Tibet-Politik

Prioritätsliste tibetischer politischer Gefangener – Mai 2006
1. Mai 2006
Die International Campaign for Tibet (ICT) drängt auf die Freilassung aller tibetischen politischen Gefangenen, die in Tibet und China inhaftiert sind.
Sie wurden wegen der Ausübung ihrer fundamentalen Rechte auf Meinungs- und Religionsfreiheit oder aufgrund von chinesischen Behörden als „separatistisch" eingestufter politischer Verbrechen verhaftet. Die ICT bittet die verantwortlichen chinesischen Beamten eindringlich, alle Dokumente über Gerichtsverfahren und Urteilsprüche, sowie alle Berichte über eingereichte Berufungsanträge für politische Gefangene zu veröffentlichen. Des Weiteren drängt ICT die verantwortlichen Behörden, die Aufenthaltsorte, den Gesundheitszustand und andere Informationen über alle politischen Gefangenen bekannt zu geben.
Für die Liste im Mai 2006 hat ICT Gefangene ausgewählt, die entweder aus gesundheitlichen Gründen, aufgrund ihrer außerordentlich harten Haftbedingungen, ihrer unangemessen hohen Haftstrafen oder wegen ihrer herausragenden Bedeutung für die tibetische Gesellschaft als vorrangig betrachtet werden können.
Gedhun Choekyi Nyima (geb. 1989)
Der 11. Panchen Lama „verschwand“ im Mai 1995, sein Aufenthaltsort ist unbekannt
Gedhun Choekyi Nyima wurde mit seiner Familie von den chinesischen Behörden im Mai 1995 entführt, kurz nachdem der Dalai Lama ihn als Reinkarnation des 10. Panchen Lama anerkannt hatte. Man hat ihn seither nicht mehr gesehen. 1996 gestand die chinesische Regierung, den Jungen und seine Familie in "Schutzhaft" genommen zu haben. ICT klassifiziert Gedhun Choekyi Nyima und seine Eltern, Dechen Choedron und Konchog Phuntsog, als politische Gefangene.
Tenzin Delek Rinpoche (geb. 1950)
Strafmaß: zur lebenslangen Haftstrafe umgewandelte Todesstrafe
Tenzin Delek wurde im April 2002 verhaftet und verbüßt seine Strafe im Chuandong-Gefängnis. Man beschuldigte ihn zusammen mit Lobsang Dondrub, separatistische Flugblätter verteilt und eine Serie von Bombenanschlägen initiiert zu haben. Bislang wurden keine Beweise veröffentlicht. Im Dezember 2002 wurden beide Männer zu Tode verurteilt. Im Januar 2003 exekutierte das Volksgericht von Sichuan Lobsang Dondrub, Tenzin Deleks Todesurteil wurde im Januar 2005 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Da Tenzin Delek für die Errichtung von Klöstern und Schulen in der Bevölkerung sehr geschätzt wurde, verhaftete man ihn wahrscheinlich, um den Einfluss der Klöster einzuschränken.
Bangri Tsamtrul Rinpoche (geb. 1963): Strafmaß: 18 Jahre
Bangri Tsamtrul Rinpoche und seine Frau, Nyima Choedron, wurden im August 1999 verhaftet. Bangri Tsamtrul Rinpoche verbüßt seine Strafe im Chushur-Gefängnis, Nyima Choedron im Drapchi-Gefängnis. Einer ihrer angestellten Bauarbeiter hatte vergeblich versucht, eine chinesische Flagge vor dem Potala-Palast durch eine tibetische Flagge zu ersetzen und sich dann in die Luft zu sprengen. Da der versuchte Anschlag mit Bangri Tsamtrul Rinpoche und seiner Frau in Verbindung gebracht wurde, verurteilte man beide. Ihr von amerikanischen und europäischen Geldgebern finanziertes Waisenhaus, das sie leiteten, musste nach dem Vorfall geschlossen werden.
Im September 2000 wurde Bangri Tsamtrul Rinpoche zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Diese lebenslange Haft wurde im Juli 2003 in eine Freiheitsstrafe von 19 Jahren umgewandelt und dann im November 2005 nochmals um eine Jahr gekürzt. Bangri Tsamtrul Rinpoche ist Berichten zufolge in sehr schlechter gesundheitlicher Verfassung und bedarf dringend medizinischer Behandlung. Nyima Choedron wurde im Frühjahr 2006 freigelassen.
