Zahlreiche Belege für
Pekings neue
Kulturrevolution in Tibet

 

Quelle: xztzb.cn

Die chinesische Propaganda legte zum kommunistischen Nationalfeiertag am 1. Oktober größten Wert darauf, in Tibet den Eindruck umfassender Unterstützung durch die Bevölkerung zu erwecken. Auf den Internetseiten der chinesischen Staatsmedien finden sich zuhauf Bilder von Tibetern, die mit der roten chinesischen Nationalflagge posieren oder kleine Papierflaggen schwenken. Der Titel der Aktion lautet: „Ich mache ein Foto mit der Nationalflagge“.

In ihrer Gesamtheit dürfen die Berichte als Belege für Pekings neue Kulturrevolution in Tibet angesehen werden. So versuchen die kommunistischen Machthaber mit großem Aufwand das Bild eines Tibet zu zeichnen, das angeblich voller Freude daran arbeitet, seine eigene Identität aufzugeben und stattdessen mit dem chinesischen „Mutterland“ zu verschmelzen. Genau das ist das Ziel der neuen Kulturrevolution der chinesischen KP: Die eigenständige kulturelle, religiöse und nationale Identität der Tibeter soll komplett ausgelöscht, Tibeter zu Chinesen gemacht werden.

Im Mittelpunkt steht hemmungslose Propaganda

Die chinesischen Machthaber gehen dabei auf vielen Ebenen gleichzeitig vor. Zum 75. Gründungsjubiläum der kommunistischen Volksrepublik stand nicht so sehr die Repression im Mittelpunkt, als vielmehr hemmungslose Propaganda. Selbst im „Tageszentrum für ältere Menschen“ im Bezirk Xeni der Stadt Nagchu sei „die Nationalflagge gehisst und die Nationalhymne gesungen“ worden, wie es in einem der einschlägigen Berichte heißt. Und natürlich müssen auch Schulkinder zum Absingen der kommunistischen Nationalhymne antreten. Kein Dorf (Foto oben) scheint zu klein, um nicht für das Hissen der Flagge samt begleitendem Absingen der Hymne infrage zu kommen.

Begeisterung sieht anders aus. Wie die chinesische Propaganda vermeldet, sei auch im „Tageszentrum für ältere Menschen“ im Bezirk Xeni der Stadt Nagchu „die Nationalflagge gehisst und die Nationalhymne gesungen“ worden. (Quelle: xztzb.cn)

Wer der KP-Propaganda Glauben schenkt, könnte den Eindruck gewinnen, dass am Jahrestag der Gründung der kommunistischen Volksrepublik China die Unterdrückten noch ihre eigene Unterdrückung feiern. Dass die Tibeter vergessen hätten, wie wenige Monate nach dem 1. Oktober 1949 die Streitkräfte des neugegründeten KP-Staates in Tibet einfielen und das Land mit Waffengewalt besetzten. Dass die Tibeter nichts wüssten von der furchtbaren Zerstörung, von dem Morden und Foltern, dem Hunderttausende zum Opfer fielen.

Stattdessen zeichnet die chinesische Propaganda ein Bild, in dem die „Massen“ voller Freude die Segnungen der KP-Herrschaft über Tibet feiern: Gemeinsam hätten sie in Lhasa „das Loblied auf das neue China“ gesungen sowie „den Wohlstand des großen Mutterlandes und eine bessere Zukunft für Tibet“. Die Staatsmedien schreiben von einer „starken Atmosphäre der Freude und des Feierns“.

Eine wichtige Rolle bei der offiziellen Feier spielte auch eine chinesische Militärkolonne in Paradeuniform, Soldaten jener Armee, die vor fast 75 Jahren in Tibet einmarschierte und das faktisch unabhängige Land unterwarf. Mit ihrer Berichterstattung wollen die Propagandamedien aus Peking den Eindruck erwecken, die Tibeter hätten damit ihren Frieden gemacht.

Durfte in Lhasa nicht fehlen: Chinesische Soldaten in Paradeuniform, Vertreter jener Armee, die vor fast 75 Jahren in Tibet einmarschierte und das faktisch unabhängige Land unterwarf. (Quelle: xztzb.cn)

„Mit tiefer Ergriffenheit“ hätten die Menschen auf dem Potala-Platz dem Hissen der chinesischen Nationalflagge beigewohnt und die chinesische Nationalhymne gesungen, „um ihre Hochachtung für die Partei und ihren tiefen Segen für das große Mutterland auszudrücken“. Es folgen die bekannten Floskeln, wie etwa zu den „wichtigen Anweisungen des Generalsekretärs Xi Jinping über die Arbeit in Tibet“. Die chinesische KP werde sich „bemühen, ein Kapitel der Modernisierung Tibets im chinesischen Stil zu schreiben und neue und größere Beiträge zum Aufbau einer starken Nation und zur nationalen Verjüngung der Nation zu leisten“, so die Staatsmedien.

Tibetische Bauern nehmen an Chinesisch-Wettbewerb teil

Wohl kaum zufällig fand zum chinesischen Nationalfeiertag auch eine Veranstaltung statt, die deutlich macht, welch große Bedeutung die chinesischen Machthaber der eigenen Sprachpolitik beimessen. Bekanntlich soll das Tibetische auf allen Ebenen zurückgedrängt und durch die chinesische Sprache ersetzt werden. Am deutlichsten wird dies in den chinesischen Zwangsinternaten, in denen geschätzt eine Million tibetischer Kinder und Jugendlicher ihrer Muttersprache und damit ihrer eigenen Kultur entfremdet werden sollen.

Offenbar verstärken die chinesischen Machthaber nun auch ihre Anstrengungen hinsichtlich der älteren Generation. So vermeldeten ihre Propagandamedien einen Wettbewerb für Bauern und Hirten in der „nationalen gemeinsamen Sprache und Schrift“, gemeint ist im Chinesischen. Als Organisator zeichnet unter anderem ein „Sonderbüro für die Schaffung eines nationalen Modellgebiets für ethnische Einheit und Fortschritt“.

Die Wettbewerbsteilnehmer hätten „in einfacher und schnörkelloser Sprache von ihren Erfahrungen beim Erlernen der gemeinsamen Landessprache und -schrift“ berichtet, so die staatlichen Propagandisten. Dabei hätten sie erzählt „von der Wiederbelebung des ländlichen Raums“ und „ihre Liebe und ihren Segen für das Vaterland“ sowie „ihre Hoffnungen auf ein besseres Leben“ zum Ausdruck gebracht. Wer die Teilnehmer ausgesucht hat, bleibt dabei unklar. Gleiches gilt für die zitierten inhaltlichen Aussagen, die im Kern eine Wiederholung staatlicher Werbeslogans darstellen.

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