Pressemitteilung: Tibet: Erneute Selbstverbrennungen und forcierte Militarisierung / Negative Ein-Jahresbilanz von Staatschef Xi Jinping / Eingaben und Appelle gegen „Verschwindenlassen“ und Folter
19. März 2014. Nach gut einem Jahr unter der Führung von Staatschef Xi Jinping verzeichnet seine Politik in Tibet eine eindeutig negative Bilanz, so das Fazit eines aktuellen Berichts der International Campaign for Tibet (ICT). So waren die Tage um den 55. Jahrestag des tibetischen Volksaufstands von 1959, in denen die Tibeter gleichermaßen der Niederschlagung ihrer Proteste im Jahr 2008 gedenken, gezeichnet von einer Zurschaustellung militärischer Macht in Lhasa und anderen Teilen Tibets. Etikettiert als „Notfallübungen zur Erhaltung der Stabilität“ wurden diese auch im Staatsfernsehen (Video unter http://legal.gmw.cn/2014-03/11/content_10645618.htm) verbreitet. In den offensichtlich dem Zweck der Einschüchterung dienenden Übungen paramilitärischer Einheiten kamen auch Geräte zum Einsatz, die speziell zum Ergreifen und Niederhalten von Personen entwickelt wurden, welche sich selbst in Brand gesetzt haben (siehe: http://news.163.com/photoview/00AN0001/51328.html?from=tj_day#p=9NA0M19K00AN0001&from=tj_review).
Dessen ungeachtet ereigneten sich am 16. März zwei weitere Selbstverbrennungen in Tibet. So setzte sich im osttibetischen Ngaba (chin.: Aba) ein junger Mönch namens Lobsang Palden auf der örtlichen Hauptstraße selbst in Brand. Wie „Radio Free Asia“ unter Berufung auf tibetische Exilquellen meldete, sollen Polizisten die Flammen gelöscht und Lobsang Palden weggebracht haben („Radio Free Asia“, 16. März 2014: „Two Tibetan monks self-immolate on crackdown anniversary“). Über seinen Zustand ist derzeit nichts Näheres bekannt. Dies gilt auch für die zweite Selbstanzündung, die sich den chinesischen Staatsmedien zufolge im nordosttibetischen Tsekhog (chin.: Zeku) in der verwaltungsmäßig zur Provinz Qinghai zählenden Tibetisch Autonomen Präfektur Malho (chin.: Huangnan) ereignete. Am 16. März gedenken viele Tibeter der Tötung unbewaffneter Protestierender im Jahr 2008 durch chinesische Sicherheitskräfte. Mindestens zehn Menschen sollen damals erschossen worden sein. Vermutlich aus diesem Grund hatten sich in den vergangenen Jahren mehrere Tibeter speziell diesen Tag als Datum ihrer Selbstverbrennung gewählt.
Besonders massiv fiel die Demonstration der staatlichen Macht während der traditionellen Gebetsfeste aus, die in Tibet dem Neujahrsfest Losar vorausgehen, dessen Beginn in diesem Jahr auf den 2. März fiel. Fotos davon finden Sie in der den ICT-Bericht begleitenden Fotogalerie auf der englischsprachigen Webseite der International Campaign for Tibet (http://www.savetibet.org/the-crackdown-in-tibet-under-xi-the-march-anniversaries-and-tibetan-new-year-as-xi-jinping-marks-a-year-in-power/).
Trotz dieses einschüchternden Klimas haben Tibeter in zahlreichen Fällen mit Eingaben und Appellen gegen die Stationierung von Truppen in Klöstern und bei religiösen Zusammenkünften, aber auch gegen „Verschwindenlassen“ und Folter durch die Behörden protestiert. Alleine bei der jährlichen Sitzung der regionalen „Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes“ in der Provinzhauptstadt von Qinghai, Xining, im Januar sollen laut den Schätzungen tibetischer Quellen mehrere hundert Einzelpetitionen vorgelegt worden sein. In einigen Fällen stammten diese von Eltern, deren Kinder ohne jede Benachrichtigung der Angehörigen für Monate in Haft genommen oder gefoltert worden waren. Offensichtlich betonten die Petenten, dass sie mit einem rechtmäßigen Vorgehen der Behörden einverstanden wären, Folter und „Verschwindenlassen“ jedoch auch gegen chinesisches Recht verstießen.
Einen englischsprachigen ICT-Bericht können Sie hier herunterladen: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_18032014.pdf.
Kontakt:
Kai Müller
Geschäftsführer
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
D-10435 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 27879086
Fax: +49 (0) 30 27879087
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel, London und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien

Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

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Kai Müller
Geschäftsführer / Executive Director
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