Berlin, 14.03.2023. Es war in der Nacht des 4. Juni 2020, als der heute 45-jährige tibetische Schriftsteller Zangkar Jamyang im osttibetischen Landkreis Kyungchu von chinesischen Polizisten abgeholt wurde; daraufhin galt er als spurlos „verschwunden“. Lange Zeit habe seine Familie keine Ahnung gehabt, wo Zangkar Jamyang sich aufhielt oder dass er verhaftet worden war, wie ein Tibeter aus der Region berichtete.

Erst nach geraumer Zeit hätten seine Angehörigen erfahren, dass er verhaftet und wegen „Anstiftung zu ’separatistischen‘ Handlungen und Teilnahme an Online-Diskussionen zu verschiedenen Themen“ angeklagt worden war. Nach Angaben von Tibetern, die mit der Situation vertraut sind, wurde Zangkar Jamyang wegen dieser Vorwürfe zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt.

Offenbar wird er im Menyang-Gefängnis in der Nähe der Stadt Chengdu in der Provinz Sichuan festgehalten; seiner Familie werde nicht gestattet, ihn zu besuchen. Hintergrund von Jamyangs Verhaftung und Verurteilung ist offensichtlich seine Kritik an Chinas Entscheidung, den Tibetischunterricht an Schulen zu streichen. In Online-Chatgruppen habe Jamyang Informationen über den Dalai Lama und die Erhaltung der tibetischen Sprache verbreitet.

Jamyang, der sowohl Tibetisch als auch Chinesisch fließend spricht, habe ein Buch geschrieben und Beiträge für tibetische Literaturzeitschriften verfasst. Die chinesischen Behörden hätten den Schriftsteller mehrmals verhört und seine Laptops und Mobiltelefone durchsucht, so eine tibetische Quelle, auch sei er einige Male festgenommen worden. Zangkar Jamyang ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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