Jigme Gyatso (geb. 1961)
Strafmaß: 15 Jahre, während der Haft verlängert auf 17 Jahre
Jigme Gyatso wurde im März 1996 verhaftet und verbüßt seine Strafe im Drapchi-Gefängnis. Er verteilte Flugblätter, in denen er sich für die Unabhängigkeit Tibets aussprach, befestigte politische Plakate an Klostermauern und gründete 1992 eine Untergrundsorganisation namens „Bewegung für die Freiheit Tibets“. Im Gefängnis wurde seine fünfzehnjährige Haftstrafe auf 17 Jahre verlängert, nachdem er laut „Lang lebe der Dalai Lama“ gerufen hatte.
Karma Sonam (geb. 1961)
Strafmaß: 23 Jahre
Karma Sonam wurde 1993 verhaftet und verbüßt seine Strafe im Drapchi-Gefängnis. Ursprünglich wurde er aufgrund ihm zur Last gelegter Straftaten zu einer Haftstrafe von 14 Jahre verurteilt, die wegen politischer Aktivitäten auf 23 Jahre verlängert wurde. Im Gefängnis plante Karma Sonam im Mai 1998 einen Aufruf zur Unabhängigkeit Tibets und verteilte Flugblätter. Bei einer Versammlung politischer und anderer Häftlinge kam es zu einem von ihm initiierten Protest, an dem viele Gefangene teilnahmen. Sicherheitsbeamte reagierten hierauf mit Gewalt; neun Gefangene starben infolge von Misshandlungen.
Ngawang Phulchung (geb. 1960)
Strafmaß: 19 Jahre
Ngawang Phulchung wurde im April 1989 verhaftet und verbüßt seine Strafe im Drapchi-Gefängnis. Er gründete mit anderen Mönchen eine Gruppe, die die Kopien der Reden des Dalai Lamas, eine zukünftige Verfassung für Tibet und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte druckte. Man verurteilte ihn wegen der „Gründung einer konterrevolutionären Clique“, wegen „aufrührerischer Tendenzen“ und der „Unterwanderung der nationalen Sicherheit“.
Phuntsok Wangdu (geb. 1968)
Strafmaß: 14 Jahre
Phuntsok Wangdu wurde im September 1997 verhaftet und verbüßt seine Strafe im Drapchi-Gefängnis. Bereits 1990 hatte man ihn aufgrund seiner kritischen Äußerungen im Zuge einer „patriotischen Umerziehungskampagne“ aus dem Ganden Kloster ausgestoßen. 1993 verhaftete man ihn grundlos sechs Monate ohne Gerichtsverfahren. 1997 wurde er wiederum der Anstiftung zu politischen Aktivitäten verdächtigt und wegen Spionage verurteilt.
Gefangenengruppe aus dem Kreis Sog:
Choeying Khedrub (geb. 1974): Strafmaß: lebenslänglich
Tsering Lhagon (geb. 1960): Strafmaß: 15 Jahre
Yeshe Tenzin (geb. 1968): Strafmaß: 10 Jahre
Gyurme (geb. 1972): Strafmaß: 10 Jahre
Die Gefangenengruppe aus dem Kreis Sog wurde im März 2000 verhaftet und verbüßt ihre Strafe im Drapchi-Gefängnis. Man verurteilte die Männer wegen des Druckens und Verteilens separatistischer Flugblätter und des Gründens einer separatistischen Gruppe namens „Xuecheng Jugendrat“. Laut Urteil bedrohten sie die Staatssicherheit.
Dawa Gyaltsen (geb. 1960): Strafmaß: 18 Jahre
Nyima Gyaltsen (geb. 197?) : Strafmaß 13 Jahre
Dawa Gyaltsen und sein jüngerer Bruder Nyima wurden im November 1995 verhaftet und verbüßen ihre Strafe im Drapchi-Gefängnis. Nachdem chinesische „Arbeitsteams“ in ihr Kloster kamen, um die „patriotische Umerziehung“ durchzuführen, druckten sie Flugblätter, in denen sie die Unabhängigkeit Tibets forderten. Das Volksgericht der Präfektur Nagchu verurteilte die Angeklagten wegen „konterrevolutionärer Propaganda“.
Thubten Yeshe (geb. 1950)
Strafmaß: 15 Jahre
Thubten Yeshe wurde im Juli 1992 verhaftet und verbüßt seine Strafe im Drapchi-Gefängnis. Er wurde festgenommen, weil er im April 1992 drei Plakate für die Unabhängigkeit an einem Baum befestigt hatte. Des weiteren beschuldigte man ihn, der Führer einer Protestaktion bei einer öffentlich-politischen Bildungskonferenz in der Stadt Gyama gewesen zu sein, die im Juni 1992 stattgefunden hatte. Im Verurteilungsdokument bezeichnete man Thubten Yeshe als einen vom Wesen her schlechten Menschen und verurteilte ihn aufgrund der Verbreitung konterrevolutionärer Propaganda und der Unruhestiftung.
