Medienpropaganda: interessante Parallelen zwischen China und Russland

Screenshot: Youtube.com

Interessante Parallelen zwischen China und Russland ergeben sich, wenn man einen genauen Blick auf die in beiden Ländern staatlich gelenkte Medienpropaganda wirft. So erwartet jeden, der sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Tibetfrage und den Menschenrechten in China befasst hat, ein besonderes Déjà-Vu-Erlebnis bei der Lektüre eines Artikels des russischen Medienaktivisten Alexej Kowaljow auf seinem Blog „Noodleremover“. Unter dem Titel „Die für den Westen sprechen“ (hier in der Übersetzung von „Dekoder“) schreibt Kowaljow über die Rolle von Verschwörungstheoretikern und Obskuranten aus dem Westen. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um die immer gleichen Darsteller der Propagandainszenierung der russischen Staatsmedien. Hervorzuheben sind hier vor allem der kanadische Wirtschaftsprofessor Michel Chossudowsky mit seiner Webseite „Global Research“ und der vermeintliche Politik-Experte William F. Engdahl. Kowaljow schreibt recht ausführlich über die fragwürdigen Verbindungen dieser Personen zum Eurasien-Ideologen Dugin und anderen rechtslastig-autoritären Kreisen.

„Global Times“, Kopp-Verlag und „Russia Today“: William F. Engdahl hat es zu zweifelhafter Prominenz gebracht.

Chossudowsky, Engdahl und weitere „Experten“ sind alte Bekannte, die auch in den chinesischen Staatsmedien gerne als Kronzeugen für eine angebliche Verschwörung des Westens gegen China oder für seine tiefgreifende Krise zitiert werden. Ihr Narrativ in Bezug auf Tibet: die Unruhen und Proteste in Tibet seien im Jahre 2008 vom Ausland inszeniert worden, um mit Hilfe der CIA oder deren Tarnorganisationen China zu destabilisieren. Bei den Protesten in Tibet sei es keineswegs um den Schutz der Menschenrechte in Tibet gegangen, denn diese sind aus Sicht von Chossudovsky, Engdahl et al. ohnehin nur Kampfbegriffe und Instrumente in einem geopolitischen Ringen nach Vorherrschaft. Auf die jahrelange umfassende chinesische Repression in Tibet gehen sie mit keiner Silbe ein. Vielmehr werden von ihnen all jene, die sich für den Schutz der Menschenrechte in Tibet und China einsetzen, als Werkzeuge der CIA diskreditiert.

Einkreisungstheorien spielen bei Verschwörungstheoretikern eine wichtige Rolle, so auch bei „Global Research“. Nato- oder US-Militär würden einen Ring um das jeweilige „Opfer“ der Einkreisung legen. Screenshot von “Global Research“ – Text und Grafik müssen offenbar nicht immer übereinstimmen.

Gemeinsam ist diesen Anschuldigungen, dass sie auf Spekulationen und Mutmaßungen beruhen. So behauptete Chossudowsky, dass die Unruhen in Lhasa von außen inszeniert worden seien; als Beleg genügte ihm bereits der Umstand, dass die chinesischen Behörden von ihnen überrascht worden seien. Der kanadische Wirtschaftswissenschaftler verweist zudem als Indiz für eine Steuerung von außen auf Gelder, die tibetische Exilorganisationen vom US-Kongress für „Trainingscamps“ erhalten haben. Bereits die Wortwahl ist aufschlussreich, offensichtlich sollen Chossudowskys Leser an Ausbildungscamps für Guerillakämpfer denken. Was er hingegen verschweigt ist, dass es sich dabei offensichtlich um Mittel für die Organisation von Demokratie- und Menschenrechts-Workshops für tibetische Studenten in Indien in den Jahren 2002 und 2003 – mithin also fünf bzw. sechs Jahre vor der Protestwelle im Olympiajahr 2008 gehandelt hatte. Hier, wie auch an anderer Stelle, wird ein Muster ersichtlich: Informationen werden solange verdreht, Spekulationen und unbelegte Behauptungen solange verdichtet, bis ein scheinbar logisches widerspruchsfreies Gesamtbild entsteht. Engdahl jedenfalls kann sich denn auch rühmen, vom Kopp-Verlag publiziert zu werden.

Doch während mittlerweile im Falle Russlands – auch dank der Arbeit von Aktivisten wie Alexej Kowaljow – die Rolle dieser „Experten“ als „Infokrieger“ im Propagandakrieg des Kremls von vielen erkannt und entlarvt worden ist, haben es ihre Thesen was China und Tibet betrifft erstaunlicherweise bis in den Mainstream renommierter Medien und Institutionen in Deutschland geschafft. Es wird Zeit, dass sich dies ändert.

Autor: Kai Müller, Geschäftsführer der International Campaign for Tibet

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