen Lage im Erdbebengebiet berichtet. Yushu ist Teil der historischen tibetischen Region Kham und Heimat mehrerer wichtiger Klöster.
Den aktuellen englischsprachigen ICT-Bericht vom 9. April 2011 inklusive mehrerer Fotografien können Sie hier herunterladen.
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Kai Müller
Geschäftsführer / Executive Director
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
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