Berlin, 23.07.2013. Der 18-jährige tibetische Mönch Konchok Sonam hat sich am 20. Juli vor seinem Kloster im osttibetischen Dzorge (chin.: Ruo’ergai) selbst angezündet und ist an seinen schweren Verletzungen verstorben. Dzorge liegt in der zur Provinz Sichuan zählenden Tibetisch Autonomen Präfektur Ngaba, die Schauplatz rund eines Drittels der mittlerweile 121 tibetischen Selbstverbrennungen in Tibet und China seit Februar 2009 war.
Nach der Selbstverbrennung wurden größere Einheiten der staatlichen Sicherheitskräfte zum Ort des Geschehens, dem Kloster Soktsang, und zur nahegelegenen Ortschaft Tangkor verlegt. Ein tibetischer Mönch namens Tangdzin soll verhaftet worden sein. Radio Free Asia berichtete, dass Hunderte Tibeter sich vor dem Kloster versammelt hätten, um so die Mönche zu unterstützen, die die Behörden daran gehindert hatten, Konchok Sonams Leichnams habhaft zu werden. Trotz des Versuchs der Behörden, die Tibeter daran zu hindern, sollen anschließend Gebete für den Verstorbenen abgehalten worden sein, wie tibetische Exilquellen berichten. Wie es heißt, sei Konchok Sonam ein außergewöhnlich guter Schüler gewesen, manche hielten ihn gar für die Inkarnation eines Lamas. Er soll Freunden gegenüber gesagt haben, die chinesische Herrschaft über Tibet habe zuviel Leid verursacht.
Konchok Sonams Kloster Soktsang Tekchen Ling war im Jahr 1658 gegründet worden. In den ersten Jahren der chinesischen Herrschaft, ziemlich genau 300 Jahre später, wurde es zerstört. Erst 1983, in einer Zeit der relativen Liberalisierung nach Ende der Kulturrevolution, konnte die örtliche Bevölkerung damit beginnen, es wieder aufzubauen. Heute sollen etwa 300 Mönche im Kloster Soktsang leben. Allein im Landkreis Dzorge stieg die Zahl der Selbstanzündungen damit auf neun, darunter alleine zwei Doppelselbstverbrennungen im Februar und im April dieses Jahres. Wie Radio Free Asia berichtete war in Dzorge erst kürzlich ein hoher tibetischer KP-Offizieller seines Postens enthoben worden – offiziell wegen der vielen Selbstverbrennungen in seinem Wirkungskreis, dem Bericht zufolge soll der wahre Grund in seiner großen Beliebtheit bei der tibetischen Bevölkerung gelegen haben. Tenzin Yarphel, Sekretär der örtlichen KP und damit höchster Parteivertreter, wurde demnach zum Vorsitzenden des örtlichen Umweltamtes heruntergestuft.
Weitere Details können Sie unserem englischsprachigen Bericht in der Anlage zu dieser Nachricht oder im Internet entnehmen: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_22072013.pdf.
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Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.
Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.
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