Lhundrub Dorje (geb. 1969)
Strafmaß: 15 Jahre
Lhundrub Dorje wurde im Juni 1992 verhaftet und verbüßt seine Strafe im Drapchi-Gefängnis. Im Juni 1992 entfaltete Lhundrub Dorje mit anderen Tibetern während einer Sitzung zur politischen Weiterbildung in der Stadt Gyama eine tibetische Fahne und rief Parolen für die Unabhängigkeit Tibets. Er wurde wegen konterrevolutionärer Verbrechen angeklagt.
Lobsang Phuntsog (geb. 1970)
Strafmaß: 12 Jahre Lobsang Phuntsog, auch Sonam Dondrub genannt, wurde im Februar 1995 verhaftet und verbüßt seine Strafe im Drapchi-Gefängnis. Er wurde festgenommen, weil er eine Anstecknadel des Dalai Lama unter seiner Robe trug und zudem Plakate druckte und aufhängte, die zur Unabhängigkeit aufriefen. Bei einer polizeilichen Durchsuchung des Klosters nach Druckblöcken kam es zu einem Handgemenge zwischen Polizei und Mönchen, bei dem 34 Geistliche verhaftet wurden. Unter den zwanzig Urteilen, die vom Gericht im Juni 1995 verhängt wurden, erhielt Lobsang Phuntsog die längste Haftstrafe. Zwei weitere Mönche, Legshe Tsoglam und Norbu, starben aufgrund schwerer Verletzungen, die sie im Gefängnis erlitten.
Nyima Tsering (geb. 1937)
Strafmaß: 5 Jahre
Nyima Tsering wurde im Dezember 2002 verhaftet und verbüßt seine Strafe im Drapchi-Gefängnis. Man beschuldigte ihn, Flugblätter mit der Forderung nach der Unabhängigkeit für Tibet verteilt zu haben.
Die Khangmar Mönche:
Jampa Choephel (geb. 1970): Strafmaß: 12 Jahre
Choedar Dargye (geb. 1968): Strafmaß: 12 Jahre
Gedun Thogphel (geb. 1972): Strafmaß: 12 Jahre
Jamyang Oezer (geb. 1973): Strafmaß: 8 Jahre
Die Khangmar Mönche wurden im Januar 2003 verhaftet und verbüßen ihre Strafe im Ngaba-Gefängnis. Sie wurden aufgrund des Besitzes von Fotos des Dalai Lamas, des Panchen Lamas und einer Zeichnung der tibetischen Flagge verurteilt. Zudem beteten sie für die Gesundheit des Dalai Lamas.
Mönche vom Drongsar Kloster
Lobsang Sherab (geb. 1976): Strafmaß: 16 Jahre
Lobsang Tsultrim (geb. 1975): Strafmaß: 14 Jahre
Lobsang Tsering: (?): Strafmaß: 15 Jahre
Die Mönche aus dem Drongsar-Kloster wurden im August 1995 verhaftet und verbüßen ihre Strafe im Chushur-Gefängnis. Sie wurden wegen des Aufhängens von Plakaten verurteilt, die folgende Aufschriften trugen: „Wir werden niemals den von den chinesischen Behörden auserwählten Jungen als die Reinkarnation des letzten Panchen Lamas akzeptieren“, „Lang lebe der Panchen Lama, die Reinkarnation, ernannt von seiner Heiligkeit, dem Dalai Lama“ und „Wir werden weiterhin gegen die Gesetze der Chinesen in Tibet Widerstand leisten“.
Lobsang Tenzin (geb. 1959)
Strafmaß: eine von der Todesstrafe umgewandelte lebenslange Haftstrafe
Lobsang Tenzin wurde im März 1988 verhaftet und verbüßt seine Strafe im Powo-Tramo-Gefängnis. Er wurde infolge der Aufstände in Lhasa verhaftet und mit dem Tod eines PAP-Offiziers, der aus einem Fenster gestürzt war, in Zusammenhang gebracht. Im Januar 1989 hat man ihn mit einer zweijährigen Gnadenfrist wegen vorsätzlichen Mordes zu Tode verurteilt. Im April 1993 wurde seine Haftstrafe in eine zwanzigjährige Strafe umgewandelt, sein letzter Hafttag wäre somit der 26. April 2013 gewesen. Als er mit einem Mitgefangenen, Tenpa Wangdrag, im März 1991 versuchte, dem US-Botschafter James Lilly bei einem Besuch des Drapchi- Gefängnisses einen Brief zur Menschenrechtslage zu übermitteln, wandelte man seine Strafe wieder in eine lebenslängliche Haftstrafe um. Aufgrund wiederholter körperlicher Misshandlungen befindet sich Lobsang Tenzin in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand.
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