Berlin, 2. Dezember 2011. Die Serie von Selbstverbrennungen tibetischer Mönche und Nonnen hat nun auch Zentral-Tibet erreicht. Wie die International Campaign for Tibet (ICT) von in Indien lebenden Exiltibetern erfuhr, hat sich ein ehemaliger tibetischer Mönch namens Tenzin Phuntsog am 1. Dezember in der Präfektur Chamdo (chin.: Changdu oder Qamdo) der Autonomen Region Tibet (TAR) öffentlich selbst angezündet. Den Berichten zufolge, die teilweise per Mikroblog auf tibetischsprachige Facebook-Seiten hochgeladen wurden, soll er überlebt haben und in ein Krankenhaus eingeliefert worden sein. Eine Quelle berichtete, Tenzin Phuntsog sei ein ehemaliger Mönch des Klosters Karma in der Ortschaft Chamdo, das nach einer offiziell unbestätigten Bombenexplosion in einem Regierungsgebäude am 26. Oktober von den staatlichen Sicherheitskräften abgeriegelt worden war.
Sollten sich die Berichte bestätigen, wäre dies die erste Selbstverbrennung in Zentraltibet. Vorausgegangen waren in diesem Jahr elf Selbstverbrennungen in Ost-Tibet, mindestens sechs Mönche oder Nonnen haben dabei den Tod gefunden. Auch der Fall des Mönchs Tapey aus dem Kloster Kirti im Februar 2009 – die erste bekannt gewordene Selbstverbrennung aus Protest gegen die chinesische Politik in Tibet in diesem Jahrhundert – hatte in Ost-Tibet stattgefunden. Eine Auflistung der Fälle von Selbstverbrennungen finden Sie hier: http://www.savetibet.org/resource-center/maps-data-fact-sheets/self-immolation-fact-sheet.
Wie Radio Free Asia in seinem tibetischen Dienst berichtete, fand Tenzin Phuntsogs Selbstverbrennung in der Ortschaft Khamar im Landkreis Chamdo statt, der Name seiner Ehefrau laute Dolma, die Beiden hätten zwei Söhne und eine Tochter. Tenzin Phuntsogs Alter wird in dem Bericht mit 46 angegeben.
Das Kloster Karma wurde im 12. Jahrhundert vom ersten Karmapa, dem Oberhaupt der Karma Kagyu Schule des tibetischen Buddhismus gegründet. Seit den tibetischen Protesten im Jahr 2008 waren in Chamdo die staatlichen Sicherheitsmaßnahmen dramatisch ausgeweitet worden, „Notstands“-Verfügungen der Behörden sollten sicherstellen, dass Schlüsselpositionen „bis zum Tod“ verteidigt würden. Chamdo wurde von den offiziellen Medien als Frontlinie der „Patriotischen Erziehungs“-Kampagnen beschrieben, in den vergangenen Monaten wurden neue Maßnahmen eingeführt, um Protest und Demonstrationen im Keim ersticken zu können. Um die Bewegungen innerhalb der Region besser überwachen zu können, wurde so zum Beispiel die Zahl der Straßensperren erhöht. Aus Sicht der Regierung in Peking gilt Chamdo als “strategische Brücke zwischen der Autonomen Region Tibet und den benachbarten Provinzen Sichuan, Yunnan und Qinghai.” (Tibet Daily, 17. April 2011). Die Region ist historisch von besonderer Bedeutung für Peking, weil die Eroberung Chamdos durch die chinesische Armee am 7. Oktober 1950 eine wichtige Etappe der militärischen Besetzung ganz Tibets darstellte.
Der aktuelle ICT-Bericht (engl., pdf) vom 1. Dezember 2011 über die erneute Selbstverbrennung kann hier heruntergeladen werden: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_01122011.pdf.
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Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.
Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.
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