Aktuell: Nach Selbstverbrennung in Tibet: Drei Mönche zu 10 bis 13 Jahren Haft verurteilt / ICT: Unfaires Verfahren
Berlin, 1. September 2011. Drei tibetische Mönche aus dem Kloster Kirti sind von einem chinesischen Gericht im Zusammenhang mit der Selbstverbrennung des Mönchs Phuntsog in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. Für den 22-jährigen Mönch Losang Tenzin verhängte das Volksgericht des Kreises Barkham (Chin.: Ma’erkang) in der Präfektur Ngaba am 30. August eine Haftstrafe von 13 Jahren, ein zweiter Mönch gleichen Namens, der auch als „Nak Ten“ bekannt ist, erhielt zehn Jahre Haft. Bereits einen Tag zuvor verurteilte dasselbe Gericht den 46-jährigen Losang Tsondru (in den chinesischen Staatsmedien auch „Drongdru“) zu elf Jahren Haft. Die chinesischen Staatsmedien berichteten gestern, die beiden Mönche, die am Dienstag verurteilt wurden, hätten „die Selbstverbrennung ihres Mönchskollegen Rigzin Phuntsog geplant, zu ihr angestiftet und unterstützt und so seinen Tod verursacht“ (Xinhua 31. August 2011). Die International Campaign for Tibet (ICT) geht aufgrund der ihr vorliegenden Berichte davon aus, dass die drei Mönche weder an der Selbstverbrennung Phuntsogs beteiligt waren, noch seine Behandlung verhinderten, sondern den schwer verletzten Mönch vor Übergriffen schützen wollten. Die Verurteilungen erfolgten aus politischen Gründen, so ICT. Die Organisation kritisiert überdies die Missachtung internationaler rechtlicher Mindeststandards bei der Durchführung der Verfahren gegen die drei Mönche.
Der junge Mönch Phuntsog hatte sich am 16. März auf dem Marktplatz von Ngaba in Brand gesetzt und dabei laut gerufen: „Möge Seine Heiligkeit der Dalai Lama 10.000 Jahre leben!“. Exiltibetische Quellen in direktem Kontakt mit der Region, darunter auch einem Augenzeugen des Ereignisses, konnten ein detailliertes Bild davon zeichnen. Offenbar löschten Polizisten die Flammen und begannen auf Phuntsog einzuschlagen. Anschließend gelang es Mönchen und umstehenden Tibetern, ihn aus den Händen der Polizisten zu befreien und ins Kloster zu bringen. Als sie feststellten, dass er lebensbedrohliche Verletzungen erlitten hatte, brachten sie Phuntsog in das örtliche Krankenhaus, wo er am frühen Morgen des 17. März gegen drei Uhr verstarb. Sie hätten zunächst gezögert, dies zu tun, offenbar in dem Wissen, dass in ähnlichen Situationen staatliche Krankenhäuser die Annahme „politischer Patienten“ verweigert hatten oder diese noch im Krankenhaus verhaftet wurden. In mindestens einem bekannt gewordenen Fall wurde ein Tibeter noch während seiner Behandlung im Krankenhaus von der Sicherheitspolizei gefoltert (den englischsprachigen ICT-Bericht zum Tod von Tendar nach 20 Tagen in einem Krankenhaus in Lhasa finden Sie hier).
Wie ICT erfahren konnte, wurden in allen drei Fällen die international gültigen Mindestanforderungen für faire Gerichtsverfahren nicht erfüllt. Kirti-Mönche im Exil teilten ICT mit, dass der zu 13 Jahren Haft verurteilte Losang Tenzin die gegen ihn vorgebrachten Anklagepunkte bestritten habe. Seiner Familie wurde nicht gestattet, ihm einen Anwalt ihrer Wahl zur Seite zu stellen. Ihr wurde erst zwei Tage vor Urteilsverkündung sein Aufenthaltsort mitgeteilt. Auch der zu zehn Jahren Haft verurteilte Losang Tenzin (Nak Ten) konnte keinen Anwalt seiner Wahl erhalten, auch seine Familie erfuhr erst am 28. August von dem Gerichtsverfahren. Gleiches gilt für den 46-jährigen Losang Tsondru, Phuntsogs Onkel und Mentor.
ICT-Geschäftsführer Kai Müller: „Das Verfahren gegen die drei Mönche war offenbar rechtsstaatswidrig und verstieß gegen internationale Mindeststandards für einen fairen Prozess. Die Verurteilung der Mönche soll überdies verdecken, dass die Ursachen für die Proteste in Ngaba politischer Natur sind.”
Den ausführlichen englischsprachigen ICT-Bericht Monks imprisoned for 10-13 years following self-immolation by Kirti monk“ vom 31. August 2011 können Sie hier herunterladen.

Kontakt:
Kai Müller
Geschäftsführer / Executive Director
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
10435 Berlin
Germany
Tel.: +49 (0)30 – 27879086
Fax: +49 (0)30 – 27879087
E-Mail: presse@savetibet.de
Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal.

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