Systematische
Auswertung von
Satellitendaten
Quelle: RAND Europe
Berlin, 02.08.2023. Ein neuer Bericht von Rand Europe bestätigt Analysen der International Campaign for Tibet über das Gefängnissystem in der sogenannten Autonomen Region Tibet (TAR). Den Erkenntnissen zufolge soll beispielsweise die jüngste Zunahme der nächtlichen Beleuchtung in Hochsicherheitseinrichtungen in Tibet darauf hindeuten, dass die chinesischen Behörden dazu übergegangen sind, Tibeter für längere Zeiträume zu inhaftieren.
Der Bericht von Rand Europe basiert auf einer systematischen Auswertung von Satellitendaten und hat unter anderem das aus dem Weltraum gemessene Licht über bereits bekannten Gefängnissen und Hafteinrichtungen analysiert. Dort sei eine Zunahme des emittierten Lichts seit 2019 festzustellen, was den Forschern zufolge auf den Neubau oder die Erweiterung bestehender Einrichtungen hindeuten könnte.
Auswertung von Lichtdaten als Reaktion auf Zugangssperren
Der innovative Ansatz der Auswertung von Lichtdaten ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass Untersuchungen vor Ort nicht möglich sind. Alleine schon in die TAR zu reisen ist für unabhängige Wissenschaftler, Journalisten und Diplomaten in der Regel praktisch ausgeschlossen, da dazu eine behördliche Genehmigung erforderlich wäre, die jedoch so gut wie nie erteilt wird. Doch selbst wenn, wäre in Tibet ein unabhängiges Arbeiten völlig undenkbar, da die chinesische Polizei dem einen Riegel vorschieben würde.
Insgesamt gebe es in der TAR mindestens 79 Gefängnisse und Haftanstalten, bei denen es sich überwiegend um kleine Haftanstalten mit niedriger Sicherheitsstufe handle, die höchstwahrscheinlich für die Inhaftierung von Minderjährigen und als Kurzzeitgefängnisse dienen.
Offenbar deutet vieles „auf eine Verlagerung hin zu längeren Festnahmen und Inhaftierungen hin“, die Entwicklung in der TAR ähnele den jüngsten Beobachtungen in der Uigurenregion Ostturkestan (Xinjiang), wo ebenfalls ein hoher Prozentsatz der Hafteinrichtungen in den Jahren 2019 und 2020 eine aktive Zunahme der nächtlichen Beleuchtung aufgewiesen habe.
„Präventive Unterdrückung“
Rand Europe bezichtigt die chinesischen Behörden, in Tibet eine Politik der „präventiven Unterdrückung“ zu betreiben. „Als Teil der landesweiten Strategie zur ‚Aufrechterhaltung der Stabilität‘ verhaften, verfolgen und verurteilen die chinesischen Behörden Tibeter wegen gewaltloser Proteste und anderer abweichender Äußerungen wie der Unterstützung von Selbstverbrennungen und dem Tragen von Bildern des Dalai Lama“, heißt es in dem Bericht.
Der neue Bericht bestätigt eigene Erkenntnisse der International Campaign for Tibet. So hat ICT eine zunehmende Einschränkung der Bewegungsfreiheit von Tibetern sowohl innerhalb als auch außerhalb der tibetischen Gebiete festgestellt, unter anderem durch die Verweigerung von Pässen. In den vergangenen Jahren ließ sich in ganz Tibet ein beispielloser Ausbau des chinesischen „Sicherheits“-Apparats beobachten.
*Das hier von uns verwendete Bild stammt aus dem Bericht von Rand Europe. Es soll eine Hochsicherheitshafteinrichtung in Tibet zeigen.