Teil von Pekings
Kampagne gegen Tibets
Sprache und Kultur

 

Quelle: ICT

30 Jahre lang galt die „Jigme Gyaltsen Nationalities Vocational High School“ als Leuchtturm der beruflichen Bildung in der nordosttibetischen Präfektur Golok. 30 Jahre lang bot die Schule eine einzigartige Mischung aus traditioneller tibetischer Kultur und moderner Wissenschaft und Technologie mit einer Schülerschaft, zu der auch etliche Mönche gehörten. Doch in der vergangenen Woche war Schluss, die chinesischen Behörden verfügten die Schließung der renommierten Bildungseinrichtung. Im Internet findet sich ein kurzes Video der berührenden Zeremonie (Foto) zur erzwungenen Schulschließung.

In den chinesischen sozialen Medien wurde eine kurze Stellungnahme  von  Schulgründer und Namensgeber Ragya Jigme Gyaltsen veröffentlicht. Darin heißt es, dass die Schule „in Übereinstimmung mit den Standards für Berufsschulen und den Dokumenten der Regierung und der Partei der Provinz Qinghai“ geschlossen werde. Die derzeitigen Schüler würden an staatlichen Berufsschulen innerhalb der Präfektur eingeschrieben und die Arbeitsverträge der Lehrer gemäß der Vereinbarung auf diese staatlichen Schulen übertragen.

Die International Campaign for Tibet ist zutiefst besorgt über die systematische Verletzung des Rechts auf Bildung durch die chinesischen Behörden, das die Einrichtung und Unterhaltung von Privatschulen garantiert. Dieses Recht ist im Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte und in der Konvention über die Rechte des Kindes verankert, die beide von der Volksrepublik China ratifiziert worden sind.

Schüler müssen an staatliche Schulen wechseln

Die Schließung der „Jigme Gyaltsen Nationalities Vocational High School“ bestätigt ein leider nur allzu bekanntes Muster in der Bildungspolitik der chinesischen Machthaber in Tibet. So wurden in den vergangenen Jahren regelmäßig tibetische Bildungseinrichtungen geschlossen und die Schüler gezwungen, an staatliche Schulen zu wechseln. Dort aber findet der Fachunterricht ausschließlich auf Chinesisch statt, Tibetisch wird lediglich noch als Schulfach unterrichtet. In der Folge verkümmern die Kenntnisse der jungen Tibeter im Hinblick auf ihre eigene Sprache und Kultur.

Die Kontrolle über den Bildungsbereich ist eines der Kernelemente der chinesischen Politik der „Sinisierung“, der erzwungenen kulturellen und sprachlichen Assimilierung der Tibeter. Diese hat sich während der mittlerweile unbefristeten Amtszeit von KP-Generalsekretär Xi Jinping massiv verschärft. Neben dem Bildungsbereich konzentriert sich die Zwangsassimilierung der Tibeter auch stark auf den religiösen Bereich, dort haben die chinesischen Behörden insbesondere die Klöster ins Visier gefasst.

Ursprüngliches Ziel war die „Förderung der tibetischen Kultur und Bildung“

Gegründet wurde die Schule im August 1994 von dem damals 29-jährigen Mönch Ragya Jigme Gyaltsen, der selbst aus einer Hirtenfamilie stammt. Zu seiner Motivation nahm er in einem Interview aus dem Jahr 2010 Stellung. Darin sagt er, er habe die Berufsschule aus dem Wunsch heraus gegründet, „zur Förderung der tibetischen Kultur und Bildung beizutragen“.

Die Jigme Gyaltsen Nationalities Vocational High School begann mit 86 Schülern und erfuhr im Laufe der Jahre ein erhebliches Wachstum. Bis zum Jahr 2021 war die Schule auf über 1.000 Schüler angewachsen, mehrheitlich handelte es sich bei ihnen um Tibeter, hinzu kamen einige wenige Chinesen und Mongolen. Die Bildungseinrichtung bot den jungen Menschen eine anspruchsvolle Ausbildung in den Bereichen tibetische Sprache, englische Sprache, Informatik, Ingenieurwesen, Medizin, Videoproduktion und Sport.

Bemerkenswerterweise konnte Jigme Gyaltsen noch im Jahr 2014 auf der jährlichen politischen Konsultativkonferenz der Provinz Qinghai seine Gedanken zur tibetischen Sprache, Bildung und Gesellschaft ausgesprochen offen darlegen. In seinen Ausführungen schilderte Jigme Gyaltsen die Probleme des tibetischen Bildungssektors, wobei er recht ausführlich auf die Bedeutung der Unterrichtssprache eingeht. Jigme Gyaltsen bezeichnet es etwa ausdrücklich als „Fehler“, wenn Tibeter keinen Fachunterricht in ihrer Muttersprache erhalten. Angesichts der forcierten „Sinisierungs“-Kampagne der chinesischen Machthaber wäre dies heute undenkbar.

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