Chinesisch ersetzt
Tibetisch als
Unterrichtssprache

 

Quelle: neviditelny-tibet.blog.cz

Ein neuer Bericht von Human Rights Watch (HRW) beklagt die geschwundene Rolle des Tibetischen als Unterrichtssprache in tibetischen Schulen. Verantwortlich dafür sei die chinesische Regierung, die den Gebrauch des Chinesischen forcieren lasse und damit gegen eigen Gesetze und internationale Verpflichtungen verstoße. Bereits in Kindergärten und Grundschulen werde der Unterricht mehrheitlich auf Chinesisch erteilt. Dies wirke sich negativ auf die Entwicklung tibetischer Kinder aus und bedrohe das Überleben der tibetischen Kultur. Bereits kurz nach der Annexion des einst unabhängigen Landes Tibet durch die Volksrepublik China sei der Unterricht in den Mittel- und Oberschulen der sogenannten Autonomen Region Tibet (TAR) auf Chinesisch erteilt worden, so der Bericht von HRW mit dem Titel „China’s ‘Bilingual Education’ Policy in Tibet: Tibetan Medium Schooling Under Threat”. Die TAR erstreckt sich über ungefähr die Hälfte des historischen Tibet und umfasst den westlichen Teil des Landes sowie große Teile von Zentraltibet.

Der Verzicht auf Fachunterricht in ihrer Muttersprache dürfte sich negativ auf die Entwicklung tibetischer Schüler auswirken. Forschungsergebnisse belegen, dass insbesondere Kinder aus sogenannten Minderheitengruppen in ihrer späteren Schulkarriere große Schwierigkeiten zu gewärtigen haben, wenn der Erwerb von Grundfertigkeiten und die Alphabetisierung nicht in ihrer Muttersprache erfolgt. HRW kritisiert zudem, dass tibetische Kinder im chinesischen Schulsystem bereits von klein auf mit chinesischer Propaganda indoktriniert werden, die darauf abziele, sie ihrer tibetischen Kultur und Geschichte zu entfremden. Chinas Politik in der TAR zeige immer geringeren Respekt für das Recht der tibetischen Kinder, ihre Muttersprache zu verwenden oder die tibetische kulturelle Identität und Werte in Schulen kennenzulernen und frei auszudrücken, so der Bericht. Stattdessen unterminiere sie die tibetischen Sprachkenntnisse der Kinder und zwinge sie dazu, „politische Ideologien und Vorstellungen zu konsumieren, die denen ihrer Eltern und ihrer Gemeinschaft widersprechen“.

Um Tibetisch als Unterrichtssprache durch das Chinesische zu ersetzen, nutze die chinesische Regierung ein ganzes Bündel von Maßnahmen. Dazu zähle etwa der Transfer einer hohen Zahl chinesischer Lehrer nach Tibet, während zugleich viele tibetische Lehrer in Provinzen verschickt würden, in denen Chinesisch die Hauptsprache sei. Bewusst würden gemischte Klassen mit vielen des Tibetischen unkundigen Schülern geschaffen. In den vergangenen Jahren seien in Ländlichen Regionen viele Schulen geschlossen worden. Dies hatte zur Folge, dass tibetische Schüler Internatsschulen in der Stadt besuchen müssten, wo sie von ihren Familien und einem tibetischsprachigen Umfeld getrennt seien. Einer chinesischen Studie aus dem Jahr 2017 zufolge konnten 30 Prozent der Lehrer eines tibetischen Landkreises nicht Tibetisch sprechen. Mehr und mehr zeige sich, dass Chinas Politik, die offiziell dem Ziel der Zweisprachigkeit verpflichtet sei, tatsächlich darauf ziele, das Tibetische weiter zurückzudrängen. Bereits seit 2014 verfolge die chinesische Kommunistische Partei auch in Tibet eine Politik der Assimilierung sogenannter Minderheiten.

Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) belegt der neue Bericht von Human Rights Watch die Absicht der chinesischen Regierung, die tibetische Gesellschaft zu „sinisieren“. Die internationale Gemeinschaft müsse sich dieser Verletzung der Rechte der Tibeter entgegenstellen. ICT-Geschäftsführer Kai Müller sagte dazu: „Die sogenannte bilinguale Bildungspolitik der chinesischen Regierung bedroht das Überleben des Tibetischen als Unterrichtssprache in Tibet und damit zugleich auch das Überleben der tibetischen Identität und Kultur.“

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