Kunchok Tsephel hatte
sich für die tibetische
Literatur eingesetzt
Quelle: ICT
Berlin, 23.03.2022. Ein tibetischer Schriftsteller ist nach 13 Jahren aus chinesischer Haft entlassen worden. Kunchok Tsephels Freilassung erfolgte offenbar am 18. März, wie „Radio Free Asia“ (RFA) unter Berufung auf tibetische Quellen berichtet. Wie es ihm gesundheitlich geht und warum er zwei Jahre vor Ablauf seiner Haftstrafe entlassen wurde, ist derzeit nicht bekannt. Ein chinesisches Gericht hatte Kunchok Tsephel im November 2009 zu 15 Jahren Haft verurteilt, offiziell wegen des Vorwurfs der „Offenlegung von Staatsgeheimnissen“. Was genau mit diesem Vorwurf gemeint war, blieb stets unklar. Vermutlich jedoch lag es daran, dass Kunchok Tsephel eine Webseite zur Förderung sowohl klassischer, wie auch moderner tibetischer Literatur betrieb. Gemeinsam mit dem Dichter Kyabchen Dedrol hatte er im Jahr 2005 die Webseite „Choemei“ (Butterlampe) gegründet. Die dort erscheinenden Schriften seien von den chinesischen Behörden als separatistisch eingestuft worden.
Der 1970 geborene Kunchok Tsephel sei mittlerweile zu seiner Familie in den Kreis Machu zurückgekehrt, wie das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD) mitteilte. „Er ist jetzt wieder bei seiner Familie, aber wir wissen immer noch nicht, wie es um seinen Gesundheitszustand bestellt ist“, so TCHRD-Direktorin Tsering Tsomo. In der Regel halte die chinesische Regierung politische Gefangene und ihre Familien unter strenger Beobachtung. Daher sei es im Moment sehr schwierig, weitere Informationen zu erhalten. Es bleibt zu hoffen, dass Kunchok Tsephel erlaubt wird, sich in einem Krankenhaus seiner Wahl medizinisch versorgen zu lassen, und die Behörden von willkürlichen Einschränkungen für ihn und seine Familie absehen.
Am 26. Februar 2009 war Kunchok Tsephel von chinesischen Sicherheitsbeamten verhaftet worden, die sein Haus durchsuchten und seinen Computer beschlagnahmten. Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung war er als Umweltbeauftragter für die chinesische Regierung tätig. Bis zum 12. November 2009 wurde Kunchok Tsephel an einem unbekannten Ort festgehalten, ehe ihn das Mittlere Volksgericht im nordosttibetischen Kanlho in einer nichtöffentlichen Anhörung zu 15 Jahren Gefängnis verurteilte.
Neben der International Campaign for Tibet (ICT) hatten sich auch zahlreiche weitere Menschenrechtsorganisationen sowie die Schriftstellervereinigung PEN International für Kunchok Tsephels Freilassung aus chinesischer Haft eingesetzt.