Kritik an Autoren
von «Missbrauch im
Namen der Erleuchtung»

 

Quelle: Screenshot arte.tv/fr

Berlin, 24.09.2022. Anfang September 2022 wurde auf ARTE die französische TV-Dokumentation „Buddhismus: Missbrauch im Namen der Erleuchtung“ ausgestrahlt. Die Autoren des Films behandeln darin insbesondere zwei Missbrauchskomplexe aus den 1980er und 1990er Jahren sowie aus dem Jahr 2017.

In diesen Fällen haben geistliche Lehrer wie Robert Spatz und Sogyal Lakar ihre Machtposition ausgespielt. Sie haben Schüler und Schutzbefohlene ausgenutzt und offenbar in einigen Fällen auch schwer missbraucht. Die Betroffenen leiden bis heute noch immer an den Folgen des Missbrauchs, obwohl seitdem teilweise viele Jahre vergangen sind. Ihre Schilderungen sind erschütternd, insbesondere das Schicksal der Kinder ist sehr bedrückend. Sogyal ist mittlerweile verstorben, Spatz musste sich vor Gericht verantworten und wurde Berichten zufolge verurteilt.

Es ist zu sehr begrüßen, dass die Debatten über Missbrauch derzeit allerorten geführt werden, sei es in Kirchen, Sportverbänden, Privatschulen oder anderswo. Und es ist selbstverständlich zwingend, dass sich die Täter der Justiz stellen müssen und von unabhängigen Gerichten für ihre Taten bestraft werden.

Der buddhistische Mönch Matthieu Ricard, der auch als offizieller Französisch-Übersetzer für den Dalai Lama fungiert, hat auf seiner eigenen Webseite ausführlich zu den Vorwürfen des Films Stellung genommen. Er legt überzeugend dar, dass er schon seit vielen Jahren die Verbrechen von Spatz und Sogyal uneingeschränkt verurteilt habe.

Auch der Dalai Lama hat wiederholt und unzweideutig den Missbrauch durch buddhistische Lehrer verurteilt, unter anderem auch im Falle von Sogyal. Der Dalai Lama hat darauf hingewiesen, dass buddhistische Meister die höchsten ethischen Standards einhalten müssen und dass Schüler ihre Lehrer kritisch prüfen und ihnen niemals blindlings folgen dürfen.

Zu Recht weist der Dalai Lama darauf hin, dass er „nicht der Papst“ sei und der Buddhismus einen völlig anderen institutionellen Aufbau habe als beispielsweise die katholische Kirche.

Vor vier Jahren gewährte er Opfern von Missbrauch durch buddhistische Lehrer in Rotterdam eine Audienz, Bilder des Treffens tauchen auch im Film auf. Leider wird auch diese Zusammenkunft von den Filmemachern Emery und Lanos in einer sehr zugespitzten Art und Weise in den Film eingebaut. Mehr noch: In der Dokumentation schwingt ein unausgesprochener Vorwurf mit, der den gesamten (tibetischen) Buddhismus auf die Anklagebank setzt. Mal mehr, mal weniger subtil entsteht so das Zerrbild einer ganzen Religion.

Dies widerspricht nicht nur der gelebten Praxis von Millionen von Menschen in Tibet, denen ihr Glaube die Kraft gibt, sich gewaltlos der grausamen chinesischen Unterdrückung zu widersetzen.

So hinterlässt „Buddhismus: Missbrauch im Namen der Erleuchtung“ ein zwiespältiges Gefühl. Wo Differenzierung und Abwägung geboten wären, entscheiden sich die Filmemacher für eine bewusst zugespitzte Darstellung, die die Zuschauer emotional packt. Ein wichtiges Thema – nämlich wie man in religiösen Gemeinschaften, die auf Glauben und Vertrauen aufbauen, verhindern kann, dass eben diese missbraucht werden – bleibt auf diese Weise außen vor.

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