Pressemitteilung: Nordosttibet: Zweite Selbstverbrennung an einem Tag / Innerhalb einer Woche sterben fünf Tibeter im selben Landkreis
Berlin, 27.10.2012. Der gestrige Freitag hat im selben Landkreis in Nordosttibet gleich zwei Menschenleben gefordert. Nach der Selbstverbrennung von Lhamo Tseten in der Ortschaft Amchok im Kreis Sangchu (chin.: Xiahe) in der Tibetisch Autonomen Präfektur Kanlho (chin.: Gannan) wurde bekannt, dass sich ein weiterer junger tibetischer Nomade namens Tsewang Kyab ebenfalls selbst angezündet hat. Auch er starb an seinen Verletzungen. Ort des Geschehens war das Dorf Setri in der Ortschaft Sangkok, die gleichfalls im Landkreis Sangchu liegt. Das Dorf ist nicht weit von Amchok entfernt, dem Ort der ersten bekanntgewordenen Selbstanzündung an diesem Freitag.
Wie berichtet wird, setzte sich Tsewang Kyab nahe der örtlichen Bushaltestelle selbst in Brand und starb an Ort und Stelle. Trotz eines Versuchs der Behörden einzugreifen, sei es der lokalen tibetischen Bevölkerung gelungen, dies zu verhindern. Sie soll den Leichnam Kyabs in Khatags, die traditionellen tibetischen Segensschals, gehüllt und ihn in sein Haus getragen haben. Tsewang Kyabs Alter wird mit Anfang zwanzig angegeben.
Damit steigt die Zahl der Selbstverbrennungen in diesem Landkreis binnen einer Woche auf insgesamt fünf, obwohl die Behörden ihr Aufgebot an Sicherheitskräften in den letzten Tagen deutlich verstärkt haben sollen. Die verwaltungsmäßig zur Provinz Gansu zählende Region hat sich im laufenden Monat zu einem Schwerpunkt der Spannungen in Tibet entwickelt. So war die Präfektur Kanlho Schauplatz von sieben der acht bislang registrierten Selbstverbrennungen von Tibetern.
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel, London und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal.
Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.
Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.
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