Angeblicher Grund:
Verbesserung der
«Umwelthygiene»
Quelle: mp.weixin.qq.com
Berlin, 07.09.2023. Chinesische Behörden haben im tibetischen Landkreis Gonggar eine größere Ansammlung von Gebetsfahnen abreißen lassen. Wie chinesische Staatsmedien berichten, fand die Zwangsmaßnahme unter Federführung des Leitungskomitees des lokalen Chilchung Kagyur-Nonnenklosters statt. Die KP-Mitglieder des Leitungskomitees seien dabei von den Parteimitgliedern der Gemeindeverwaltung und der Polizeistation unterstützt worden.
Die offiziell mit dem Adjektiv „demokratisch“ bezeichneten Leitungskomitees („Democratic Management Committees“) in den buddhistischen Klöstern Tibets sind tatsächlich das genaue Gegenteil. Es handelt sich dabei um von der herrschenden Kommunistischen Partei eingesetzte und dominierte Gremien, denen in der Regel sowohl Mönche und Nonnen, als auch KP-Kader angehören. Letztere treffen dabei die wichtigen Entscheidungen.
In der Darstellung der Staatsmedien handelte es sich bei der Zerstörung der Gebetsfahnen um eine Freiwilligenaktion der KP-Mitglieder zur „Verbesserung der natürlichen Schönheit des nahegelegenen Charula Gebirges“. Es darf allerdings bezweifelt werden, dass die lokale tibetische Bevölkerung diese Einschätzung teilt.
Was vordergründig als Verbesserung der „Umwelthygiene“ verkauft wurde, war in Wahrheit ein Anschlag auf ein zentrales Element des kulturellen Erbes und der religiösen Ausdrucksformen in Tibet. Gebetsfahnen haben eine große kulturelle und spirituelle Bedeutung für die tibetische Gemeinschaft. Sie werden häufig an markanten Punkten wie Berggipfeln oder Pässen bis zur vollständigen Verwitterung dem Wind ausgesetzt; auf diese Weise sollen die Gebete dem Himmel zugetragen werden.
Die rücksichtslose Entfernung der Gebetsfahnen durch die chinesischen Behörden steht so in einem Zusammenhang mit weiteren Angriffen auf Tibets Kultur, Sprache und Religion. Die Initiative zum „Aufbau des schönen Gonggar“ fügt sich nahtlos ein in eine immer radikalere Politik Pekings. Sie entspricht auf ihre Weise der Zwangsansiedlung tibetischer Nomaden und der zwangsweisen Unterbringung tibetischer Kinder in staatlichen Internaten, wo diese ihrer tibetischen Kultur entfremdet werden sollen.