Tibet-Politik
Friedlicher Protest in Lhasa gewaltsam beendet – Bundesregierung muss offen Stellung zu Menschenrechtsverletzungen in Tibet beziehen
1. Dezember 2005
Berlin, 1. Dezember 2005. Eine neue Welle „Patriotischer Umerziehungsmaßnahmen“ hat in Tibet zu Protesten buddhistischer Mönche geführt. Die chinesischen Behörden reagieren auf den friedlichen Widerstand der Geistlichen mit scharfen Restriktionen. Ihren Höhepunkt finden diese seit letzter Woche: mehrere Mönche des Drepung-Klosters unweit der Hauptstadt Lhasa sind verhaftet und an bisher unbekannte Orte verschleppt worden. Berichte sprechen von gewaltsamen Aktionen der Sicherheitskräfte. Geistliche seien geschlagen und misshandelt worden.
Übereinstimmenden Berichten zufolge ist das Drepung-Kloster seit Anfang Oktober Ziel „Patriotischer Umerziehungsmaßnahmen“ durch chinesische „Arbeitsteam-Kader“. Auch tibetische Flüchtlinge haben von einer Zunahme solcher Maßnahmen Pekings vor allem in den letzten Monaten gesprochen. Dem Vernehmen nach wurden die Mönche des Drepung-Klosters am 23. November aufgefordert, ein Dokument zu unterzeichnen, in dem sie den Dalai Lama, das geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter, als “Separatisten” bezeichnen und Tibet als Teil von China anerkennen sollten. Auf die Weigerung der Mönche reagierten die chinesischen Behörden mit Verhaftungen und verschärften Restriktionen. Mindestens ein leitender Geistlicher und mehrere andere Mönche wurden festgenommen und an bisher unbekannte Orte verbracht.
Ein friedlicher Schweigeprotest von mehreren hunderten Mönchen wurde durch Sicherheitskräfte gewaltsam beendet, mehrere Mönche des Klosters verwiesen und eine Aus- und Zugangssperre über das Kloster verhängt. Chinesische Behörden rechtfertigen den eingeschränkten Zugang zum Kloster mit „Feuerwehrübungen“.
„Das Verhalten der chinesischen Behörden ist absolut inakzeptabel und menschenrechtswidrig. Die Bundesregierung muss ihre durch den Rechtsstaatsdialog geknüpften Kontakte nutzen, damit die Übergriffe der chinesischen Behörden auf buddhistische Geistliche in Tibet sofort aufhören“, forderte ICT-Geschäftsführer Müller. „Die neuerlichen Übergriffe und die andauernde „Patriotische Umerziehungskampagne“ sind beredtes Beispiel dafür, wie ernst es Peking mit den Menschenrechten meint“, fügte Müller hinzu.
Kontakt: Kai Müller, Tel.: 030 27879086